Ehrengäste Gedenken Opfer Nationalsozialismus Friedhof Annabichl
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Chronik

Gedenken an Opfer des Naziregimes

Am Nationalfeiertag hat die jährliche Gedenkveranstaltung des Komitees ‚Memorial Kärnten Koroska‘ stattgefunden. Sie erinnert an die mehr als 3.000 Kärntnerinnen und Kärntner, die zwischen 1938 und 1945 dem Naziregime zum Opfer fielen. Festredner war Altbundeskanzler Franz Vranitzky.

Zahlreiche Opferverbände, Gedächtnisorganisationen und politische Vertreter von Stadt und Land versammelten sich am Donnerstagvormittag vor der Gedenkstätte in der Hauptallee des Friedhofs in Annabichl. Kränze wurden niedergelegt und mit einer Schweigeminute an die mehr als 3000 Männer und Frauen aus Kärnten gedacht, die zwischen 1938 und 1945 dem Naziregime zum Opfer fielen, darunter Widerstandskämpfer, Zwangsarbeiter, Soldaten und Vertriebene.

Seit 1977 gibt es die Gedenkfeier. Ziel der Initiatoren ist es, gegen das Wiederaufleben von Faschismus zu kämpfen und Lehren aus der Geschichte zu ziehen.

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Ehrengäste Gedenkveranstaltung Friedhof Annabichl
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Ehrengäste bei Gedenkveranstaltung am Friedhof Annabichl
Mahnstein Friedhof Annabichl
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Mahnstein am Friedhof Annabichl
Gedenkveranstaltung Kärnten Memorial Koroska
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Ilse Gerhard bei Gedenkveranstaltung von Kärnten Memorial Koroska
Gedenkveranstaltung Memorial Kärnten Koroska
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Zuhörer bei Gedenkveranstaltung am Friedhof Annabichl
Gedenkveranstaltung Memorial Kärnten Koroska Friedhof Annabichl
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Festredner

Scheider: Freiheit und Demokratie ernst nehmen

Eine Gedenkarbeit, die Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider vom Team Kärnten würdigte und die gerade in Krisenzeiten wie diesen an Bedeutung gewinnt: „Friede ist wertvoll, aber er ist zerbrechlich. Wenn er bedroht ist braucht es viel Mut, aber auch Entschlossenheit und politischen Widerstand, damit man die Demokratie stärkt; Frieden, Freiheit und Demokratie ernst nimmt und weiterentwickelt.“

Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus

Am Nationalfeiertag hat das Komitee „Memorial Kärnten Koroska“ zur bereits traditionellen Gedenkveranstaltung am Friedhof in Klagenfurt/Annabichl geladen. Vor der Gedenkmauer und dem „Denkmal der Namen“ wurde jener Menschen gedacht, die zwischen 1938 und 1945 grausam und systematisch ermordet wurden. Gedacht wurde auch jener, die Widerstand geleistet haben. Festredner in der Zeremonienhalle des Friedhofes war Altbundeskanzler Franz Vranitzky.

Vranitzky: Pogromgeschehen im Nahen Osten

Von besonders herausfordernden Zeiten sprach dann auch der Festredner und Altbundeskanzler Franz Vranitzky und nannte den Klimawandel, die Coronaviruspandemie und den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine als Beispiele. Er forderte auch dazu auf, die gesellschaftspolitische Entwicklung ganz genau zu beobachten: „Jetzt kommt dieser Wahnsinn im Nahen Osten mit einem echten Pogromgeschehen, das uns wieder vor Aufgaben stellt, wo wir nicht sagen können oder wollen: Das ist Gott sei Dank weit weg, das betrifft uns nicht oder das geht uns nichts an. Liebe Freunde, das geht uns genauso viel an, wie wenn es draußen vor der Türe passieren würde.“

Franz Vranitzky
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Altbundeskanzler Franz Vranitzky

Es gelte, alles zu unternehmen und helfende Hände auszustrecken – egal ob durch wirtschaftliche Hilfe, politische Zusammenarbeit oder in Form von Anstrengungen, Verhandlungen in die Wege zu leiten. Vranitzky warnte auch vor einem neuen Aufflammen des Antisemitismus.

Kaiser: „Instabilität als neue Normalität“

Auch Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) betonte die Notwendigkeit der Wachsamkeit in der heutigen Zeit. Er sprach sich für eine aktive Rolle Österreichs aus. Es gehe darum, dazu beizutragen, dass „neben Krieg und Kampfauseinandersetzungen auch Überlegungen für Waffenpausen, Waffenstillstände oder konkrete Friedensverhandlungen auf politischer Ebene ermöglicht werden.“

Kaiser äußerte sich auch kritisch zum politisch derzeit vieldiskutierten Begriff der Normalität: „Wenn ich schon Normalität heranziehe, dann ist für mich eine wahrzunehmende Instabilität weltweit, aber auch national und regional die sogenannte neue Normalität. Dieser neuen Normalität zu begegnen erfordert Kraft und Mut.“