Rückwirkend mit Jänner soll ein verbesserter Leistungskatalog umgesetzt werden. Die Verhandlungen dazu mit der Wirtschaftskammer seien in der Zielgeraden, heißt es von der Sozialversicherung der Selbstständigen und Bauern auf ORF-Anfrage: „Vorgesehen ist – und dies bereits rückwirkend ab 1.1.2024 – eine weitgehende Gleichbehandlung der SVS-Versicherten mit den Versicherten der ÖGK und der BVAEB.“
Tarifklassen für Kinder verbessert
Neben einheitlichen Tarifklassen werde auch die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit höherwertigen Perücken verbessert. Es werde mehr Vertragspartner geben und die kostspielige Vorfinanzierung der Perücken für die Versicherten entfalle, so die SVS.
Die bundesweit einheitlichen Tarife mit allen Sozialversicherungsträgern verhandelte Friseurmeister Peter Pfister: „Bei den ersten Gesprächen mit den Versicherungsträgern war für mich offensichtlich, dass da eine Ungerechtigkeit in Österreich herrscht. Alle Versicherten zahlen im Prinzip gleich viel an die Versicherungsträger im Verhältnis zu ihrem Lohn und es gibt eine absolute Ungleichheit bei den Leistungsmöglichkeiten.“
Medizinische Perücken
Gleiche Regeln in ganz Österreich
Ein Beispiel: Früher bekamen Versicherte in fünf Bundesländern 358 Euro zurück – für die gleiche Krankheit und eine vergleichbare Perücke gab es in Kärnten fallweise bis zu 1.300 Euro, so Pfister. Seit einem Jahr gelten für alle Bundesländer und Sozialversicherungen die gleichen Regeln. Übernommen werden rund 90 Prozent der Kosten bei einer Perücke bis zu 1.200 Euro.
Erleichterungen auch bei Alopecia
Der neue Vertrag bringt auch für Alopecia-Patientinnen und Patienten mit krankhaftem Haarausfall Verbesserungen mit sich, früher mussten Betroffene für jede neue Perücke eine fachärztliche Bewilligung einholen, so Pfister: „Das ist jetzt geändert mit der neuen Version für 2024, dass es dort nur bei Erstdiagnose eine Facharztverordnung braucht und dann die Nachfolgediagnose dann wieder eine normale ärztliche Verordnung.“ Damit würden auch für Alopecia-Patienten die bisher langen Wartezeiten entfallen.
Betroffenen hilft anderen
Eine Betroffene ist Janine Baumann. Sie lernte, mit Alopecia totalis zu leben und machte ihre Krankheit zum Beruf – sie verkauft Perücken. „Alles, was du verstecken willst, macht dich angreifbar“, sagt sie. Janine Baumanns Perückengeschäft gilt zwar wegen provokanter Werbesujets als Aufreger, sich selbst ohne Haare zu akzeptieren war dennoch ein langer und schmerzhafter Prozess: „Ich konnte eine Modenschau laufen mit tausend Leuten, ohne Haare. Aber mit einem Mann, den ich gerade kennengelernt habe, dem konnte ich mich nicht ohne Haare zeigen. Das war für mich nochmal nackig machen. Ich mache mir zur Aufgabe, anderen Frauen bei diesem Prozess unter die Arme zu greifen und sie zu unterstützen.“
Perückenberatung im Hausbesuch
Rund 42.000 Krebs-Neuerkrankungen gibt es pro Jahr in Österreich. Diesen Menschen ein Stück Normalität wiederzugeben, ist auch das Ziel von Carmen Trapic. Sie bietet kärntenweit Hausbesuche zum Aussuchen von Perücken an. Beim Thema Haarverlust fühlen viele sich allein gelassen: „Grundsätzlich kämpfen sie mit dem Verlust des Selbstwerts. Man bekommt die Diagnose, der Nebeneffekt des Haarverlusts ist zusätzlich eine Belastung, vor allem für Frauen.“