Serpentinen auf der Großglockner Hochalpenstraße
IMAGO/imagebroker
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Verkehr

Großglockner will staufreie Alternative sein

Die Tauernautobahn (A10) wird wegen Tunnelsanierungsarbeiten von Ende April bis Ende Oktober zumeist nur einspurig befahrbar sein, was die Verantwortlichen der Großglockner-Hochalpenstraße nun zum Anlass nehmen, sich als staufreie Alternative für den Urlauberverkehr nach Kärnten und Salzburg ins Spiel zu bringen.

Die Großglockner-Hochalpenstraße ist das größte und monumentalste Denkmal Österreichs. Stellt sich die Frage, ob und wie die Aktion „Staufrei über den Großglockner“ mit dem Klimawandel und der rekordverdächtigen Gletscherschmelze vereinbar sein kann? Eine Verkehrslawine im höchsten Schutzgebiet der Alpen auszulösen, glaubt GROHAG-Vorstand Johannes Hörl jedenfalls nicht: „Wir lösen keine zusätzlichen Fahrten und auch keinen Umweg aus. Diese Strecken sind im Wesentlichen gleich lang.“

Stau- oder Stop-and-Go-Verkehr auf der Autobahn seien in Sachen CO2-Emissionen weit umweltschädlicher und würden durch die Aktion vermieden oder zumindest vermindert, so Hörl: „Mit diesem Angebot werden wir den Verkehr entzerren und wir erreichen damit auch, dass die nationalen und internationalen Gäste langsamer fahren, nicht im Stau stehen, keinen Stau produzieren und dabei auch die Natur und die Hochgebirgswelt kennenlernen.“

Vergünstigungen für Hotelgäste

Die Straßenführung sei mit einer Steigung bis maximal zwölf Prozent für jedermann relativ leicht befahrbar. Um den Urlaubern den Weg durch das Hochgebirge darüber hinaus schmackhaft zu machen, wurde ein Sondertarif von 33 statt 43 Euro für Pkw eingeführt. Motorradlenker zahlen ebenfalls einen vergünstigten Tarif. Voraussetzung ist eine Buchungsbestätigung bei einem Kärntner, Salzburger oder Osttiroler Beherbergungsbetrieb.

Hörl: „Wenn Sie bedenken, dass die Großglockner-Hochalpenstraße ohnehin für viele auch reiseauslösend ist, viele Menschen aufgrund der Möglichkeit der geordneten Besucherlenkung in die Region und in den Nationalpark kommen, dann ist es wahrscheinlich für viele Leute auch eine gute Gelegenheit, ein bisschen günstiger dieses großartige Monument und diese Umgebung kennenzulernen.“

Ökologischer Fußabdruck laut GROHAG nicht gefährdet

Die GROHAG rechnet mit bis zu 20.000 Benutzern. Den eigenen ökologischen Fußabdruck habe man bereits um 90 Prozent vermindert, unter anderem durch die Reduktion der Höchstgeschwindigkeit von 100 auf 70 km/h und durch E-Mobilität. Entlang der Strecke gebe es bereits 80 Ladepunkte.

Scientists for Future kritisieren „Greenwashing“

Empört über den Vorschlag, die Hochalpenstraße als Alternativroute zu nutzen, zeigen sich Expertinnen und Experten der Fachgruppe für Mobilität der Scientists for Future in einer Aussendung. Man könne keinesfalls von einer als „klimaschonenden Alternative“ sprechen. Das habe mit Fakten und Realität wenig zu tun. So betrage die Strecke von Bischofshofen bis Spittal/Drau auf der A10 104 km, über die Glocknerstraße 188 km. Außerdem führe diese Route auf 2.500 Meter Höhe in hochsensibles, alpines Gelände. Eine Abkürzung in Richtung Italien über den Plöckenpass ist derzeit nicht möglich. Rechne man mit 1.000 Autos pro Tag über drei Monate, ergebe das über zehn Millionen Fahrkilometer und ein Co2-Ausstoß von 2.000 Tonnen neben der Feinstaubbelastung und entsprechenden Unfallzahlen, rechnen die Experten vor.