Propsteipfarrkirche in Kraig in der Gemeinde Frauenstein
„Kennst du Kärnten“

Die Glaubensinsel auf dem Kraigerberg

Der evangelische Glaube hat sich in Kärnten vor allem in Oberkärnten verbreitet. Doch ein kleiner Ort im Bezirk St. Veit an der Glan bewies Anfang 1784 Mut und schloss sich den Protestanten an. So entstand in Eggen auf dem Kraigerberg, sehr zur Überraschung der katholischen Kirche, eine kleine evangelische Gemeinde.

Der kleine Ort Eggen liegt hoch über St. Veit am Kraigerberg, so Wilhelm Wadl vom Geschichtsverein für Kärnten: „Das war eine große Überraschung, auch für die katholische Kirche, dass sich hier eine Reihe von Familien zum evangelischen Glauben bekannte und eine Kirchengemeinde gründete."

Gläubige auf sich allein gestellt

Am 31. Oktober 1517 veröffentliche Martin Luther seine 95 Thesen und läutete damit die Reformationszeit ein. Als Kaiser Josef II. im Jahr 1781 das Toleranzpatent verkündete, konnten sich die Evangelischen offen deklarieren, um ihre Kirchengemeinden zu begründen. Das passierte in Kärnten vorwiegend in Oberkärnten, mit einer Ausnahme: In Eggen am Kraigerberg konstituierte sich Anfang 1784 ebenfalls eine kleine Gemeinde, die aber, vor allem wegen der zu geringen Seelenzahl, nicht selbstständig werden konnte.

Sie bildete daher eine Filiale von Gnesau: "Das war in damaliger Zeit eine schwierige Sache, denn der Gnesauer Pfarrer kam vier bis sechs Mal im Jahr auf den Kraigerberg. Das war jedes Mal eine Tagesreise und kostete auch sehr viel. Und die restliche Zeit waren diese Evangelischen auf sich gestellt und haben mit ihren Kirchenvertretern eben den Gottesdienst, ganz so wie in geheim protestantischer Zeit, ohne geistliche Begleitung, abgehalten.“

Evangelische Kirche Kraigerberg
Evangelische Kirche Kraigerberg

Khevenhüller scheiterten an den Habsburgern

In der Zeit der Reformation war die Gegend bei St. Veit noch durchgängig evangelisch, so Wadl. Denn in der Zeit der Herrschaft Kraig, die sich damals auch im Besitz der Khevenhüller befand, wurde eine Zeitlang versucht, die Propstei evangelisch zu machen. Allerdings scheiterten die Khevenhüller mit dieser Idee an den Habsburgern und Kraig wurde wieder katholisch besetzt.

Nur auf dem Kraigerberg blieben die Menschen evangelisch. „Ein sehr schönes Zeugnis dieser evangelischen Glaubenskultur des 16. Jahrhunderts finden wir heute noch auf dem Kraigerberg. Ein Bauer hat im Familienbesitz seit Jahrhunderten eine prunkvolle Bibel, die in Deutschland im 16. Jahrhundert gedruckt wurde und die über die gesamte Verfolgungszeit des Geheimprotestantismus in dieser Familie bewahrt und versteckt wurde“, sagte Wadl.

Aus dem Bethaus wurde eine Kirche

Außerdem wurde am Kraigerberg ein Bethaus errichtet. Eine Bretterbude, wie Wadl es beschreibt, die auch nicht lange hielt. Später wurde das Gotteshaus gemauert. „Und es wurde dann am Ende auch mit einem Turm ausgestattet. Das war ja den Evangelischen lange Zeit nicht erlaubt.“

Man achtete auch darauf, den evangelischen Glauben, die Gemeinschaft am Kraigerberg, über Generationen zu erhalten. Dabei kam man auf findige Ideen: „Es war für die Evangelischen hier in isolierter Lage ja auch durchaus schwierig, evangelische Bräute oder Bräutigame aufzutreiben. Teilweise hat man sich damit beholfen, dass man die Zukünftigen aus evangelischen Oberkärntner Gebieten praktisch importiert hat. So finden wir im frühen 19. Jahrhundert dann plötzlich Namen, die eigentlich aus dem Gailtal stammen oder aus anderen Oberkärntner Regionen.“

Brautleute kamen teilweise aus Oberkärnten

Man finanzierte auf dem Berg sogar seine eigene Volksschule, mit allen sich bietenden Schwierigkeiten. Verdient haben die evangelischen Lehrer am Berg nicht viel und so mussten sie sich mit Nebenjobs als Messner-Organisten oder als Holzknechte über Wasser halten. All die Mühe lohnte sich aber. Literarisch gesehen wurde der Kraigerberg mehr als nur einmal gewürdigt.

Dafür sorgte auch der evangelische Pfarrer und Mundartdichter Gerhard Glawischnig (1906-1995), der den Kraigerberg mit betreute. "Die Mundart des Kraigerbergs ist sozusagen auch das Grundsubstrat der ganzen Lyrik von Gerhard Glawischnig, die ja auch fortgetragen wurde, vor allem durch die vielen vertonten Lieder von Justinus Mulle, Günther Mittergradnegger und so weiter.“ Und nicht nur in den Geschichtsbüchern verewigte sich der Kraigerberg. Noch heute schwören einander viele Paare in der Kirche auf dem Kraigerberg die ewige Treue.