Symbolbild Frau beim Arzt Patientin
APA/Helmut Fohringer
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Chronik

Rechtsextrementreffen: Arzt verliert Vertrag

Humanomed beendet den Vertrag mit einem Kärntner Arzt, nachdem dieser an einem Rechtsextrementreffen Ende November in Deutschland teilgenommen haben soll. Der Mediziner war Belegarzt in einer Privatklinik in Villach. Die Humanomed bestätigte gegenüber der APA einen Bericht der Investigativplattform Dossier.

Seine kolportierte Teilnahme an einem Treffen von Rechtsextremen Ende November in Deutschland, das international für Aufsehen gesorgt hatte, hat nun Konsequenzen für einen Arzt aus Kärnten. Die Humanomed-Gruppe, die Gesundheitseinrichtungen in Kärnten betreibt, beendet ihren Vertrag mit dem Mediziner, der als Belegarzt tätig war. Eine Humanomed-Sprecherin bestätigte am Montag auf APA-Anfrage einen entsprechenden Bericht der Investigativplattform Dossier.

Humanomed-Gruppe distanziert sich

„Die Humanomed-Gruppe distanziert sich ganz klar von jeglichem rechtsextremen Gedankengut, das bei dem Treffen am 25. November 2023 laut Medienberichten diskutiert wurde, und lehnt das dahinterstehende rechtsextreme Menschen- und Weltbild vehement ab“, hieß es in einem schriftlichen Statement.

Humanomed stehe „für langfristiges, nachhaltiges Gesundheitsmanagement nach höchsten ethischen Prinzipien und vertrauenswürdiges und empathisches Handeln“. Das Ansehen der Gruppe bestehe „auf dem ethischen Verhalten und Handeln“ ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Aus diesem Grund und auf Basis der derzeitig vorliegenden Fakten hat das Management der Humanomed-Gruppe den Belegarztvertrag mit dem betreffenden Arzt aufgelöst.“

Arzt hat selbstständig und auf eigene Rechnung gearbeitet

Wie der Krankenanstaltenbetreiber betonte, gab es kein Dienstverhältnis mit dem Mediziner. Der Arzt habe seine Patientinnen und Patienten „selbstständig und auf eigene Verantwortung und Rechnung“ behandelt und dafür vertragsgemäß die Infrastruktur der Privatklinik Villach genutzt.

Das Netzwerk Correctiv hatte vor zwei Wochen Recherchen über ein rechtsextremes Geheimtreffen in Potsdam veröffentlicht. Dort war über Pläne für eine massenhafte Abschiebung von Menschen mit Migrationshintergrund beraten worden sowie von weiteren Deutschen, die sich beispielsweise für Geflüchtete einsetzen. Unter anderem nahmen daran Mitglieder der AfD sowie auch der rechtskonservativen Werteunion teil. Das Treffen hatte in den vergangenen Tagen Demonstrationen mit eineinhalb Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in zahlreichen Städten in Deutschland zur Folge.

Gemeinderat: Ehefrau laut ÖVP „kein Parteimitglied“

Vom betroffenen Mediziner gibt es vorerst keine Stellungnahme, er wurde vom ORF noch nicht erreicht. Laut den Recherchen von Correctiv sollen sich die Namen des Arztes und seiner Ehefrau auf Kuverts befunden haben, die an die Gäste des rechtsradikalen Geheimtreffens in Potsdam verteilt wurden. Ob die Ehefrau auch am Treffen teilgenommen hat, ist nicht völlig klar. Interessant ist das deshalb, weil die Frau als Ersatzmitglied für die ÖVP im Gemeinderat einer kleinen Kärntner Gemeinde tätig ist. Sie hatte für die ÖVP bei der vergangenen Gemeinderatswahl in einer kleinen Gemeinde auf Listenplatz 19 kandidiert. Der Einzug sei nicht gelungen, wird betont.

Bei der ÖVP-Landespartei in Kärnten hieß es am Montag gegenüber dem ORF, dass die Frau kein Parteimitglied sei: „Wenn ein Mitglied der ÖVP Kärnten bei einem einschlägig rechtsextremen Treffen dabei wäre, dann würden wir es sofort aus der Partei ausschließen. Die betreffende Frau war auch nie Parteimitglied und ist für die ÖVP Kärnten seit zwei Wochen für kein Gespräch erreichbar.“