Gruppenfoto Pressekonferenz
Christof Glantschnig/ORF
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Wirtschaft

Agentur für Arbeitskräfte aus Drittstaaten

Kärnten gehen die Arbeitskräfte aus. Im März waren 5.500 Stellen offen, die Liste an Mangelberufen wird immer länger. Das Land versucht jetzt mit einer neuen Agentur, aktiv potenzielle Arbeitskräfte in Drittstaaten und auch in anderen Kontinenten anzuwerben.

Von einem „Leuchtturmprojekt“ und einem der wichtigsten Projekte im aktuellen Regierungsprogramm war bei der Pressekonferenz am Montag mehrfach die Rede. Ab 30. April soll die neue Agentur ihre Arbeit aufnehmen, zu Beginn für jene drei Branchen mit dem nach Ansicht der Sozialpartner größten Fachkräftemangel: Elektrotechnik, Metallbearbeitung sowie Pflege und Gesundheit.

Fachkräfte mit Deutschkenntnissen finden

Ab 1. Juni können Unternehmen aus diesen Branchen ihren Bedarf auf einer Plattform des Standortmarketings eingeben. Der Personaldienstleiter Trenkwalder soll mit seinem Netzwerk in Osteuropa, Asien und Afrika passende Fachkräfte mit entsprechenden Deutschkenntnissen finden und beim Behördenweg bis zur Rot-Weiß-Rot-Card begleiten. Vorstandsvorsitzender Mark Pollok: „Wir wollen die Brücke sein zwischen Unternehmen im Land hier und den ausländischen Märkten und dann schauen, dass wir das perfekte Match für beide Seiten finden.“

Agentur für Arbeitskräfteakquise

Internationale Arbeitskräfte sollen sesshaft werden

Das Carinthian International Center soll dann in Kärnten etwa bei Wohnungssuche, Familiennachzug und mehr helfen. Wirtschaftsreferent Sebastian Schuschnig (ÖVP): „Die neue Agentur wird internationale Arbeitskräfte nach Kärnten holen. Wir kümmern uns aber mit der gleichen Entschlossenheit um Onboarding und um Integrationsleistungen. Denn das Ziel ist nicht nur, dass Arbeitskräfte nach Kärnten kommen, sondern dass sie auch langfristig bei uns bleiben und sich wohlfühlen.“

Allein im Pflegebereich werden in Kärnten 400 neue Arbeitskräfte pro Jahr benötigt. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ): „Wir haben im letzten Jahr knapp 300 selbst geschafft und deshalb gehe ich davon aus, dass wir 70 bis 100 Pflegekräfte pro Jahr in Zukunft brauchen werden, um sicherzustellen, dass dieser Bedarf auch abgedeckt ist.“

Land investiert fünf Millionen pro Jahr

Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl sagte zur neuen Agentur: „Das sind natürlich Gehversuche, die jetzt am Beginn sind. Aber ich glaube, so könnten wir auch langfristig und mittelfristig einen deutlich höheren Anteil an qualifizierten Menschen nach Kärnten holen. Wir werden sie brauchen.“ Das Land investiert in das Projekt für die kommenden drei Jahre je fünf Millionen Euro. Teilnehmenden Betrieben kostet die erfolgreiche Vermittlung pro Fachkraft 3.500 Euro.

FPÖ bevorzugte Maßnahmen gegen Abwanderung

Kritisch sieht FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer die präsentierte Arbeitskräfteagentur: „Die Landesregierung sollte sich endlich darum kümmern, dass die eigenen jungen Leute Kärnten nicht fluchtartig verlassen, statt mit viel Steuergeld Personen aus Afrika und Asien zu suchen“. Die Abwanderung aus Kärnten müsse endlich gestoppt werden. Daher wäre es vernünftiger, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, die Lehre weiterzuentwickeln und mehr eigene Fachkräfte auszubilden.

Team Kärnten will nach einem Jahr evaluieren

Team Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte, das Modell nach einem Jahr genauestens zu evaluieren: „Wir sehen diese Maßnahme, die fünf Millionen Euro jährlich kostet, als Testballon. Ob des enormen Mitteleinsatzes muss dieser nach einer Testphase im Detail überprüft werden. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Vorhaben die gewünschten Ergebnisse im Sinne des Landes erzielt.“

Besser wäre es gewesen, auf das „bereits vorhandene und inzwischen gut aufgestellte Standortmarketing des Landes“ zu setzen, so Köfer. So schaffe man neuerlich Doppelstrukturen.