Chronik

Stilles Einkaufen für Menschen mit Autismus

Einkaufen soll für Menschen mit Autismus leichter werden, zumindest in einigen Supermärkten in Kärnten. Sie bieten eine sogenannte „Stille Stunde“ ohne Durchsagen und Musik an. Menschen im Autismusspektrum reagieren meist sehr empfindlich auf Lärm und Licht.

Menschen im Autismus-Spektrum, von kognitiv stark beeinträchtigt bis hochintelligent, reagieren oft mit einer Überreizung in der Wahrnehmung. Das Einkaufen bei Lärm, viel Licht und oft dichtem Gedränge gestaltet sich für diese Menschen schwierig. Rund ein Prozent der Kärntnerinnen und Kärntner ist von Autismus betroffen. Auf vier Männer kommt eine Frau, sagte Autismusexpertin Christiane Dobernig von der Diakonie de La Tour: „Menschen im Autismus-Spektrum nehmen die Umwelt anders wahr. Sie sind manchmal übersensibel im Hören, im Fühlen oder auch durch soziale Reize. Das macht ihnen manchmal Schwierigkeiten, das alles aufzunehmen.“

Bei der stillen Stunde haben sie die Möglichkeit, sich auf das zu konzentrieren, was sie in einem Geschäft tun: Lebensmittel einkaufen, ohne dass sie von anderen Umgebungsgeräuschen oder Situationen abgelenkt werden. Das sei für sie natürlich stressfreier, so Dobernig. Sie betreibt in Klagenfurt die Beratungsstelle MIAS für Menschen im Autismus-Spektrum.

Pilotprojekt könnte weitergeführt werden

In vier ausgewählten Billa-Märkten in Klagenfurt, Krumpendorf und Völkermarkt findet ab sofort, immer nachmittags, eine stille Stunde statt, sagte Vertriebsdirektor Kurt Aschbacher. Dabei werden alle möglichen Lärm- und Störgeräusche auf ein Minimum reduziert: „Das heißt ganz praktisch, dass die gesamte Musik abgedreht wird, dass alle Piepsgeräusche, die man vielleicht von der Kassa kennt, auf ein Minimum zurückdreht beziehungsweise ganz abschaltet werden. Da haben wir natürlich alle unsere Mitarbeiter geschult, sich auch nicht hektisch zu bewegen oder sich laut im Markt zu artikulieren.“ Die stille Stunde soll je nach Nachfrage weitergeführt werden, so Aschbacher.