Prozess Betrug Versicherungen
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Gericht

Unternehmer soll Mitarbeiter betrogen haben

Ein Unternehmer soll Mitarbeiter um mehr als 580.000 Euro betrogen haben. Er hatte Unfallversicherungen für sie abgeschlossen. Der Mann soll zu Unrecht Teile der ausbezahlten Leistungen nach eingetretenen Unfällen für sich behalten haben. Ein polnischer Mitarbeiter verstand gar nicht, was er unterschrieben hatte.

Es war am Dienstag nicht der erste Verhandlungstag am Landesgericht Klagenfurt vor dem Schöffensenat unter Richterin Sabine Götz. Der Angeklagte bestreitet den Vorwurf des schweren Betrugs vehement, das bekräftigte auch sein Verteidiger. Der Geschäftsführer einer Montagefirma aus Unterkärnten hatte in Polen Mitarbeiter für dortige Baustellen rekrutieren lassen.

Für diese Mitarbeiter wurden private Unfallversicherungen abgeschlossen, die dann im Fall eines Freizeitunfalls Leistungen erbringen sollten. Als Bezugsberechtigte wurde die Firma eingetragen. Zumindest ein Teil der Prämie für die Mitarbeiter war auf deren Lohnzettel vermerkt und wurde auch monatlich abgezogen, so Staatsanwalt Julius Heidinger.

Mitarbeiter nach Unfall im Rollstuhl

Drei der Mitarbeiter hatten im Laufe der Zeit tatsächlich Unfälle. Ein 35 Jahre alter Mann aus Polen sitzt seit fast elf Jahren im Rollstuhl. Er wurde befragt und sagte aus, sich nicht mehr daran erinnern zu können, wann er das Dokument für den Abschluss der Unfallversicherung unterschrieben habe. Auch sei ihm gar nicht bewusst gewesen, dass ihm dafür 15 Euro pro Monat abgebucht wurden.

Pole verstand Inhalt nicht

Nach dem Unfall sei jedenfalls der Angeklagte zu ihm gefahren und habe ihm erklärt, dass er ihm freiwillig 225.000 Euro zahlen würde. Insgesamt zahlte die Versicherung aber 550.000 Euro an den Unternehmer aus. Er ließ den Verunfallten dann auch unterschreiben, dass er keinen Anspruch auf weitere Leistungen habe. Doch was er da vor zehn Jahren unterschrieben hatte, wurde dem Polen erst jetzt bewusst, denn erst bei der Verhandlung übersetzte ihm die Dolmetscherin den Inhalt. Damals sei ihm dieser vom Angeklagten erklärt worden.

Angeklagter: Sehe es als Ausfallsversicherung

Dem ehemaligen Chef wird vorgeworfen, auch von den zwei anderen Verunfallten Versicherungsleistungen zu Unrecht einbehalten zu haben. Laut Staatsanwalt Heidinger in einem Fall sogar die gesamte Summe. Der Schaden soll mehr als 580.000 Euro betragen. Für den 52-jährigen Mann gilt die Unschuldsvermutung. Er sagt, er sieht die Unfallversicherung als Ausfallsversicherung für den Betrieb. Es werden weitere Zeugen befragt. Ein Mitarbeiter, der die Polen angeworben hatte, ist für das Gericht nicht auffindbar. Ein anderer Zeuge war am Dienstag nicht erschienen.