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Gesellschaft

Land sucht Pflegeeltern: Kindergeld erhöht

In Kärnten leben derzeit 281 Kinder in 225 Pflegefamilien, weil sie Opfer von Misshandlung oder Missbrauch sind, oder ihre leiblichen Eltern nicht in der Lage sind für sie zu sorgen. Weil es unter anderem aus Altersgründen immer wieder Wechsel gibt, sucht das Land ständig neue Pflegefamilien und erhöhte das monatliche Pflegekindergeld.

Für Kinder bis zum 10. Lebensjahr wurde das monatliche Pflegekindergeld auf 650 Euro erhöht, für ältere Kinder gibt es monatlich 700 Euro. In Kärnten werden jedes Jahr etwa 20 neue Pflegefamilien gesucht, sagt Christine Gaschler-Andreasch von der Kinder- und Jugendhilfe des Landes. Die Pflegeeltern müssen über 30 Jahre alt, gesund und bereit für gewaltfreie Erziehung sein, sowie geregelte Familienverhältnisse und genügend Platz für die Familie haben.

Pflegeeltern gesucht

Zwei Kinder aufgenommen

Heidrun Galli-Hirschmann und ihr Ehemann Harald aus Arnoldstein hatten bereits jeweils erwachsene leibliche Kinder, bevor sie sich entschieden, zwei Pflegekinder aufzunehmen. Die sechs Jahre alte Luisa war das erste Pflegekind und kommt aus der eigenen Familie, sagt Pflegemutter Heidrun: „Damals haben wir uns recht kurzfristig entscheiden können, ob wir sie nehmen oder ob sie eben zu fremden Leuten kommt. Und wir haben uns eben dazu entschlossen, sie zu nehmen. Und ich bereue es keine Minute, das ist echt schön.“

Dazu kam 2019 der heute bald sechs Jahre alte Elias, ein Kind mit Down Syndrom: „Elias haben wir uns noch dazu genommen, damit Luisa nicht allein aufwächst. Und da haben wir uns bewusst für ein Kind mit besonderen Bedürfnissen entschieden. Und ja, die Familie ist komplett“, sagt Heidrun. Elias hält die Familie ganz schön auf Trab, sagt Pflegevater Harald Hirschmann: „Aber ich finde das einfach spannend, wie er sich jetzt entwickelt hat, und ich muss echt sagen, das ist immer schön, das zu sehen.“

Heidrun Galli-Hirschmann und Pflegetochter Lisa
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Pflegemutter Heidrun mit Lisa

Entscheidung für Pflegefamilie nie bereut

Das Leben mit Pflegekindern sei eine Bereicherung, sagt Harald Hirschmann: „Du denkst, du hast das jetzt hinter dir, die Kinder sind schon groß, du kannst dein Leben leben. Aber im Endeffekt gibst du den Kindern wieder was mit und du kriegst das irgendwann einmal sicher zurück. Es war zwar nicht einfach, aber es ist jetzt, so wie es jetzt ist, super.“

Die Entscheidung zu Pflegekindern könne sie nur weiterempfehlen, sagt Heidrun Galli-Hirschmann: „Es gibt so viele Leute, die sich Kinder wünschen und damit hätten sie die Gelegenheit, etwas Gutes zu tun. Es gibt so viele Kinder, die echt jemanden brauchen, der Liebe und Geborgenheit schenkt. Wenn ich gewusst hätte, wie schön das ist, hätte ich es schon früher gemacht.“

Harald Hirschmann und Pflegesohn Elias
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Pflegevater Harald mit Elias

Niemand wird allein gelassen

Nach einem sorgfältigen Auswahlverfahren erhalten angehende Pflegeeltern entsprechende Vorbereitung und Unterstützung, sagte Gaschler-Andreasch: „Es gibt ein Vorbereitungswochenende mit mehreren Einheiten und wir begleiten sie dann auch zweimal jährlich mit Fortbildungsveranstaltungen.“

Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit für Supervision für Pflegepersonen und eine Sozialarbeiterin in der jeweiligen Bezirksverwaltungsbehörde steht als Ansprechperson für die Pflegefamilien zur Verfügung, sagte Gaschler-Andreasch: „Es wird niemand allein gelassen, wir begleiten sehr engmaschig.“

Kontakt mit leiblichen Eltern

Mit den leiblichen Eltern gibt es im Fall von Familie Galli-Hirschmann guten regelmäßigen Kontakt. In anderen Fällen seien begleitete Besuchskontakte möglich, sagt Gaschler-Andreasch: „Besuche müssen nicht in der Familie stattfinden, sondern wir können das auf neutralem Boden organisieren. Deswegen haben wir da Sozialarbeiterinnen, die das begleiten und wir haben bis dato doch alle Probleme ganz gut lösen können.“

Wenn sich die Verhältnisse bei den leiblichen Eltern stabilisieren, sei auch eine Rückkehr der Kinder möglich, aber der überwiegende Teil, etwa drei Viertel, bleiben dauerhaft in Pflegeverhältnissen, sagte die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe.