Teilnehmer Kinderschutz Fachtagung
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Soziales

Kinderschutz-Tagung: Heranwachsende einbeziehen

Im Villacher Congress Center hat am Mittwoch unter dem Motto „Wer bestimmt hier eigentlich?“ die Kinderschutzfachtagung des Landes und der Landespolizeidirektion stattgefunden. 500 Experten aus den Bereichen Jugendhilfe, Soziales, Medizin, Bildung und Polizei nahmen teil. Appelliert wurde an die Einbeziehung der Heranwachsenden.

Bei Kindern und Jugendlichen läuft die Kriminalitätsentwicklung entgegen dem allgemeinen Trend: Die Zahl der Anzeigen wegen Körperverletzung, Diebstahl oder Suchtmitteldelikten steigt bei ihnen teils stark an, sagt Gottlieb Türk, Leiter des Landeskriminalamtes. Gleichzeitig steigt auch die Zahl der Opfer unter den Zehn- bis 18-Jährigen.

Die Polizei setzt auf Vorbeugung, so Türk: „Wir haben ein sehr breites Netz an Präventionsbeamten, die fachlich in den verschiedenen Sparten ausgebildet sind und wir in Summe mehrere tausend Maßnahmen, Veranstaltungen, Beratungen pro Jahr durchführen in Schulen, aber auch auf Veranstaltungen im Bereich von Kindern, Jugendlichen, älteren Personen, auf Messen und so weiter. Also hier sind wir stark tätig.“

Kinderschutz Tagung
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Kinder und Jugendliche ernst nehmen

In Krankenhäusern könne Personalnot und Zeitdruck zu struktureller Gewalt gegenüber jungen Patienten führen, sagt Thomas Trabi, Primarius für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Klinikum Klagenfurt. Man müsse Fehler offen ansprechen und versuchen daraus zu lernen. In der Behandlung müsse man Kinder und Jugendliche jedenfalls ernst nehmen: „Wenn der Jugendliche Argumente hat, warum man ein Medikament zum Beispiel nicht nehmen möchte, dann muss ich versuchen, darauf auch zu reagieren. Vielleicht gibt es etwas anderes, das diese Nebenwirkungen nicht besitzt. Vielleicht ist das Medikament nicht unbedingt zwingend notwendig."

Gerade Jugendliche seien gute Lehrmeister für Ärzte im Umgang mit Patienten, denn wenn Jugendliche nicht gut über ihre Behandlung aufgeklärt werden, nehmen sie diese nicht an, so Trabi.

Umsetzung in der Praxis

Rechte von Kindern auf Teilhabe und Mitbestimmung sind in der UN-Kinderrechtskonvention und Gesetzen festgeschrieben, sagte die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe, Christine Gaschler-Andreasch: „Wichtig ist aber, dass das in der Praxis, im Alltag gelebt, wahrgenommen und umgesetzt wird. Weil nur dann können wir richtige und gute Wege für die Zukunft der Betroffenen aufzeigen und gemeinsam gehen.“

Mit der Kinderschutzfachtagung soll die fächerübergreifende Vernetzung und Zusammenarbeit vorangetrieben werden. Das Ziel laute Betroffene Kinder, Jugendliche und Familien zu Beteiligen zu machen, so Jugendreferentin Sara Schaar (SPÖ).