Geschmückter Christbaum (Weihnachtsbaum) mit LED Lichtern
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Kultur

Auf den Spuren des Christbaums

Der Christbaum war nicht immer ein Symbol für Weihnachten. Liebevoll dekorierte Tannenbäume stehen erst seit dem 19. Jahrhundert in unseren Wohnzimmern und Stuben. Erste Spuren des Christbaums gibt es aber bereits im alten Rom.

Der erste Baum, dem man im Christentum begegnet, ist der Paradiesbaum beim Sündenfall von Adam und Eva, sagte Kärnten-Guide Rotraud Jungbauer. Dieser Baum habe sich langsam in den Jahrhunderten zum Christbaum gewandelt. Erste Spuren findet man rund um das altrömische Neujahrsfest. Damals wurde ein „Glücksbaum“ aufgestellt. „Bei diesen Neujahrsfesten hat man aber einen Lorbeer- oder Ölbaum als Symbol für Fruchtbarkeit und Glück verwendet“, sagte Jungbauer.

Christbaum am Christkindlmarkt Klagenfurt
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Erste Tannenzweige in Frankreich in Verwendung

Auch in anderen Kulturen wurden zu ähnlichen Zwecken Bäume aufgestellt, sagte Jungbauer und verweist auf einen im Römischen Reich verbreitet gewesenen Mysterienkult: „Im Mithraskult wurde durch das Schmücken eines grünen Baums zur Zeit der Wintersonnenwende der Sonnengott geehrt.“

Vor mehr als 500 Jahren wird dann erstmals der Kauf von grünen Tannen für die Kirchengemeinde von Straßburg in Frankreich urkundlich erwähnt. „Und von dort aus hat der Christbaum seinen Siegeszug angetreten.“

„Rosen aus vielfarbigem Papier geschnitten“

1539, etwa 50 Jahre später, wurde im Straßburger Münster ein Weihnachts- oder eben Christbaum aufgestellt. „Dann begannen die Zünfte und Vereine zu Weihnachten in ihren Zunfthäusern ein grünes Bäumchen aufzustellen. Dabei wurde es offensichtlich üblich, sich seinen grünen Baum für das Christfest selbst aus irgendeinem Wald zu holen“, sagte Jungbauer.

Sendungshinweis:

„Kennst du Kärnten“, 21.12. 2023

Auch in den Bürgerhäusern zog vor ziemlich genau 400 Jahren der Christbaum ein – mit schriftlicher Anleitung: „Auf Weihnachten richtet man Tannenbäume zu Straßburg in den Stuben auf. Daran hängt man Rosen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Äpfel, Oblaten, Zischgold.“ Zischgold waren dünne Flitterplättchen aus gewalztem vergoldeten Metallblech und Zucker. Die Kerzen kamen im Jahr 1611 in Brieg im heutigen Polen dazu. Die Herzogin Sibylle von Schlesien steckte als erste Kerzen auf den Weihnachtsbaum.

Österreichs erster Christbaum im Jahr 1814

In Österreich wurde der erste Christbaum zur Zeit des Wiener Kongresses im Dezember 1814 aufgestellt, im Palais des Bankiers Nathan Arnstein, auf dem Hohen Markt, sagte Jungbauer: „Es wurde dem Staatskanzler Metternich gemeldet, dass im Hause des reichsten Bankiers und Geldgebers des Kaisers, Weihnachtsfeste mit Christbaum und Bescherung von Geschenken gefeiert wurden.“

Diesen Brauch soll die Ehefrau des Bankiers, Fanny von Arnstein, nach Österreich gebracht haben. Sie stammte nämlich aus Preußen. „Diese Sitte breitete sich rasch in der ganzen Stadt aus.“ Zwei Jahre später führten dann auch die Habsburger diesen Brauch ein. in den folgenden Jahren gehörte es in den Bürgerhäusern bald zum guten Ton, am Heiligen Abend eine Fichte oder Tanne geschmückt mit Lichtern, buntem Papier, mit Süßigkeiten und Geschenken aufzustellen.

Brauch setzte sich erst später in Kärnten durch

In Kärnten wurden die ersten Christbäume erst in den 1920er und 1930er Jahren vermerkt. Meist war der Baum noch gar nicht so reich geschmückt, sagte Jungbauer: „Keine Kerzen, höchstens kleine Äpfel und Nüsse waren auf dem Baum. Und er ist auch nicht groß und breit im Wohnzimmer gestanden. Dafür war gar kein Platz. Der Christbaum war damals aufgehängt vor dem Herrgottswinkel, dem wichtigsten Platz im Haus, über dem Stubentisch.“

Oftmals hin der Baum mit der Spitze nach unten. „Er wurde auch Himmelsbaum oder Segensbaum genannt, weil der Segen von oben kommt. Man hat sich also wieder des alten Wissens erinnert, dass grüne Bäume der Kälte und der Dunkelheit des Winters trotzen und böse Geister vertreiben sollen.“

Nikolo und Neues Jahr brachten früher die Geschenke

Der Brauch, am Heiligenabend Geschenke unter den Baum zu legen, ist auch eher eine Neuerscheinung. Bis zum Aufkommen des Christbaums waren Nikolo und Neujahr die klassischen Geschenkstage.