Maria Siebenbrünn in Radendorf
„Kennst du Kärnten“

Viel Geschichte in Siebenbrünn

Auf dem Friedhof St. Leonhard/Siebenbrünn (Marktgemeinde Arnoldstein) findet man die Gräber zweier bekannter Persönlichkeiten mit interessanten Lebensgeschichten. Bekannt ist die kleine Kirche Maria Siebenbrünn wegen der angeblich heilenden Quelle.

Viele Menschen kommen, weil sie sich Heilung versprechen zur kleinen Kirche Maria Siebenbrünn. Sie sei bekannt für die dort fließende Heilquelle, so Markus Böhm vom Geschichtsverein für Kärnten: „Dort kommen Menschen aus ganz Kärnten hin, um Wasser mitzunehmen. Besonders soll es auch für Augenkrankheiten heilend sein. Man sagt, dass das Wasser dort aus sieben Quellen kommen soll, daher vielleicht auch die Bezeichnung Siebenbrünn. Ich habe sogar einmal gehört, dass das Wasser über eine Goldader fließen soll.“ Deshalb, so sagen auch die Einheimischen, spricht man dem Wasser eine besonders heilende Wirkung zu.

Erste weibliche Ordensträgerin

Nur wenige Gehminuten von dem kleinen Kircherl mit der Quelle befindet sich die Pfarrkirche St. Leonhard Siebenbrünn. Bei dieser Kirche fanden zwei Persönlichkeiten des kleinen Ortes ihre letzte Ruhestätte, die zu Lebzeiten von sich reden machten, so Böhm: „Es sind der Erfinder und Fahrradpionier Josef Erlach und Franziska Rassinger. Sie war eine der ganz wenigen Frauen, die im Ersten Weltkrieg mit einem Orden ausgezeichnet wurde.“

Sie wurde 1840 in Emmersdorf bei Nötsch als Franziska Isepp geboren und war die Tante des später bekannten Maler Sebastian Isepp vom berühmten Nötscher Kreis. Nach ihrer Heirat mit dem Wirt Alois Rassinger aus Riegersdorf musste sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: „Die beiden hatten einen Sohn, Alois Sebastian. Er starb 1889 im Alter von nur zwei Monaten. Das Sterbebuch der Pfarre gibt die Fraisen als Todesursache an. Früher nannte man so Krampfanfälle bei Kindern.“

Wirtschaft alleine geführt und sehr gelobt

1883 verstarb dann auch der Ehemann von Franziska. Sie führte die Wirtschaft alleine weiter und übernahm auch die Position der Postmeisterin von Riegersdorf. Sie war allseits beliebt und werde in mehreren Quellen als großzügig und gastfreundlich beschrieben: „So auch im Belohnungsantrag des 10. Armeekommandos, den dessen Oberbefehlshaber General der Kavallerie Franz Rohr von Denta unterzeichnete. Dort steht wörtlich ‚In hochherziger Weise war sie auch stets bestrebt, allseits helfend beizuspringen, ließ wiederholt den Mannschaften aus eigenem Antriebe Menage-Aufbesserung zukommen, versorgte durchziehende Truppen mit Speisen und Tabak und war so jederzeit der Bevölkerung ein Muster an loyalem Empfinden und Entgegenkommen.‘“

Pfarrkirche Sankt Leonhard bei Siebenbrünn
Pfarrkirche mit Friedhof

Sogar der Kaiser erfuhr von der warmherzigen Kärntnerin, so Böhm: „Kaiser Franz Josef gewährte Franziska das goldene Verdienstkreuz am Band der Tapferkeitsmedaille.“

Erlach konstruierte Fahrräder

Aber auch Josef Erlach schrieb Geschichte: „Er wurde 1830 in Arnoldstein geboren. Unter anderem war er Gründer und Hauptmann der Feuerwehr Siebenbrünn. In seiner Werkstatt in Korpitsch baute er Landmaschinen und konstruierte auch Fahrräder. Das waren die sogenannten Sicherheitsvelozipeden oder Erlachsdraisinen.“

Er baute nicht nur die Fahrräder, er organisierte auch Ausfahrten bis nach Udine: „Damals gab es auch den sogenannten Villacher Velozipedisten-Club, der 30 Mitglieder zählte und über 20 dreirädrige Erlachdraisinen verfügte. Es war vermutlich der erste Fahrradclub der österreichisch-ungarischen Monarchie.“

Villach verbot Fahrräder

Der Club wurde aber nach nur zwei Jahren wieder aufgelöst: „Kurioserweise, weil in der Stadt Villach ein Fahrverbot für Fahrräder verhängt wurde.“ Mit seinen Fahrrädern schaffte es Erlach sogar in die Bozner Zeitung: „Erlach starb 1885 im 55. Lebensjahr an einer Gehirnhautentzündung.“

Ein Porträt des Erfinders und Geschäftsmanns findet man noch heute auf seinem Grabstein, so Böhm: „Diese beiden Geschichten zeigen für mich, dass Friedhöfe nicht nur Orte der Trauer sind, sondern auch Orte der Erinnerung und Bewahrung von persönlichen Geschichten.“