Egal ob an Wochentagen oder am Sonntag, vor den großen Supermärkten in Tarvis stehen viele Autos mit Kärntner Kennzeichen. Sind also Lebensmittel in Italien billiger als in Österreich? Nimmt man die gefüllten Einkaufswägen als Maßstab, könnte das stimmen. Ganz so einfach ist die Antwort aber nicht.
Preisvergleich Tarvis
Qualität macht für viele den Unterschied
Für die Kunden ist zumeist die Qualität ausschlaggebend. Michael Wiesmüller etwa legt Wert auf Regionalität: „Was wir jetzt gesehen haben, ist, dass sehr viel aus Spanien kommt bei uns in Österreich und das wollen wir nicht. Wir kaufen lieber Gemüse aus Italien, es ist zumindest für uns qualitativ besser.“
Kunde in Tarvis ist auch Alfred Ortner. Er kauft hier meist Sugo und Nudeln ein. Aber die Preise haben auch in Tarvis angezogen, sagt die Kundin Lisa-Marie Prohinig: „Der Preis hat da schon ein bisschen angezogen, auch beim Gemüse und beim Obst ist es ein bisschen teurer. Aber die Qualität ist halt ausschlaggebend.“
Kärntner Kunden kaufen mehr Produkte
Der Maxistore in Untertarvis bietet eine große Auswahl. Viele Kärntner sind Stammkunden. Durch die hohe Inflation in Österreich hat sich ihre Einkaufsverhalten geändert, sagt Dionisio Tassotto vom Maxi Superstore in Tarvis: „Es kommen nicht mehr Österreicher als früher, aber die, die kommen, kaufen mehr ein. Früher haben sie nur Käse und Wurst gekauft. Heute kaufen sie auch Fleisch, Obst und Gemüse, Nudeln, Reis, Eingelegtes und Öl.“
Bei einem Probeeinkauf des ORF-Teams in Tarvis wird gekauft, was in Italien fast täglich auf den Tisch kommt, also Pasta, Sugo, Olivenöl und Parmesan. Olivenöl, Parmesan und Kaffee kosten am meisten.
Vergleich der Inflationsrate reicht nicht
Die Spaghetti in der blauen Packung kosten in Tarvis genau einen Euro weniger. Günstiger sind auch Parmesan oder Olivenöl und sogar ein Fruchtsaft aus Österreich. Nicht alle Produkte aus Italien lassen sich aber eins zu eins mit den Produkten aus dem österreichischen Supermarkt vergleichen.
Bier, Schokolade, Obst oder Gemüse kann in der Regel in Kärnten billiger gekauft werden. Tatsächlich kaufen daher viele Italiener in Österreich ein. Nur die Inflationsrate zu vergleichen, reicht also nicht.
Vorratseinkäufe könnten sich auszahlen
Man muss wissen, was man kauft, wenn man sparen möchte, sagt die Kundin Valerie Berger: „Dann zahlt es sich vielleicht aus, wenn man sich einen Nudelvorrat für ein halbes Jahr besorgt und einmal im halben Jahr herkommt. Aber wenn man dann das Spritgeld rechnet und öfter hier ist, wird es sich nicht unbedingt auszahlen.“
Ein bisschen italienisches Lebensgefühl bekommt man beim Einkauf in Tarvis aber auch dazu. Für viele ist das der eigentliche Grund, im Nachbarland einzukaufen.