Fuß eines Frühchens
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Gesundheit

Jedes zehnte Baby ist ein Frühgeborenes

Am Freitag ist Welttag der Frühgeborenen. Beinahe jedes 10. Neugeborene kommt zu früh, also vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, auf die Welt. Diese Babys brauchen umfassende medizinische Versorgung und spezielle Pflege, um ihre besonderen Bedürfnisse zu erfüllen. Auch die Eltern stehen vor großen Herausforderungen.

380 Gramm Geburtsgewicht hatte das leichteste Baby, das je im LKH Villach zur Welt kam und ohne Folgeschäden überlebte, sagte Patricia Ventre, Abteilungsleiterin der Pflege auf der Abteilung für Kinder und Jugendheilkunde im LKH Villach. Dass die emotionalen Bedürfnisse genauso wichtig seien wie die körperlichen, wisse die Medizin schon lange, sagte Ventre: „Die Kinder brauchen die Nähe zu den Eltern, sie brauchen die Berührung, den Erstkontakt und wir schauen einfach, dass die Eltern so rasch wie möglich von der Wochenbettstation dann auch zu ihrem Baby dürfen.“

Jedes zehnte Baby ist ein Frühchen

Frühchen im Klinikum und im LKH Villach

Tanja Perdacher ist jeden Tag im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) im Klinikum Klagenfurt und besucht ihren Sohn Noah. 895 Gramm hatte er bei der Geburt: „Ich bin gerne herinnen, ich merke auch, dass er die Nähe genießt, jetzt überhaupt mit dem Flaschentrinken, es ist schön, wie er sich entwickelt.“

Im LKH Villach ist Nina Brucker bei ihrem Sohn Maximilian, er kam Ende des 7. Monats zur Welt: „Gleich nach der Geburt haben wir natürlich auch zum Kind dürfen, haben mit den Ärzten Gespräche gehabt. Gleich ein paar Tage später sind Physiotherapeuten, Hebamme, alles mit einbezogen worden, wir sind super da aufgehoben und er macht echt tolle Fortschritte.“

Spezialistenteam umsorgt Frühgeborene

Es ist ein ganzes Team, das mitarbeitet, sagte Lisbeth Janschitz, Stationsleiterin der Neonatologie im Klinikum Klagenfurt. Weil Frühgeborene ihre letzten zwei bis drei Schwangerschaftsmonate außerhalb des Mutterleibs verbringen, ist das für die Pflegenden eine spezielle Herausforderung.

„Wir müssen die motorischen und sensorischen Entwicklungen mittragen. Das heißt, es gibt ein spezialisiertes Team auf der Neonatologie mit Kinderintensivschwestern, mit Neonatologen, mit Logopäden, Psychologen, Sozialarbeitern, die bei diesem Team mitarbeiten“, sagte Janschitz.

Körperliche und emotionale Bedürfnisse beachten

Es wird immer schwieriger und kostenintensiver, Heilbehelfe – zum Beispiel die millimeterdünnen Kanülen für Frühgeborene – zu bekommen. Auch darauf machte Lisbeth Janschitz am Weltfrühgeborenentag aufmerksam. Denn die Nachfrage ist weltweit geringer, für Firmen bedeutet das, es ist damit weniger Gewinn zu erzielen.

Es sind nicht nur die körperlichen Bedürfnisse der Frühgeborenen, die erkannt und auf die reagiert werden muss. Es sind auch die emotionalen Bedürfnisse des Frühchens und der Eltern, sagt Jörg Jahnel, der Abteilungsvorstand der Kinder- und Jugendheilkunde am Klinikum Klagenfurt.

Durch Förderung kann man sehr viel wieder gut machen

Generell gebe es nach wie vor viele Risiken bei Frühgeborenen, sagt Primarius Jahnel. „Primär gibt es Probleme mit der Atmung. Heutzutage haben wir das gut im Griff. Es kann zu Komplikationen im Gehirn kommen, davor haben wir immer Angst, weil dadurch kann es zu Spätfolgen kommen. Das, was toll ist heutzutage, ist, dass wir relativ frühzeitig erkennen, wie später die Probleme sein werden und die Eltern rechtzeitig aufklären können.“

Wenn es Komplikationen gibt, dann ist die Medizin heute besser in der Lage, darauf zu reagieren. Wichtig sei, dass die Kinder gefördert werden, auch wenn Komplikationen auftreten: „Wir fördern etwa nach Retardierung, Bewegungsstörungen, auch bei Hörstörungen oder Sehstörungen und dadurch ist sehr viel möglich geworden. Wir haben gelernt, durch Förderung kann man sehr viel wieder gut machen.“

Muttermilch und Kangarooing zur Unterstützung

Dass sich die medizinische Versorgung in den letzten Jahren extrem verändert hatte, sagte auch die Oberärztin der Neonatologie im LKH Villach, Andrea Lipp. „Gerade die Lungenthematik können wir mittlerweile sehr gut behandeln. Es gibt auch eine präpartale Lungenreifung, das heißt, die Lunge wird vorgereift auf ein Leben, das zu früh hier auf dieser Welt beginnt. Das kann auch das Risiko für mögliche Hirnblutungen verringern. Und man weiß auch mittlerweile, und das ist gerade in unserem Krankenhaus ein sehr wichtiges Thema, dass die Muttermilchgabe vor allem vor dieser Entzündung im Magen-Darm-Bereich schützt.“

Eine Methode ist besonders bekannt, das Kangarooing, das Kuscheln der Frühchen mit den Eltern. „Man weiß vom Kangarooing, dass dieser Mutter- oder auch Vater-Hautkontakt mit dem Baby die Herzfrequenz stabilisiert. Es kommt nicht zu so vielen Atempausen. Und wir bemühen uns, so früh wie möglich ein Kangarooing mit den Eltern durchzuführen“, sagte Oberärztin Lipp.