Drohnenaufnahme Magdalensberg
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Kultur

Sonderschau zu Erdbeben in Kärnten

Durchschnittlich sechs Mal im Jahr bebt in Kärnten die Erde – das spürten schon die alten Römer, wie archäologische Funde auf dem Magdalensberg oder Steintafeln in der römischen Provinzhauptstadt Virunum am Zollfeld belegen. Die aktuelle Sonderschau „Kärnten bebt(e)“ im kärnten.museum widmet sich historischen und aktuellen Erdbewegungen.

Erdbeben werden zu Recht gefürchtet, in nur wenigen Sekunden fallen ihnen Städte oder ganze Landstriche zum Opfer. Auch wenn man es nicht merkt, ist der Boden unter unseren Füßen ständig in Bewegung, so Geologin Claudia Dojen: “Die Erde ist nicht starr, wie uns das vorkommt. Im täglichen Leben nehmen wir das nicht wahr, dass da was in Bewegung ist. Aber im Inneren bewegt sich die Erde permanent. Das liegt daran, dass es im Inneren der Erde wärmer ist, also Wärmekonvektion. Das kennt man vom Kochtopf, das kalte Wasser wird unten erhitzt, steigt auf, das kalte von der Oberfläche sinkt hinunter. Und durch diese Bewegung im Erdinneren werden die Erdplatten bewegt.“

Erdbeben – einst als Strafe der Götter missdeutet

In römischer Zeit galten Erdbeben als Strafe der Götter. Zumindest drei große Erdbeben in der Antike sind für Kärnten nachweisbar, eines davon auf dem Magdalensberg, sagte Archäologe Heimo Dolenz: „Das war in den Jahren neun, zehn nach Christus. Dieses Beben war so stark, das haben uns die archäologischen Ausgrabungen gezeigt, dass rund ein Drittel der Stadt zerstört wurde.“

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Erdkern Darstellung
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Darstellung der Wärmekonvektion im Erdinneren
Magdalensberg Ausgrabungsstelle
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Zur Römerzeit bebte die Erde am Magdalensberg
römische Inschrift
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Römische Inschriften erzählen von den „Terra motus“, den Erdbewegungen
Dobratsch Abrutsch Darstellung Erdbeben
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Dobratsch-Absturz infolge eines Erdbebens im Jahr 1348
Bohrkern aus dem Wörthersee
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Bohrkern aus dem Wörthersee
Sonderschau im Museum
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Sonderschau kann bis Februar im kärnten.museum besucht werden

Die Folge waren große Umbauarbeiten, die das ganze Stadtbild am Magdalensberg veränderten. Auch in Virunum fanden die Archäologen in den letzten zwei Jahren stichhaltige Hinweise auf Erdbeben. Neben dem Mauerwerk erzählen auch römische Inschriften von den „Terra motus“, also den Erdbewegungen.

Erdbeben-Spuren im Wörthersee

Wobei Erdbeben auch im Seesediment ihre Spuren hinterlassen. So holten Forscher der Universität Innsbruck gemeinsam mit dem Institut für Seenforschung einen Bohrkern aus dem Wörthersee. An diesem Turbidit oder Trübestrom lässt sich zum Beispiel der Dobratschabsturz im Jahr 1348 ablesen, sagte Dojen: “Das ist unbestritten. Die Frage ist, inwieweit können wir von der Dicke dieser Ablagerung darauf schließen, wie stark das Erdbeben gewesen ist. Und das ist nach wie vor ein Streitpunkt der Wissenschaft.“

Internationaler Kongress mit Geologen und Archäologen

Dieser Punkt solle wissenschaftlich ausdiskutiert werden, so Archäologe Dolenz: „Diese Diskrepanz soll in einem internationalen Kongress interdisziplinär ausdiskutiert werden, ob da methodische Fehler hinter bei der Bewertung dieser Sedimente und Sedimentabschnitte stecken und da bin ich schon sehr neugierig, wie sich diese Diskussion entwickeln wird.“

Geowissenschaftler und Historiker werden sich Ende November zu einem Symposion im Kärnten.Museum treffen, um diese Frage zu klären. Wie viele Erdbeben es im Durchschnitt in Kärnten gibt und wie stark diese ausfallen können hat durchaus aktuelle Relevanz. Die Ergebnisse fließen in die Gefährdungseinschätzung und in die daraus resultierende Standortsicherung von Gebäuden mit ein.

Die Sonderschau „Kärnten bebte“ kann bei freiem Eintritt bis 18. Februar im kärnten.museum besucht werden.