Das Berlaymont-Gebäude in Brüssel ist der Sitz der Europäischen Kommission
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Politik

Kärntner Einfluss in Brüssel

Der Großteil der Gesetze und Maßnahmen, die den Alltag betreffen, werden auf EU-Ebene in Brüssel entschieden. Dabei mischen auch zahlreiche Kärntnerinnen und Kärntner mit. Die meisten schafften den Einstieg über ein Praktikum in der EU-Hauptstadt.

Das Berlaymont-Gebäude in Brüssel ist der Sitz der Europäischen Kommission und somit das politische Herz Europas und das Machtzentrum der EU. Die europäische Kommission gibt meist die Richtung vor, entschieden wird dann von Rat und Parlament. Ganz vorne mischt David Müller aus Finkenstein mit. Er ist der Kabinettchef des österreichischen EU-Kommissars Johannes Hahn, der mit den EU-Finanzen ein wichtiges Ressort hat: „Bei der Arbeit in Brüssel generell ist natürlich das Interessante, mit europäischen Themen konfrontiert zu sein und zwar an einer Schaltstelle. Vom Wirkungsgrad der Entscheidungen her ist es natürlich sehr motivierend, für ganz Europa tätig zu sein“, sagte Müller.

Kärntner in Brüssel

Kärntner sorgt für „wahnsinnig“ gutes Klima im Kabinett

EU-Kommissar Hahn schätzt nicht allein Müllers fachliche Kompetenz: „Es ist ihm wirklich gelungen, ein wahnsinnig gutes Klima im Kabinett zu schaffen. Also die Leute gehen schon nach Hause, aber sie genießen es auch hier zu sein und das ist ihm zu verdanken. Wahrscheinlich ist das eine spezielle Kärntner Qualität“, sagte Hahn.

Kabinettschef David Müller
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David Müller aus Finkenstein ist der Kabinettchef des österreichischen EU-Kommissars Johannes Hahn

Österreicher in Brüssel unterrepräsentiert

Bei vielen Vorhaben der EU-Kommission hat das EU-Parlament ein mehr oder weniger gewichtiges Wort mitzureden. Seit Österreichs EU-Beitritt vor 28 Jahren arbeiten hier Harald Kandolf aus Lind ob Velden und die Mölltalerin Heidrun Ebner. Ebner kümmert sich um die Urlaubsplanung von Mitarbeitern: „Ich vermisse natürlich die österreichische Küche, vor allem Kärntner Kasnudeln und solche Sachen, die man hier ganz selten findet. Es gab früher einmal ein österreichisches Restaurant, heutzutage gibt es kaum mehr etwas.“

Kandolf verwaltet mittlerweile als Finanzdirektor der größten Fraktion, der Europäischen Volkspartei (EVP) ein Millionenbudget: „Die Chancen, als Österreicher hier einen Job zu finden, sind groß, weil wir einfach unterrepräsentiert sind. Natürlich heißt das immer, es muss ein Auswahlverfahren, den sogenannten Concours, geben. Der ist nicht einfach, aber die Chancen, dass, wenn man so einen Concours schriftlich und mündlich schafft und auf einer sogenannten Reserveliste ist, sind groß.“

Harald Kandolf aus Lind ob Velden (links) und die Mölltalerin Heidrun Ebner
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Harald Kandolf aus Lind ob Velden und die Mölltalerin Heidrun Ebner

Wichtigste Kartellbehörde in EU

Außerhalb der EU-Institutionen, aber in engem Kontakt mit ihnen, arbeitet der gebürtige Klagenfurter Christian Filippitsch. Er ist Anwalt in einer der weltweit größten Kanzleien, spezialisiert auf Kartellrecht: „Es geht um große Summen, also wir arbeiten normalerweise für die größten Unternehmen auf der Welt. Unser Büro ist hauptsächlich in Brüssel, weil die wichtigste Kartellbehörde ist die Europäische Kommission. Und wir verteidigen sehr viele Fälle vor der Europäischen Kommission, aber auch vor anderen Kartellbehörden, ob das jetzt in Japan ist oder in Deutschland oder in den USA.“

Christian Filippitsch Rechtsanwalt
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Christian Filippitsch, Anwalt mit Kärntner Wurzeln

Einstieg oft über Praktikum

Die meisten haben den Einstieg in einen Brüsseler Job über ein Praktikum geschafft. Dazu rät auch die Kärntner Vertreterin bei der EU, Martina Rattinger: „Die Voraussetzungen sind ein sehr, sehr gutes Englisch und dann wäre es natürlich begrüßenswert, noch ein, zwei weitere Fremdsprachen der Europäischen Union wirklich auch zu beherrschen. Aber ich glaube, was wirklich das Wichtigste ist, ist für die Entwicklungen der Europäischen Union zu brennen.“

ORF-Büro in Brüssel
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ORF-Büro in Brüssel

ORF-Büro: Europäische Perspektive nach Österreich bringen

Mehrsprachig ist auch Mathilde Köchl, die in Ferndorf im Drautal aufwuchs. Sie sorgt als Producerin im ORF-Büro in Brüssel dafür, dass es laufend Berichte aus der EU-Hauptstadt gibt: „Man zeigt die europäische Perspektive, man lässt nicht nur die österreichischen Stimmen sprechen, sondern man schaut sich an, wie schaut es in Frankreich aus, was sagt Deutschland, beispielsweise bei verschiedenen Themen, damit du diese europäische Perspektive nach Österreich bringst. Ich glaube, das ist wichtig“, so Köchl.