Mutmaßlicher Betrüger vor Gericht
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Gericht

Zwei Jahre Haft für falschen Polizisten

Wegen versuchten schweren Betrugs ist ein 32-jähriger Pole am Montag am Landesgericht Klagenfurt verurteilt worden. Er soll sich als Polizist ausgegeben haben und wollte von einer Kärntnerin Bargeld und Schmuck abholen. Die Frau erkannte den Betrug, spielte mit und machte die Verhaftung des Mannes möglich.

Am Telefon war der Frau erklärt worden, ihre Tochter habe einen tödlichen Unfall verursacht und sie müsse eine Kaution hinterlegen. Die Kärntnerin durchschaute aber den Betrug und legte ihrerseits die Betrüger hinein.

Der Angeklagte hätte als Bote der Betrüger Schmuck und Geld bei seinem Opfer abholen sollen. Er war geständig und sagte, er habe schnelles Geld verdienen wollen. Es tue ihm leid, aber er habe fünf Kinder und nicht an das Betrugsopfer gedacht, sagte er vor den Schöffen und Richter Christian Liebhauser-Karl. Dieser hielt ihm eine Vorstrafe in Deutschland vor, ebenfalls nach einem Trickbetrug. Der Angeklagte erklärte, er wolle Derartiges nicht mehr machen. Die Hintermänner kenne er nicht, er habe nur mit einer Person telefoniert.

Prozess falscher Polizist

Opfer handelte geschickt

Dann war die Frau am Wort, der die Betrüger ihr ganzes Erspartes abnehmen wollten. Aber Frau A. zeigte bei ihrer Aussage vor Gericht, dass sie alles sofort durchschaut und sie alle Gespräche mit der vermeintlichen Polizistin und einem Staatsanwalt am Telefon verzögerte.

Ihre Handlungen – wie alte Münzen zählen und vermeintlich nach Schmuck suchen – dauerten so lange, bis ihre Tochter vor Ort war. Denn Frau A. hatte an dem Tag des Betrugsversuchs Geburtstag und wusste, dass ihre Tochter in der nächsten halben Stunde bei ihr auftauchen würde.

Frau A. kam dem Betrüger auf die Schliche
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Frau A. kam dem Betrüger auf die Schliche

Auf Tochter gewartet

Im ORF-Interview sagte Frau A.: „Ich habe gewusst, dass die Tochter bis eins arbeitet. Dann habe ich gedacht, maximal 20 Minuten später ist sie zu Hause. Damit sie nicht reinpoltert und nicht klingelt, habe ich einen Zettel vor die Haustür gelegt mit der Bitte, leise eintreten.“ Die Tochter kaufte aber noch Blumen und verspätete sich. Da habe sie schon geschwitzt, so Frau A.

Sie nahm immer wieder Anrufe der vermeintlichen Polizistin entgegen und gab vor, sie würde ein wertvolles Paket zusammenpacken. Schließlich stand der Bote auf der Straße vor ihr, sie verlangte einen Ausweis von ihm.

Nicht einschüchtern lassen

Die vermeintliche Polizistin hatte Frau A. noch in der Leitung. Diese sagte zu ihr, sie solle das Paket übergeben. „Ich habe gesagt, nein, das gebe ich ihm nicht. Auf einmal war der ‚Staatsanwalt‘ am Telefon, der war sehr vehement und hat mir klar gemacht, wenn ich das Paket nicht sofort übergeben, wird die Tochter eingesperrt.“

Die Tochter kam während dieser langen Telefonate nach Hause und alarmierte die Polizei, die eintraf, als ihre Mutter dem Angeklagten das Paket übergab. Der Bote ließ sich festnehmen. Sein Anwalt legte am Montag Berufung ein, das Urteil von zwei Jahren Haft ist nicht rechtskräftig.

Betrüger am Telefon hingehalten

Einen Rat hat Frau A. für alle anderen, bei denen das Telefon mit einer vermeintlich schlimmen Nachricht klingelt: Auflegen und Sohn oder Tochter sofort anrufen und nachfragen, ob wirklich etwas passiert sei.