Symbolbild Männerhände
ORF
ORF
Gesundheit

Alkohol: Ein Drittel schafft den Entzug

Dem jüngsten Suchtbericht zufolge haben etwa 15 Prozent der Bevölkerung einen gesundheitsgefährdenden Umgang mit Alkohol, wobei die Dunkelziffer Experten zufolge noch höher sein dürfte. Nach einer Langzeittherapie wie sie in Kärnten auf der Saualm und der Flattnitz angeboten wird, schafft es immerhin rund ein Drittel der Betroffenen, trocken zu bleiben.

Alkohol ist als legale Droge überall erhältlich und gehört auch deshalb in vielen Familien zum Alltag. Bereits ab einem Viertel Wein oder einem großen Bier täglich sprechen die Ärzte von einem riskanten Alkoholkonsum. Männer sind etwa doppelt so häufig wie Frauen betroffen. So haben 19 Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen einen problematischen Alkoholkonsum. Dieser nimmt mit steigendem Alter zu und ist zwischen 40 und 70 Jahren am häufigsten. Auch nach einem körperlichen Entzug ist die Rückfallquote relativ hoch, nach einer Langzeittherapie – die zwischen 6 und 18 Monate dauern kann – schafft es aber immerhin rund ein Drittel der Betroffenen, trocken zu bleiben.

Ein Problem: „Alkohol gehört überall dazu“

Ein problematisches Trinkverhalten überträgt sich oft von einer Generation auf die nächste, sagt Josef Kirschner. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Neurologie am Klinikum Klagenfurt und bei Revita, einer auf Langzeittherapie von Alkohol- und Medikamentensucht spezialisierten Einrichtung auf der Saualpe und der Flattnitz. Kirschner zufolge muss sich die Auffassung ändern, wonach Alkoholabhängigkeit als eine Art Willensschwäche gesehen wird, „wo es eh keine Lösung oder keine Hilfe gibt“. Aber auch allgemein, was den Wert in der Gesellschaft betrifft – „Alkohol gehört bei uns einfach überall dazu.“

Revita Therapiezentrum außen
ORF
Revita-Therapiezentrum

Ziel der Therapie: Lösungs-Alternativen finden

Die Rückfallquote ist auch nach einem körperlichen Entzug relativ hoch. Sieben Entzüge oder mehr sind keine Ausnahme. Die Klienten für die Langzeittherapie bei Revita, die zwischen sechs bis maximal 18 Monate dauern kann, kommen aus ganz Österreich. Die Dauer hängt von den Herkunftsbundesländern ab, die die Therapie genehmigen und bezahlen müssen.

„Die Idee der Therapie ist, dass ich einmal die Ursachen herauskriege, also die Funktion des Alkohols, für was habe ich es eingesetzt und dann muss ich natürlich wieder Wege finden, anstatt Alkohol wirkliche Lösungen zu finden. Im Prinzip kann man sagen, ein Suchtmittel ist immer nur ein Lösungsversuch“, so der Experte.

Betroffener zu Therapie: „Rate jedem es zu versuchen“

Herr A. ist seit 6. November auf der Saualm und als einer der ersten Klienten in das renovierte Therapiezentrum eingezogen. Es ist sein siebenter Versuch, trocken zu bleiben. Er arbeitete fast 20 Jahre auf einer Tankstelle und war irgendwann selbst sein bester Gast. „Es gibt genug, die das Problem haben und ich habe es von mir aus geschafft, dass ich da was unternehme. Ich rate jedem, der denkt, dass er ein Problem hat, den Versuch zu starten.“ Derzeit werden etwa 50 Klientinnen und Klienten betreut, beide Langzeit-Therapie-Einrichtungen sind über Monate hin ausgebucht. Am Ende ist jeder Tag ohne Alkohol ein Gewinn an Lebensqualität.