Über 1.000 feuerrote und historisch bedeutsame Ziegelsteine lagern im Depot der Abteilung Volkskunde des kärnten.museums. Die Sammlung wird vom Historiker und Biologen Andreas Kleewein betreut: „Diese Ziegelsammlung ist eine Dokumentation eines schon längst verschwundenen Kärnten Kulturgutes und zeigt die Vielfalt an Ziegelformen einerseits, aber auch Ziegeleiherstellern, die es ursprünglich gegeben hat.“ Hunderte waren es zur Blütezeit, alle wiedererkennbar an den charakteristischen Stempel-Prägungen.
Ziegel für besseren Brandschutz
Die Ziegelsteine wurden aus ganz Kärnten zusammengetragen, darunter auch zahlreiche Stadlgitterfenster, so Kleewein: „Stadlgitterfenster sind zum einen entstanden, damit man aus brandschutztechnischen Gründen die Stadel etwas besser konstruiert. Dazu sind italienische Ziegelschläger nach Kärnten gekommen. Aber Ziegel sind auch wertvolles Baumaterial insgesamt für den Stadelbau und für den Wohnhausbau.“
Über die vergangenen Jahrzehnte löste Betonstein den Ziegel als Baustoff zwar zunehmend ab, viele entdecken das Baumaterial aber wieder für sich. In Maria Saal baute Familie Loimer den alten, leerstehenden Kulturstadl in eine Zahnarztpraxis um. Die Stallhülle wurde zur Gänze erhalten, sagte Bauherr Lukas Loimer: „Das war von Anfang an klar, dass man die Außenansicht, die Maria Saal schon sehr lange prägt, intakt lässt und den Raum nutzt, der jetzt auch leider schon lange leer gestanden ist.“
Ausblick auf alte Ziegel
Das einstige Gebäude ist auch von innen sichtbar und spürbar. „Da haben wir auch geschaut bei der Architektur, dass man noch Blicke in dieses alte Gebäude hat. Von den Räumen sind wir jetzt auf relativ normaler Raumhöhe, aber im Wartebereich sieht man auch in den Dachstuhl hinauf und auch beim Aufgang wollte man noch diese Blicke belassen. Sie sind wunderschön, diese Ziegelfenster. Im Laufe des Tages ändert sich auch die Stimmung durch den Sonneneinfall und hat für den Zahnarztbesuch auch vielleicht ein bisschen beruhigende Wirkung“, so Loimer.
Für Ingeborg Müllner ein gelungenes Beispiel. Mit ihrem Verein der Stadlgucker setzt sie sich seit Jahrzehnten für den Erhalt dieser Baukultur ein: „Ich kämpfe seit 45 Jahren darum und es hat ein Umdenken stattgefunden, dass viele wieder die Stadl herrichten.“
Lohnender Umbau alter Ställe
Rote Ziegelgitterfenster zieren fast jedes alte Stallgebäude und gelten als Teil der heimischen Baukultur. Doch sie drohen, zu verschwinden. Auch strengere Vorgaben bei der Tierhaltung führen dazu, dass Ställe verfallen oder abgerissen werden. Eine Renovierung kann sich lohnen.
Biermanufaktur im alten Stall
Auch die Biermanufaktur Loncium in Kötschach-Mauthen ist in einem alten Stallgebäude untergebracht. Die Entscheidung dazu fiel ganz bewusst, sagt Geschäftsführer Klaus Feistritzer: „Wir wollten niemals so eine Industriehalle bauen. Wir wollten nicht aus dem Ort raus, sondern wir wollten das nutzen, was da ist. Und das war finanziell logischerweise das Gescheiteste, innen neue Fenster zu machen und es außen stehen zu lassen.“
Auch ein Teil des angrenzenden Hotelbetriebs ist im Stall untergebracht, oben drauf wurde ein zusätzlicher Wohnbereich geschaffen. Dort, wo einst die Stallbrücke war, ist nun ein Sudhaus untergebracht. In der Tenne im ersten Stock befinden sich Abfüllanlage und Büros, so Feistritzer: „Wir sind, glaube ich, die einzige Brauerei, die im ersten Stock die Flaschenabfüllerei hat. Aber der Boden ist stabil, es hält alles.“ Ein Umbau, der sich offenbar lohnt und auch gegen die Bodenversiegelung wirkt.