Eisvogel startet aus dem Wasser
Edwin Butter – stock.adobe.com
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Tiere

Eisvögel brüten gerne versteckt

Der europäische Eisvogel zählt in Kärnten zu den stark gefährdeten Gattungen. Vor allem die starke Verbauung von Fluss- und Bachufern setzt ihm zu. Damit die bestehende Population erhalten bleibt bzw. sich vergrößert, werden bestehende Brutwände – zum Beispiel im Rosental, entlang der Drau – neu hergerichtet.

Werner Petutschnig vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten: „Bei einer Erhebung sind wir auf 30 bis 40 Brutpaare gekommen. Das sind sehr wenig. Deswegen ist der Eisvogel auch auf der roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Österreichweit schaut es ein bisschen besser aus, da haben wir doch etwas mehr als 500 Brutpaare, vor allem im Osten. In den Alpen ist der Vogel nach wie vor selten.“

Eisvögel
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Drei Eisvögel auf einem Ast

Immer mehr Eisvögel überwintern hierzulande

Der Eisvogel gehört zu den buntesten Vögeln in Kärnten, so der Experte: „Er ist oben so schön blau gefärbt, am Bauch orange, hat die Größe von einem Star und ist speziell an Gewässern anzutreffen. Er frisst fast nur Fische.“

Die meisten Eisvögel überwintern etwas südlicher, weil „wenn die Gewässer zufrieren, finden sie hier keine Nahrung mehr. Sie müssen ausweichen“, so Petutschnig. In seinem Bestand ist der Eisvogel stark schwankend. „Gerade früher, als es noch stärkere Winter gab, wurden die Bestände dezimiert. In den letzten Jahren sind die Winter nicht mehr so hart. Da haben wir auch während der Wasservogelzählung im Jänner mehr Exemplare. Am Anfang war das sehr selten und jetzt haben wir doch schon 20 bis 25, die wir jährlich zählen. Das heißt, dass der Vogel teilweise den Winter bei uns überdauern kann.“

Die Vögel, die in den Süden auswichen, kommen Ende März zurück und beziehen dann ihre Reviere, die von Petutschnig und freiwilligen Helfern präpariert werden. Sie adaptieren die Steilfläche, die zur Drau hinschaut, als Brutplatz.

Werner Petutschnig
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Werner Petutschnig

Brutkessel als sichere „Kinderstube“

Von einem Bruterfolg sprechen die Experten, wenn der Vogel tatsächlich seine Jungen ausbrüten kann und diese dann ausfliegen. „Es werden so sechs bis sieben Eier gelegt, die 14 Tage, meist vom Weibchen, bebrütet werden. Das muss man sich so vorstellen: Er gräbt eine zwischen 60 und 100 Zentimeter lange Bruthöhle, Brutröhre in die Wand und ganz hinten drinnen befindet sich dann der Brutkessel. Dort werden die Eier abgelegt. Nachdem die Jungen schlüpfen, werden sie noch ca. 14 Tage von beiden Eltern mit Fischen gefüttert. Dann müssen sie schauen, dass sie selbst zurechtkommen, weil dann steht schon die zweite Brut an. In günstigen Revieren kommt es sogar zu einer dritten Brut im Herbst, also im August, September.“

Werner Petutschnig säubert Eingang von Eisvogel Bruthöhle
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Bruthöhlen werden vor Eindringlingen geschützt

Werner Petutschnig führt seit mehr als 15 Jahren gemeinsam mit freiwilligen Helfern von BirdLife und dem Naturwissenschaftlichen Verein für Kärnten jährlich Grabungen durch, um die Brutwände für den Eisvogel wieder herzustellen. Flächen, die über den Winter abgebrochen sind werden wieder senkrecht gemacht: „Man muss das machen. Die Wand muss senkrecht sein, damit diese Brutplätze geschützt sind. Es gibt jede Menge Tiere, die die Jungen in der Höhle ausgraben und fressen wollen. Ob das ein Marder ist oder ein Fuchs oder selbst ein Wiesel. Wenn sie hinauf in die Höhlen gelangen, dann ist das das Aus für die Brut.“

Werner Petutschnig und Helfer vor Eisvogel-Bruthöhle im Rosental
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Werner Petutschnig und Hobbyornithologe Philipp Rauscher

Natürliche Brutplätze werden immer seltener

Welches Revier zum Brüten passt, das entscheidet das Eisvogel-Weibchen: „Es geht darum, die besten Brutplätze zu sichern, gegen Rivalen zu verteidigen. Es gibt aber nur mehr sehr wenige natürliche Brutplätze, weil die Flüsse in der Vergangenheit immer mehr verbaut wurden und diese Uferumbrüche bis heute gesichert werden.“ Das sei tödlich für den Eisvogel, weil er seinen Brutplatz verliere. Das äußere sich im geringen Bestand von derzeit 30 Brutpaaren. „Wir müssen daher schauen, dass wir ihnen helfen, diese wenigen Brutplätze, die es gibt, zu erhalten und sie jedes Jahr in Stand setzen.“

Eisvogel Bruthöhle
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Balz läutet Partnersuche ein

Unterstützt wird Werner Petutschnig von dem Hobbyornithologen Philipp Rauscher. Mit Schaufel in der Hand und Fernglas um den Hals ist er voll einsatzbereit: „Ich beobachte eigentlich in jeder Minute, in der ich Zeit habe, Vögel. Es kann überall ein Vogel auftauchen, ein regelmäßig vorkommender oder auch ein seltener und man weiß nie, wann es soweit ist.“

Jetzt ist es jedenfalls soweit, dass die Vögel und nicht nur die in Kärnten lebenden europäischen Eisvögel einen Partner suchen, denn die Balzzeit hat begonnen: „Die Eisvögel singen eigentlich sehr verhalten, da wird man nicht viel Gesang wahrnehmen, aber sie verteidigen ihr Revier eisern gegen Eindringlinge.“

Freiwillige Naturschützer und auch Tierschützer sind immer willkommen, um die Brutplätze der Eisvögel instand zu setzen. Sie können sich an Werner Petutschnig vom Naturwissenschaftlichen Verein Kärnten, dem Projektleiter für Eisvogelbrutwände, telefonisch unter 0664/80 536 18426 wenden.