Kleinkraftwerk von Oben
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Wirtschaft

Kleinkraftwerke brauchen „langen Atem“

Die ca. 350 Wasser-Kleinkraftwerke in Kärnten könnten im Schnitt alle heimischen Haushalte mit Strom versorgen. Das Problem ist aber: Es dauert bis zu 14 Jahre, bis solche Projekte umgesetzt werden können. Der hohe Strompreis macht die Pläne aber wieder interessanter. Das jüngste Projekt steht in einem Graben in der Gemeinde Feistritz an der Gail.

In der 700-Einwohner-Gemeinde Feistritz an der Gail wurde ein Kleinkraftwerk fertiggestellt, das genug Energie erzeugt, um eine weitere Gemeinde zu versorgen. Zwei Bäche wurden angezapft, um das Wasser über eine Leitung zur Turbine zu leiten. Bauleiter Roman Eineter: „Wir sind noch bei circa 2.800 Laufmeter Leitung, Durchmesser 60 Zentimeter, die wir über Wasser, unter Wasser und horizontal und teilweise auch vertikal eingebaut haben.“

Kleinkraftwerk
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Kleinkraftwerk in Feistritz an der Gail

30 Jahre für Schwarze Zahlen: „Jedes Jahr zählt“

Trotz einer Förderung von einer Million Euro und einer gut vorbereiteten Planung dauerte es 14 Jahre bis zur Fertigstellung des Projekts. Das Behördenverfahren dauerte zwei Jahre, in 30 Jahren soll das Projekt in den schwarzen Zahlen sein. Markus Melchior (ÖVP-Gemeinderat) vom Ausschuss für Elektrifizierung sagte: „Wir hoffen natürlich, dass wir das Ganze in den 30 Jahren zurückzahlen können, wenn es mit dem Strompreis so weitergeht, wird es natürlich oder hoffentlich früher sein.“ Jedes Jahr „zähle“, so Melchior.

Stockenboi: Grundeigentümer mussten überzeugt werden

Trotz einiger Hürden ist es auch in der Gemeinde Stockenboi gelungen, ein Kleinkraftwerk zu errichten, das seit 2017 den Abfluss des Weißensees nutzt. Auch hier war der Weg zur Realisierung lang und bürokratisch, erzählt Christoph Aste vom Verein „Kleinwasserkraftwerke“: „Auch am Weißenbach war es ein hürdenreicher Bürokratieweg, fünf Jahre dauerte es bis zum Bau. Wir hatten relativ viele Rechtsmaterien zu bewältigen, wie Forstrecht, Naturschutzrecht, Wasserrecht, Elektrizitätsrecht und energierechtliche Themen und dann mussten wir sehr viele Grundeigentümer mit ins Boot bringen.“

Neuestes Klein-Kraftwerk in Feistritz

„Öffentliches Interesse“ stärker in den Köpfen verankern

Rechnerisch liefert das Kraftwerk Gassen Strom für mehrere Gemeinden, im Winter wasserbedingt weniger als im Sommer. Hier ist die fast zweieinhalb Kilometer lange Leitung 140 Zentimeter stark. Die Energie kommt aus 50 Metern Höhenunterschied. Danach gefragt, wie sich die Realisierung solcher Projekte vereinfachen ließe, so Christoph Aste: „Die EU sagt in ihrer RET3-Richtlinie, dass der Ausbau der erneuerbaren Energieanlagen überwiegendes öffentliches Interesse hat. Das müsste in Kärnten noch besser ankommen, auch bei den Behörden, damit diese Abwägung schneller funktionieren kann.“

Eines der nächsten Kleinkraftwerke könnte in Bad Kleinkirchheim in Planung gehen. Auch hier in der Hoffnung, dass das Kleinkraftwerk einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten könnte.