Das, was in den letzten Wochen und Monaten bereits vermutet wurde, ist jetzt eingetreten. Der Großteil der Bierproduktion wird nach Graz in das Brauhaus Puntigam verlagert, wo das Villacher Bier nach der bisherigen Rezeptur gebraut wird.
28 der 40 Mitarbeiter erhalten das Angebot, nach Graz zu wechseln, wenn sie dazu nicht bereit sind, werden sie mit 1. Mai gekündigt. Aus der großen Brauerei in Villach wird eine Stadtbrauerei, im Jahr sollen dort nur noch maximal 7.000 Hektoliter Bier gebraut werden. Außerdem soll es auch Führungen, Brauereikurse und eine Ausbildung zum Biersommelier geben.
Fristen sind abgelaufen
Die Villacher Brauerei wurde im Jahr 2014 von der Brau Union übernommen, die wiederum seit mehr als 20 Jahren Teil des Heineken-Konzerns ist. Bei der Übernahme mussten die neuen Eigentümer auf Verlangen der Wettbewerbsbehörde für Villach eine Standortgarantie von fünf Jahren und eine Garantie für die Marke Villacher Bier von acht Jahren abgeben. Und diese Fristen sind mittlerweile abgelaufen.
Villacher Brauerei
Keine Neuausschreibungen
Dass größere Veränderungen auf den Standort Villach zukommen, zeichnete sich schon länger ab durch personelle Veränderung in der Führung der Brauerei. Ende Jänner ging Thomas Santler als Vorstand in Pension, und Ende März verließ Marketingchef Peter Peschel die Villacher Brauerei, er ist jetzt Geschäftsführer der Tourismusregion Wörthersee. Und für beide Positionen gab es keine Neuausschreibung.
Stadt hat Pläne mit dem Areal
Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) hält das Zurückfahren des Standortes für einen schweren Fehler. Er müsse die Entscheidung aber akzeptieren. Die Stadt hat jedoch längst Pläne gemeinsam mit der Brau Union, sagte Vorstandsvorsitzender Hans Böhm: „ Wir geben das Areal frei für die weitere Stadtentwicklung. Wir wissen alle, dass es zu wenig Wohnungen gibt. Das NikolaiQuartier war schon ein Plan der Stadt. Jetzt gibt es noch mehr Raum, über 25.000 Quadratmeter freies Land.“ Vor allem dann, wenn auch das Logistikzentrum der Brauerei an einen anderen Standort in Villach verlegt wird. Nach einem solchen werde noch gesucht.
Kritik von Arbeiterkammer
Arbeiterkammer-Präsident Günter Goach kritisierte die Entscheidung in einer Aussendung. Zwischen den Jahren 2013 und 2015 hätten die Arbeitnehmer der Villacher Brauerei einen Lohnverzicht von rund 900.000 Euro hingenommen sowie einen verschlechterten Kollektivvertrag angenommen, um den Standort zu retten. Die Mitarbeiter nun mit 1. Mai zu kündigen sei „blanker Hohn“. Der Lohnentgang müsse den Mitarbeitern nun in Form eines Sozialplans zugutekommen. Die Arbeiterkammer werde alle Möglichkeiten ausschöpfen, um die Beschäftigten zu unterstützen, so Goach.