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Chronik

Anwalt: 15 Geschädigte von Anlagebetrüger

Ein mutmaßlicher Millionenbetrüger aus Villach sitzt in der Justizanstalt Klagenfurt in U-Haft, die bis Mai verlängert wurde. Der 53-jährige ehemalige Bankangestellte soll über Jahre Kunden bei Wertpapiergeschäften betrogen haben. Der Anwalt dreier Geschädigter spricht von aktuell 15 Fällen und einem Millionenschaden in zweistelliger Höhe.

Von 2006 bis 2023, also 17 Jahre lang, soll der 53 Jahre alte Villacher Kunden, die ihr Vermögen in Wertpapieren anlegen wollten, betrogen haben. Offiziell sprach die Staatsanwaltschaft von sieben Opfern mit einem Gesamtschaden von mehr als 300.000 Euro. Das sei aber wohl nur die Spitze des Eisbergs, heißt es. Aufgrund des langen Tatzeitraums und der Tatsache, dass sich laufend neue Betrugsopfer melden, sei von einer weitaus höheren Schadenssumme auszugehen. Der Anwalt, der drei Geschädigte vertritt, spricht von rund 15 Geschädigten und einer zweistelligen Millionensumme.

„Unklar, was mit dem Geld passierte“

Der Fall kam im vergangenen Sommer ins Rollen, als ein Kunde feststellen musste, dass sein Wertpapierkonto leer war. Daraufhin entließ die Bank den 53-Jährigen fristlos. Da der Mann aber auch danach noch Kunden kontaktiert hatte, wurde er in Untersuchungshaft genommen. Behördensprecher Markus Kitz sagte am Mittwoch, bis jetzt sei „absolut unklar, was er mit dem Geld gemacht hat, ob er es überhaupt veranlagt hat“. Es müsse ermittelt werden, ob der Verdächtige die ihm anvertrauten Gelder wie vereinbart veranlagt habe oder ob er von Anfang an den Vorsatz hatte, sie für sich selbst beiseite zu schaffen.

Wenn die Kunden einer hochriskanten Veranlagung zugestimmt und entsprechend belehrt wurden, wäre es auch möglich, dass die Ermittlungen am Ende keine Strafbarkeit ergeben, so Kitz. Die sieben bisher bekannten Opfer geben jedenfalls an, dass eine Veranlagung vereinbart war.

Vorwiegend ältere Opfer

Der Villacher Rechtsanwalt Martin Prett vertritt drei Kunden des Mannes, der immer nach dem gleichen Muster vorgegangen sein dürfte: „So wie ich das sehe, hat der Mitarbeiter der betreffenden Bank es insofern leicht gehabt, weil er sich immer ältere Opfer gesucht hat, die keinen Wert auf Onlinebanking gelegt haben und die es als besonderen Service begrüßt haben, dass ihre Kontoauszüge banklagernd sozusagen übergeben wurden.“ Wie sich später herausstellte wurden diese zum großen Teil gefälscht, wodurch es dem Tatverdächtigen über viele Jahre gelungen sei, den Anschein von hoch dotierten Wertpapierkonten aufrecht zu erhalten, ohne dass es die jetzt Geschädigten merkten, so Prett. Seine Mandanten hätten ihre ganzen Ersparnisse veranlagt. Wenn jemand sein Guthaben abheben wollte, etwa um ein Haus oder eine Wohnung zu finanzieren, sei das Geld auch tatsächlich ausbezahlt worden. Noch ist unklar, woher der Mann das Geld dafür nahm, sagt der Anwalt.

Anwalt: „Kunden“ noch nach Entlassung kontaktiert

Seines Wissens nach gebe es bisher 15 Geschädigte und einen zweistelligen Millionenbetrag als Schaden. "Das was für mich etwas unerklärlich ist, ist, dass der betreffende Mitarbeiter über Monate noch mit seinen Kunden telefonisch Kontakt hatte. Das war für diese auch nicht ungewöhnlich, weil meine Klienten immer wieder von ihm auch über sein Handy angerufen worden waren. Er hat dadurch versucht, die Angelegenheit zu vertuschen und das ist ihm bis vor Kurzem relativ gut gelungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des Betrugs und der Untreue. Für den Mann gilt die Unschuldsvermutung.

Volksbank: „Kooperation mit Behörden“

Am Montag meldete sich nun die Volksbank, bei der der Mann angestellt war, zu Wort. In einer schriftlichen Stellungnahme lässt die Bank wissen, dass man sofort nach Auftauchen des ersten begründeten Verdachts im Sommer 2023 gehandelt und den Mitarbeiter fristlos entlassen habe. Bei den Untersuchungen habe die Bank stets intensiv mit den Behörden kooperiert. Zitat: „Wir sind uns der Tragweite des Vorfalls bewusst und haben daher höchstes Interesse an einer lückenlosen Aufklärung“.