Hauschroniken im Ort Mauthen
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Mauthener Häuser verraten ihre Geschichte

Die alten Hauschroniken im Ort Mauthen vor dem Vergessen zu bewahren sehen die Mitglieder eines Gailtaler Vereins als ihre große Aufgabe. Sie starteten das Projekt Hausgeschichtstafeln. Durch die Nähe des Ortes zu Italien sind die Informationen zu den Häusern zweisprachig gestaltet.

Bereits in den 1920er-Jahren war ein Anliegen der Mitglieder des Verschönerungsvereins, ihren Heimatort Mauthen, der am Fuße des Plöckenpass liegt, von seiner besten Seite zu zeigen. 1958 wurde daraus der Kulturverein, der heute 350 Mitglieder zählt. Zum 60-Jahr-Jubiläum vor fünf Jahren wurde ein besonderes Projekt gestartet. Die Geschichten der einzelnen Häuser in Mauthen und ihrer ursprünglichen Bewohner sollen auch für Besucher unter freiem Himmel zugänglich gemacht werden.

Jedes Haus erzählt individuelle Geschichte

Ilse Durchner, die Obfrau des Mauthener Kulturvereins, betont die Wichtigkeit dieses Projekts: „Es ist deshalb großartig, weil den Einwohnern der einzelnen Häusern erst bewusst geworden ist, welche Geschichte jedes Haus erzählen kann. Es waren fast in jedem Haus ein bis zwei Handwerker, die dort gelebt und gearbeitet haben. Das ganze Projekt war auf die Geschichte der Häuser ausgerichtet und nicht auf die jetzigen Bewohner.“

Hauschronik in Mauthen
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Beispiel für Hauschronik in Mauthen

Handwerk dominierte in Mauthen

Historisch gesehen lebten in Mauthen kaum Bauern sondern eher Handwerker, so Ilse Durchner: „Mauthen hat eigentlich immer eine Bedeutung gehabt, weil es an der Römerstraße war, an der Via Giulia Augusta und der Name Mauthen kommt vom Begriff Maut. In der Ortschaft wurde damals eben Halt gemacht und es hat sich das Handwerk etabliert.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Großer Brand 1903
Kulturverein Mauthen
Feuer 1903
Alte Ansicht von Mauthen
Kulturverein Mauthen
Alte Ansicht von Mauthen
Straßenszene bei Haus Nummer 32
Kulturverein Mauthen
Haus Nummer 32
Fasching in Mauthen
Kulturverein Mauthen
Fasching in Mauthen
Schneeschaufeln
Kulturverein Mauthen
Schneemassen
Gasthof Post in Mauthen
Kulturverein Mauthen
Gasthof Post

Hauschroniken in zwei Sprachen wiedergegeben

Durch die Nähe des Ortes Mauthen zu Italien entschied man sich bewusst dafür, die Haustafeln auf Italienisch und Deutsch zu gestalten. Ilser Durchner über die Wichtigkeit der Zweisprachigkeit: „Erstens sind wir nur zwölf Kilometer von der Staatsgrenze entfernt, zweitens kommen sehr viele Tagesgäste aus Italien. Sie sind gewohnt, dass in Mauthen zuerst Halt gemacht wird. Wir wollten unsere Verbundenheit zeigen, weil wir zum Beispiel auch mit dem Kulturverein aus Tolmezzo zusammenarbeiten, den wir bereits zweimal in Mauthen zu Gast hatten, um den Ort zu präsentieren.“

Hauschroniken in Mauthen

Aus Italien stammen auch die Namensgeber für das ehemalige Restaurant von Sissi Sonnleitner. „Sonnleitner ist der letzte Besitzer, dann geht es zurück auf Rainer und noch weiter zurück auf Kaulerio. Color, Kolore, steckt da drinnen in dem Wort“, sagt Renate Putz vom Verein.

Informationen oft schwer zu entschlüsseln

Bis ins 17. Jahrhundert reichen die Aufzeichnungen zurück, auf die Putz bei ihren Recherchen in den Matriken der Geburts-, Tauf-, Hochzeits- und Sterbebücher stieß. Das Problem sei, dass die Informationen oft nicht gut lesbar seien. Man könne die Schrift nicht immer entziffern. In gut geführten Chroniken könne der Familienstammbaum weit zurückverfolgt werden. „In gut lesbaren Chroniken stehen auch die Berufe der eine intensive, aber doch schöne Arbeit“, so Putz.

Schriften Hauschroniken in Mauthen
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Beispiel einer alten Schrift

Hauschroniken beleben den Ort

Seit dem Start des Projekts wurden 43 Tafeln im Ortskern von Mauthen angebracht und viele weitere sollen folgen. Durchner ist auf die Chroniken auch heute noch sehr stolz: „Wenn ich bei mir vor die Haustür trete, bin ich sehr glücklich. Es kommt selten vor, speziell in den Sommermonaten, dass nicht irgendwo bei der Haustafel jemand steht und sie interessiert liest. Auch wenn wir sonst nicht mehr viel an Handwerk oder anderen Sachen haben, aber diese Hausgeschichtstafeln beleben unseren Ort“.