Eine Frau sitzt am Gesundheitstelefon 1450
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Gesundheit

Hotline 1450 wenig in Anspruch genommen

Der Rechnungshof Österreich hat Maßnahmen geprüft, die die Spitalsambulanzen entlasten sollen, eines davon ist die Gesundheitshotline 1450. Sie wird in Kärnten wenig in Anspruch genommen. Luft nach oben gibt es auch bei der Nutzung des hausärztlichen Bereitschaftsdiensts.

Laut der Kärntner Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft (KABEG) kommen in ihre Erstversorgungsambulanzen viele Patientinnen und Patienten, die „zumindest teilweise auch im niedergelassenen Bereich behandelt werden könnten“ – mindestens 50 Prozent der in Erstversorgungsambulanzen behandelten Fälle sind laut KABEG nicht dringlich.

Beratungen um 59 Prozent gesunken

Die Gesundheitsberatung unter der Telefonnummer 1450 sollte die Spitalsambulanzen entlasten, bis zu 46 Prozent der Anruferinnen und Anrufer in Kärnten wurden in den Jahren 2020 und 2022 an den niedergelassenen Bereich verwiesen. Allerdings wurde ein starker Rückgang der telefonischen Beratungen in Kärnten verzeichnet: Die Zahl der Beratungen sank zwischen 2020 und 2022 um 59 Prozent (Anrufe wegen Covid-19-Symptomen bereits ausgenommen). Im Österreichschnitt war die Zahl der telefonischen Beratungen fünfmal so hoch wie in Kärnten.

Hausärztliche Bereitschaft

Während der Nachtstunden sowie am Wochenende gibt es in Kärnten hausärztliche Bereitschaftsdienste. Von 2015 bis 2021 wurden diese Dienste – vor allem an Wochentagen – immer weniger genutzt. „Die Zahl der Visiten und Ordinationen ging an Werktagen um 74 Prozent zurück“, hieß es vom Rechnungshof. Zugleich blieben 2021 in Kärnten 21 Prozent der Diensteinheiten unter der Woche unbesetzt, an Wochenenden und Feiertagen waren 13 Prozent der Bereitschaftsdienste in Kärnten nicht besetzt. Empfohlen wird nun, eine „flächendeckende und effizientere Gestaltung der Hausärztlichen Bereitschaftsdienste“ zu erarbeiten. Dabei wären Synergien mit der Gesundheitsberatung 1450 zu berücksichtigen.

Nur eine Primärversorgungseinheit

Thema im Bericht waren auch die Primärversorgungseinheiten, die ebenfalls zur Entlastung der Spitalsambulanzen beitragen könnten – etwa mit längeren Öffnungszeiten und der Einbindung zusätzlicher Gesundheitsberufe. Laut dem „Regionalen Strukturplan Gesundheit Kärnten 2025“ waren fünf Primärversorgungseinheiten vorgesehen. 2023 gab es in Kärnten nur eine Primärversorgungseinheit in Klagenfurt.

Die Verantwortung sieht Beate Prettner nicht bei sich, das Problem liege woanders. Das sei nämlich, dass die Ärztekammer mit der österreichischen Gesundheitskasse in Kärnten noch immer keinen Vertrag unterschrieben habe. Für die Ärzte, die das machen wollen, sei ein Hemmnis ist, weil sie nicht ganz konkret wissen, worauf sie sich einlassen, so Prettner.

Der Rechnungshof wies außerdem auf eine „verbesserungswürdige Datenlage im Gesundheitsbereich“ hin. Nach wie vor sei ein umfassender Vergleich zwischen Leistungen, die in Spitalsambulanzen erbracht werden und jenen im niedergelassenen Bereich nicht möglich. Die standardisierte Diagnosedokumentation fehlte im niedergelassenen Bereich nach wie vor, auch die Krankenanstalten waren bei ambulanten Kontakten nur in speziellen Bereichen verpflichtet, Diagnosen zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang gab es aber Lob für die Kärntner Krankenanstalten: Sie dokumentierten im gesamten ambulanten Bereich Diagnosen.

Reaktionen

Die FPÖ sieht sich in ihrer Kritik an mutmaßlichen Versäumnissen im Gesundheitssystem durch den Rechnungshof-Bericht bestätigt. Der Kärntner FPÖ-Chef Klubobmann Erwin Angerer ortet Versagen bei Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) – „sowohl hinsichtlich der Kostenexplosion als auch bei der Umsetzung notwendiger Strukturreformen und der Verbesserung der Versorgung“. Es müsse etwa die Vor-Ort-Versorgung gestärkt werden.

Auch Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer forderte den Ausbau der Primärversorgungszentren in Kärnten. Wichtig sei es, die Abrechnungsmodalitäten für sie zu ändern. Es gelte auch die Ärzte zu motivieren, sich zu solch einem Zentrum zusammenzuschließen. „Die Förderkulisse ist jedenfalls interessant, da sich auch die EU, der Bund und das Land zu einer Forcierung dieses Angebotes bekennen“, so Köfer.