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Wirtschaft

Teuerung: Immer mehr Häuslbau im Pfusch

Jedes zweite Haus in Kärnten entsteht teilweise durch Pfusch. Zu dem Ergebnis kommt Ökonom Friedrich Schneider. Viele Handwerker könnten über Schwarzarbeit Einkommensverluste ausgleichen, viele Kunden sich in Zeiten der Teuerung Geld sparen. Doch neben Gewinnern gibt es auch Verlierer.

Vom ersten Spatenstich bis zum letzten Pinselstrich: Viele können sich einen Hausbau kaum noch leisten und auch die Betriebe leiden. Manfred Zechner, Geschäftsführer der Sparte Gewerbe und Handwerk, sagte, es sei ein typisches Phänomen in Zeiten, in denen die Konjunktur nach unten gehe und auch mehr Menschen ihre Arbeit verlieren, dass das auch einhergehe mit einer Zunahme von unbefugter Gewerbeausübung. Die Schattenwirtschaft floriert laut Wirtschaftskammer. Das Erhebungsreferat erfasste 2023 über 600 Pfuscher-Meldungen und zeigte über 100 Fälle an. Eine Milliarde Euro wurde über das Jahr ohne Rechnung umgesetzt.

Die meisten Fälle wurden aus den Bezirken Klagenfurt-Stadt, Villach-Land und Villach-Stadt gemeldet, die wenigsten aus dem Bezirk Hermagor. Die Schattenwirtschaft wächst nicht nur im Baugewerbe und bei Handwerksbetrieben, sondern auch im Bereich der „haushaltsnahen Dienstleistungen“ sowie im Transportgewerbe.

„Wirtschaft profitiert“

Der Schwarzarbeitsexperte Friedrich Schneider sagte, die Wirtschaft profitiere massiv vom Pfusch. Zusätzlich verdientes Geld würde zu 80 Prozent wieder in die Kärntner Wirtschaft fließen: „Einige verlieren, aber die meisten Baufirmen mit dem berühmten Taferl organisieren sich oder finden sich damit ab. Man hat das Taferl hingestellt, am Wochenende wird gepfuscht, unter der Woche offiziell gearbeitet. So entsteht jedes zweite Haus in Kärnten.“

Dass tatsächlich bei jedem zweiten Hausbau in Kärnten gepfuscht wird, kann sich Zechner nicht vorstellen: „Allein aufgrund der Tatsache, dass sie ja gewisse Ausführungsbestätigungen brauchen, auch der Baumeister muss bestätigen, dass das Gebäude nach Kärntner Bauordnung und nach den Vorschriften und Auflagen errichtet wurde.“

Versicherungen fallen um Beiträge um

Die Verlierer von Schwarzarbeit sind neben ehrlichen Betrieben die Sozialversicherungsträger. Sie haben weniger Einnahmen und müssen zugleich etwa Pfuscher-Unfälle abgelten. Die Steuerverluste für den Staat halten sich aber in Grenzen, denn auch das „schwarz“ verdiente Geld werde wieder ausgegeben, so Schneider. Im Kampf gegen organisierte Schwarzarbeit fordert die Wirtschaftskammer erneut die Wiedereinführung des Handwerkerbonus und die Senkung der Lohnnebenkosten.

Österreichweit stieg der Wert illegal erbrachter Dienstleistungen voriges Jahr so stark an, wie seit über 25 Jahren nicht mehr. Auch heuer rechnet Schneider mit einem weiteren Anstieg der Schattenwirtschaft.