Inge Vavra
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Kultur

Inge Vavra sieht rot

Anfang April feiert Inge Vavra ihren 82. Geburtstag. Derzeit arbeitet sie an einem großen Kunst am Bau Projekt für Deinsdorf und zeigt in der Galerie M in Klagenfurt neue Arbeiten. Im Mittelpunkt stehen verwelkte Blumen, die fotografiert und dann – zeichnerisch überarbeitet – intensiv rot sind.

Der Schlüssel zu Vavras Lieblingsfarbe findet sich auch in der Ausstellung in Form von zwei kleinen schwarz-weißen Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg. „Es ist ein winzig kleiner Angelpunkt, der eigentlich kaum auffällt, aber es ist für mich wichtig“, so die Künstlerin.

Blütenbild von Inge Vavra
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Ein Foto zeigt Inge Vavra als kleines Mädchen, das andere die Ruinen nach den Bombenangriffen auf Augsburg, wo sie 1942 geboren wurde. Beim Nachdenken erschloss sich für sie das damals erlebte Feuer als „Initialzündung“ für die Werke: „Es war mit ein Movens (Beweggrund, Anm.) für die Ausstellung, mich damit zu beschäftigen: Wo kehrt das Rot immer wieder? Warum interessiert mich das, wieso interessieren mich eigentlich Steine, Gesteinslandschaften und gibt es da überhaupt einen Zusammenhang?“

Blütenbild von Inge Vavra
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Von der Stärke des Feuers und des Gesteins

Besonders gut zeigt sich dieser Zusammenhang bei zwei Arbeiten. Ausgangspunkt ist immer eine Blüte. Das eine Bild ist grau und schwarz. Vavra erinnert es an Ruinen, trockenes Gestein. Beim zweiten Bild ist die Blüte strahlend rot und voller Leben: „Wie eine Flamme geblieben ist es Feuer. Insofern haben sie eine Beziehung zueinander, das Feuer ist etwas Hochgefährliches, der Stein ist etwas Hochstabiles, aber das Feuer kann zugleich den stärksten Stein kaputt machen.“

Gesteinsbilder von Inge Vavra
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Vielseitigkeit als Leitmotiv

Ganz nah und genau sieht man diese vertrockneten Blüten, sieht, wo die Künstlerin mit dem Malstift eingriff. Manchmal geht sie noch einen Schritt weiter und kombiniert lila und violette Blüten mit grauem Gestein. „Dann hat sich das so ergeben. Das Wort Spätherbst, mit dem ich sie benannt habe, ist vieldeutig, auch für mich persönlich trifft es zu, nicht? Ja, so hat sich eben das ergeben, dass diese verwelkenden oder verwelkten Blüten einerseits noch eine Spur von Lebendigkeit haben, aber andererseits natürlich in einen anderen Zustand übergegangen sind.“ Sie sind so anders, dass man sie sich gut auch als abstrakte Skulpturen vorstellen kann.

Inge Vavra

Jüngling vom Magdalensberg trifft auf Iphigenie von Tauris

Vavra bereitet auch das Arbeiten mit dem Raum, das Gestalten von Plätzen, großes Vergnügen. Nach Deinsdorf bringt sie unter anderem zwei Glasobjekte, die in der Nacht leuchten. Mit dabei ist ein Bild des Jünglings vom Magdalensberg und die Iphigenie von Tauris. Weil deren Oberfläche ein wenig zersprungen ist habe sie in der Kopie etwas nachgeholfen, erklärt die Künstlerin. Dadurch würden dem Betrachter die Sprünge nicht sofort ins Auge springen: „Obwohl es grafisch gesehen sehr schön wäre, aber der Jüngling, der als Guss wieder hier vorhanden ist, dem kann ich also schwerlich eine in die Jahre gekommene, also etwas zerstörte Iphigenie daneben stellen.“ Der ganze Platz soll zu einem Ort der Begegnung werden: Freundlich, bunt und offen. Die Arbeiten für das Kunst am Bau-Projekt in Deinsdorf laufen noch.

Iphigenie Tauriska von Inge Vavra
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Iphigenie Tauriska von Inge Vavra

Künstlerin denkt noch lange nicht ans Aufhören

Während viele Menschen sehnlich darauf warten, dass sie endlich zu arbeiten aufhören können kennt Vavra das Wort Pension nicht: „Was soll das? Da sind mir Rente und Ausgedinge schon lieber. Wenn es nicht mehr geht gehe ich ins Ausgedinge.“ Inge Vavras Ausstellung „Basso Continuo“ in der Galerie M in Klagenfurt ist noch bis 10. Februar zu sehen. Sie versteht es als eine große Liebeserklärung an das Leben und die Kunst.