Im Herbst des Lebens leiden Menschen oft an mehreren Krankheiten gleichzeitig. Ziel der Altersmedizin ist es, ihnen so lange wie möglich ein weitgehend selbstständiges Leben zu ermöglichen. Seit 15 Jahren verbessert das Netzwerk Geriatrie in Kärnten die Schnittstellen zwischen Ärzten und Pflegenden, zwischen Physiotherapeuten und Psychologen und Psychologinnen.
Geriatriekongress
Bestmögliche Betreuung Zuhause
Diese Gesundheitsberufe sollten noch enger zusammenspielen, um alte Menschen möglichst in deren Zuhause bestmöglich medizinisch zu betreuen, sagt der Präsident des „Netzwerk Geriatrie Kärnten“, Dieter Schmidt: „Ich sage Ihnen ein Beispiel, das ist mobiles Demenz-Coaching, eine niederschwellige Möglichkeit. Da kommen Psychologen nach Hause, wenn die Angehörigen das anfragen, da kommen Psychologinnen und machen einen Demenztest. Und wenn es dann Hinweise ergibt, dass die Angehörigen schon überlastet sind, dann werden Neurologen und Psychiater weiter gefragt, um eine gute Diagnostik zu machen.“
Das Netzwerk Geriatrie wünscht sich auch mehr fächerübergreifende Visiten bei alten Menschen daheim, sagte Schmidt: „Es müsste eine koordinierte Visite sein, jede Woche, jede zweite Woche beim Patienten mit der Krankenschwester, auch mit den Angehörigen. Dabei soll festgelegt werden, wie der ganze Behandlungsablauf stattfinden soll. Mit dem Hausarzt, der soll aufgewertet werden, auch von den Tarifen der Krankenkasse her, dass die das mehr unterstützt.“
Beratung bei Suizidgedanken:
- Rat auf Draht: 147
- Telefonseelsorge: 142
- Not- und Krisendienst Kärnten
- Kärnten West: Tel. 0664/300 9003 und
- Kärnten Ost: Tel. 0664/300 7007
Psychotherapie auch für Ältere
Ein weiteres Ziel ist es, das Tabuthema „Depression und Suizid im Alter“ aufzubrechen. Herwig Oberlerchner, Facharzt für Psychiatrie, sagte, es sei bekannt, dass es eine Risikogruppe bei älteren Menschen gebe: „Es sind vor allem ältere Männer jenseits des 65. oder 70. Lebensjahres, die oft sozial isoliert sind, einsam sind, körperlich krank sind und dann kommen Zusatzbelastungen. Und dann kann es für diese Menschen einmal zu viel werden.“
Der Facharzt ermutigt, sich auch Hilfe von außen zu holen: „Wir ermutigen insbesondere auch ältere Menschen, sich in Psychotherapie zu begeben. Nämlich sich mit den Geschichten aus der eigenen Biografie auseinanderzusetzen. Sich auszusöhnen mit bestimmten Ereignissen, die man erleiden musste, mit Traumata, die man durchlitten hat. Wir haben es ja jetzt auch noch immer mit einer Generation zu tun, die durch – zum Beispiel – die Nachkriegszeit geprägt wurde.“
Männer können schlecht um Hilfe bitten
Dazu sei auch zu sagen, dass das aktive Hilfesuchverhalten bei älteren Menschen, insbesondere bei älteren Männern, sehr zurückhaltend ist, sagte Oberlerchner. Er ermutigt Angehörige und Betreuende, sich auch Hilfe von außen zu holen. Es gebe gute Erfahrungen mit Psychotherapie auch im Alter.