Ärztekammer Sitzungssaal
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Gesundheit

Strukturreform: Ärztekammer läuft Sturm

Die Ärztekammer fürchtet ihre Entmachtung bei Kassenstellen und Gesamtvertrag, aber auch die kommende Pflicht zur Wirkstoff- statt Arzneimittelverschreibung. Daher läuft sie aktuell Sturm. Bei Mitgliederversammlungen will man die Ärzte über die Auswirkungen der Reform informieren, auch Protestmaßnahmen sind möglich, hieß es am Donnerstag.

Geplant sind mehr Kassenstellen, mehr Primärversorgungszentren und Kassenambulatorien. Die große Strukturreform von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) soll im Wesentlichen ohne die Ärztevertretung über die Bühne gehen. „Somit entscheiden Krankenkassen über Tarife, die Ärztinnen und Ärzte bekommen werden, was natürlich unmittelbar auf den Patienten eine Auswirkung insofern haben könnte, als dass die Stellen, vor allem im ländlichen Raum, unattraktiv werden und dementsprechend nicht mehr so leicht zu besetzen werden“, kritisiert der Präsident der Kärntner Ärztekammer, Markus Opriessnig.

Auflösung der Kassenverträge angedroht

Diese Vorgehensweise könne man sich nicht gefallen lassen, sagte Opriessnig. Täglich gebe es mehrere Protestanrufe, sagte der Ärztekammerchef: „Das kann doch so nicht sein, dass man die Ärztekammer in einer derartigen Art und Weise vorführt und sie von Gesprächen ausschließt um dann hinter verschlossenen Türen auf ministerieller Ebene derartige weitgreifende Entscheidungen zu fassen, die auch die Ärzteschaft betreffen.“

Die Ärztekammer droht deshalb mit der Auflösung der Kassenverträge und einem vertragslosen Zustand. Aber auch andere Protestmaßnahmen will man bei Mitgliederversammlungen diskutieren. Kritisch sehen die Ärztevertreter auch die geplante Pflicht zur Wirkstoffverordnung. Damit könnten keine bestimmten Medikamente mehr verschrieben werden, wurde kritisiert.

Gesprächstermin für Freitag angesetzt

"Jetzt ist es aber so, dass der Arzt diese Medikamente deswegen so aufschreibt, weil er sich dabei meistens etwas denkt. Es gibt Tabletten, die sind größer, es gibt Tabletten, die sind kleiner. Der wesentliche Punkt ist, dass die Tabletten anders ausschauen. Man hat beim Schlucken vielleicht Probleme, ältere Leute, die mit ihrer Fingerfertigkeit Probleme haben, die werden dann natürlich auch dementsprechend bei teilbaren Tabletten Probleme bekommen. Das sind alles Sachen, die man auch wissen muss, wenn man Medikamente aufschreibt“, so der Kärntner Ärztekammerpräsident.

Deshalb sollte ein Arzt ein konkretes Medikament und nicht nur den Wirkstoff verschreiben können, sagte Opriessnig. Im Streit zwischen Ärztekammer und Regierung um die Gesundheitsreform ist für Freitag ein Gesprächstermin zwischen Ärztevertretern und dem Gesundheitsminister angesetzt. Beschlossen werden soll die Reform noch im Dezember.