Betrugsopfer im anonymen ORF-Interview
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Opfer von Internetbetrügern erzählt

Über das Internet tappen immer wieder Kärntner Frauen und Männer in die Betrugsfalle. Sei es durch vorgegaukelte Liebschaften oder Geldversprechen. Dank der Digitalisierung wird es für Kriminelle immer einfacher, ihre Opfer zu überlisten. Ein Kärntner Pensionist erzählt, wie er um einen fünfstelligen Geldbetrag gebracht wurde.

Fast jeder von uns hat schon diverse Nachrichten von Internetbetrügern bekommen. Oft geht es um schwere Verkehrsunfälle von vermeintlichen Angehörigen oder der angebliche Sohn oder die angebliche Tochter hat sein Handy verloren. Auch große Liebes- oder Gewinnversprechen sind keine Seltenheit. Die Nachrichten können täuschend echt aussehen und werden massenweise verschickt – bis schließlich ein Empfänger darauf reagiert.

„Ich dachte mir, das ist eine Menge Geld“

Lässt man sich darauf ein, dann wird von Betrügern geschickt Geld entlockt. So ist es auch einem Kärntner Pensionisten widerfahren, der anonym bleiben möchte. Der Mann wurde im Jahr 2020 per E-Mail kontaktiert. Eine alte, kranke Dame gab an, dass sie ihm ein Erbe in der Höhe von 470.000 Euro vermachen wolle. Der Mann traute seinen Augen kaum, stieg aber auf das vermeintliche Angebot ein: „Ich habe mir gedacht, 470.000 Euro ist ja doch eine Menge Geld, die ich nie in meinem Leben vorher gehabt habe und wieder haben würde. Ich war zu leichtgläubig.“

Schreiben von Betrügern
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Dieses Schreiben wurde dem Pensionisten zugeschickt

Kaum geantwortet, erhielt er zahlreiche Mails von den Betrügern. Auch wurden ihm vermeintliche Dokumente und Zertifikate zugesandt, die das angebliche Erbe belegen sollten. Ebenso wurden ihm Anwälte und Notare vorgestellt und sogar Bilder von echten Ausweisen geschickt, die sich die Betrüger vermutlich bei vorangegangenen Opfern erschleichen hatten können.

Manipulation führt oft zu Verlusten von Erspartem

Das sind typische Vorgangsweisen, die man auch beim Landeskriminalamt Kärnten immer wieder beobachtet: „Damit wird von den Betrügern ein Vertrauen zu der betroffenen Person aufgebaut. Der Mensch am anderen Ende wird so hinters Licht geführt, dass er diese Geschichte, die ihm aufgetischt wird, ja auch wirklich glauben muss“, so Rainer Tripolt, Leiter der Kriminalprävention im Landeskriminalamt Kärnten.

Rainer Tripolt von der Polizei
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Rainer Tripold vom Landeskriminalamt Kärnten

Die Betrüger konnten den Pensionisten von der vermeintlichen Echtheit des Erbes überzeugen und daher wurde er zunächst nicht stutzig, als plötzlich diverse Gebühren fällig wurden. „Es ging um Rechtsanwaltsgebühren, staatliche Steuern und so weiter. Solche Dinge sind mir gesagt worden und ich habe fast 20.000 Euro bezahlt. Meine Ersparnisse sind draufgegangen“, so der Betroffene im ORF-Interview.

Als sein Geld knapp wurde und er auf das Erbe drängte, zogen sich die Betrüger zurück. Der Pensionist bemerkte schließlich den Betrug und erstattete Anzeige. Er stellte die Zahlungen zwar umgehend ein – doch knapp 20.000 Euro sind nach wie vor weg.

Nachricht von Betrügern
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Mit derartig gefälschten Nachrichten sollen Daten und Codes der Opfer herausgelockt werden

Alleinstehende werden als Opfer ausgesucht

Damit sich derartige Fälle nicht weiter häufen, ruft die Kärntner Polizei zur Wachsamkeit auf. Denn Kriminelle nutzen die technischen Möglichkeiten immer stärker, um noch mehr Opfer in die Falle zu locken. Chefinspektor Rainer Tripolt: „Wir müssen in unserem sozialen Umfeld und in der Nachbarschaft sehr vorsichtig und einfühlsam mit Menschen umgehen, die möglicherweise alleine leben und Hilfestellungen anbieten.“ Wichtig sei es auch, Verdachtsfälle umgehend der Polizei zu melden.