„Auch wenn der Karfreitag für uns kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, spielt er in allen christlichen Kirchen eine ganz zentrale und bedeutende Rolle. Es gibt eine politische Dimension des Karfreitags, die bis in unsere Gegenwart aktuell ist und es gibt eine heilsgeschichtliche Bedeutung, die für alle Christinnen und Christen ganz zentral und wesentlich ist. Die politische Dimension des Karfreitags erinnert uns daran, dass Jesus für die römische Besatzungsmacht unter Pontius Pilatus ein Aufwiegler, ein Störenfried gewesen ist, den man beseitigen musste. Für das religiöse jüdische Establishment war Jesus ein Gotteslästerer, der Gesetze in Frage stellt und den Menschen in den Mittelpunkt stellt.“
Superintendet Manfred Sauer
Karfreitag ist der höchste Feiertag der Protestanten. Superintendent Manfred Sauer mit seinen Gedanken zum Tag und der Lage der Welt.
„Und das führt uns mitten in die Gegenwart, wo wir das, leider Gottes, immer noch erleben, dass Regimes, die diktatorisch ausgerichtet sind, ihre Macht erhalten wollen und Menschen, die für die Freiheit eintreten, ins Gefängnis werfen, foltern und sogar töten. Mit Karfreitag und mit dem Blick auf Jesus Christus ermutigt uns Gott selber, immer wieder auch für Freiheit, für Liebe und Menschlichkeit einzutreten und einzustehen. Der Blick aufs Kreuz und auf Karfreitag eröffnet einen neuen Blick auf Gott selber. Es ist ein Mysterium, dass Gott diesen Weg der Hingabe in seinem Sohn gegangen ist, der das Leiden und Sterben auf sich genommen hat, zur Vergebung der Schuld und damit einen Neuanfang ermöglicht. Leid, Kreuz, Sterben, das alles ist ein wesentliches Moment in unserem Leben, das nicht ausgeklammert wird, sondern es bekommt durch Karfreitag eine neue Dimension. Gott selber geht mit auch unseren Weg durch das Leiden und er erlöst und schafft damit die Möglichkeit eines Neuanfangs.“