Symbolbild Kindergarten Puppe
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Soziales

Nachholbedarf bei Kleinkindbetreuung

Mittwoch ist Tag der Elementarpädagogik. In Wien wird gestreikt, weil zu wenige Pädagoginnen für zu viele Kinder zuständig seien. In Kärnten entspanne sich die Situation, seit das neue Bildungs- und Betreuungsgesetz in Kraft sei, sagen Vertreterinnen der Berufsgruppe. Ein Manko sei noch die Kleinkindbetreuung.

Streik und Proteste habe man schon gehabt, sagt die stellvertretende Obfrau der Berufsgruppe der elementaren Bildungseinrichtungen Kärnten (BEBEK), Marianne Kapelarie. Sie leitet auch den Hort in der Gemeinde Magdalensberg. Jetzt sei man auf einem guten Weg, sagte Kapelarie. Seit wenigen Monaten sei ja das neue Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz in Kraft, das eine schrittweise Reduzierung der Kindergruppen bis zum Jahr 2028 auf maximal 20 Kinder vorsieht. Ein Manko bleibe aber die Kleinkindbetreuung in den Kindertageseinrichtungen (Kitas).

„Im Kita-Bereich ist das leider noch nicht der Fall. Es ist uns aber versprochen worden und wir haben das auch als Forderung unsererseits, dass es noch sehr zeitnah in Angriff genommen wird, dass jetzt auch in der Kita der Fokus auf einem anderen Personal-Kind-Schlüssel liegt. Da ist ein Schlüssel von zwölf Kindern und drei Pädagoginnen“, so Kapelarie.

Manche warfen das Handtuch

Es gebe auch nach wie vor zu wenige Elementarpädagogen, egal ob im städtischen Bereich oder in den ländlichen Gemeinden. Es würden Kräfte fehlen, es fehle aber auch der Nachwuchs und viele Kolleginnen hätten – weil die Bedingungen schlecht waren – den Beruf gewechselt, so Kapelarie: „Was wir leider sehen, dass manche, die teilweise bis zu zwei Jahrzehnte im Berufsleben gestanden sind, der Elementarpädagogik den Rücken gekehrt haben, weil sie gesagt haben, unter diesen Rahmenbedingungen können wir nicht mehr weiterarbeiten.“

Diese Elementarpädagogen hätte man verloren. Eine weitere Forderung am Tag der Elementarpädagogik sei es, die Inklusion voranzutreiben, so Kapelarie.

SPÖ: „Größte Reform“ in Kraft getreten

Von der Kärntner SPÖ hieß es in einer Aussendung, beim Ausbau flexibler Kinderbildungs- und – betreuungseinrichtungen werde „weiter Tempo gemacht“. Auf Initiative der SPÖ sei „die größte Reform im Bereich der Elementarpädagogik in Kärnten seit Jahrzehnten“ im Vorjahr in Kraft getreten. Land, Gemeinden und Träger hätten nicht nur die Anzahl an Plätzen weiter ausgebaut, sondern auch die Qualität für Kinder, Familien und Pädagoginnen und Pädagogen angehoben und deutlich attraktivere Gehälter umgesetzt.

Auch Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sollen nun in die Pflicht genommen werden, um Maßnahmen zu ergreifen, die betriebliche Kinderbildung- und –betreuung auszubauen, sagte SPÖ-Landesparteivorsitzender Peter Kaiser. Als Vorbild könne die Tiroler Wirtschaftskammer gelten, die selbst eine Beratungsstelle und einen Praxisleitfaden zur Realisierung betrieblicher Kinderbetreuungseinrichtungen eingerichtet habe.

Kritik von Team Kärnten und Wirtschaftskammer

Vom Team Kärnten (TK) hieß es in einer Aussendung, der neue Gratis-Kindergarten sei in Summe wesentlich teurer, als der alte. Beim Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz brauche es zwar keinen Neustart, aber die Offenheit der Koalition zu positiven Veränderungen, sagte TK-Obmann Gerhard Köfer: „Daher ist eine begleitende Evaluierung zwingend notwendig.“

Die Kärntner Wirtschaftskammer kritisierte in einer Aussendung, das Kärntner Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz lasse betriebliche Initiativen nicht zu. Kärnten liege mit einer Betreuungsquote von 29,3 Prozent der unter Dreijährigen weit unter den Top3-Ländern mit 60 Prozent. Mit 29,9 Prozent liegt Österreich auch klar hinter den Zielen des EU-weit vereinbarten Barcelona-Ziels.