Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das Österreich seit Jahren beschäftigt. 29 Femizide – Frauenmorde – gab es im letzten Jahr, die Täter sind fast immer Männer. Männer geraten zusehends unter Druck, ob im Beruf, in Beziehungen oder in der Vaterrolle, sagt Roland Jaritz vom Verein Ponto, dem Verein zur Förderung ganzheitlicher Burschen- und Männerarbeit (Ponto steht für Brücke; die Red.).
Ponto Gewaltprävention Männerarbeit
Lernen, mit Gefühlen umzugehen
Klassisch reagieren viele Männer auf Druck mit Sucht, Risikoverhalten und vor allem gegenüber Frauen mit Wut, Gewalt und Abgrenzung: „Wir möchten Männer und Burschen begleiten, damit sie lernen, okay, ich habe auch die Möglichkeit, statt Ärger, einmal Traurigkeit zu zeigen. Oder ich kann statt jemanden abzuwerten, jemandem auch etwas Positives sagen, Wertschätzungen vermitteln. Wir können uns zusammensetzen und ein Problem mit Gruppenintelligenz lösen“, sagte Jaritz.
Wenn Männer und Burschen nicht viel früher lernen, mit ihren Gefühlen und ihren Aggression besser umzugehen, werde es immer wieder Gewaltaktionen geben, sagte Jaritz: „Sei es gegen sich selbst Suizid, sei es Femizid gegen die Frauen, sei es sexualisierte Gewalt gegen die Frauen oder auch Männer, jetzt auch primär Männer gegen Männer, seien es jetzt die Kriege, die wir leider haben.“
Gespräch mit Partnerin erlernen
In kostenlosen Einzel- und Gruppenberatungen, mit Workshops oder Veranstaltungen für Väter will man Rollenbilder in Frage stellen und Burschen und Männern in verschiedenen Lebensphasen begleiten. Wichtig sei es, Männern zu helfen, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu benennen: „Wo spüre ich, das tut mir eigentlich nicht mehr gut. Wo rutsche ich ins Burnout. Wie komme ich aus dem heraus. Wie teile ich mir meine Life Balance ein.“
Wichtig sei auch, zu lernen, wie das Gespräch mit der Partnerin so geführt werden kann, dass man in Kontakt bleibt, sagte Jaritz. „Das sind alles Lernprozesse, wo wir die Menschen begleiten.“
Land fördert Unterstützung für Männer
Unterstützt wird der Verein Ponto vom Referat für Frauen und Gleichstellung jährlich mit 9.000 Euro. Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) sagte, es brauche neue Frauenbilder, neue Männerbilder und neue Gleichstellungsbilder: „Daran arbeitet und unterstützt uns auch der Verein Ponto. Und deshalb haben wir beschlossen, dass wir den Verein unterstützen, dass wir das Angebot sichtbar machen und dass es neben der Männerberatung nun auch einen Verein gibt, wo man sich vor allem auch präventiv helfen lassen kann und Unterstützung erhält.“
Dass es Bedarf an Gespräch und Beratung gibt, zeigen schon die Erfahrungen der ersten Monate. Vor allem der zunehmende Leistungsdruck macht Männern besonders zu schaffen, „dass sie immer funktionieren müssen und keine Freude mehr an der Arbeit erleben“, sagte Jaritz.
Themen abseits von Sport und Auto
Vor einem Jahr gegründet, will der Verein Burschen und Männer künftig in ganz Kärnten mit Beratungen, Workshops und verschiedenen Veranstaltungen erreichen. Zum Beispiel auch mit einem Vätercafe oder beim gemeinsamen Kochen. „Das ist eben so ein halb öffentlicher Raum, in dem sich Männer leichter tun, sich zu treffen, auszutauschen, herzukommen, einen Kaffee zu trinken und dann auch über Dinge zu reden, die vielleicht im Alltag nicht unbedingt Thema sind. Also Themen abseits vielleicht von Fußballergebnissen und wer hat das schönste und größte Auto“, sagte Dominique Pipal ein Mitbegründer von Ponto.