Ingeborg Bachmann
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Kultur

50. Todestag von Ingeborg Bachmann

Sie galten als eines der schillerndsten Paare in der deutschsprachigen Literaturszene in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg: Max Frisch und Ingeborg Bachmann, die vor 50 Jahren starb. Der Film „Ingeborg Bachmann-Reise in die Wüste“ gewährt Einblick in die turbulente Liebesbeziehung.

Sie war das Gegenbild der deutschen Hausfrau, erste Medienautorin und wurde durch ihren frühen Tod zum Mythos: Ingeborg Bachmann starb am 17. Oktober 1973 im Alter von nur 47 Jahren, nach einem Brandunfall in Rom.

Als Jugendliche hatte sie den Krieg bei Bombenangriffen auf Klagenfurt miterlebt und sich in mehreren Texten von unerhörter Aktualität mit der Fortschreibung des Kriegs im Frieden, der auch nur ein Krieg mit anderen Mitteln sei, auseinandergesetzt. Krieg sickert nach Ansicht von Ingeborg Bachmann als Gewalt in unsere Sprache ein. Wie Gewalt durch Sprache ausgeübt wird, zieht sich wie ein roter Faden durch Ingeborg Bachmanns Werk.

Ingeborg Bachmann
Bachmann

Liebe oder toxische Leidenschaft?

Sie war Anfang 30, als sie dem Schweizer Schriftsteller-Kollegen Max Frisch zum ersten Mal in Paris begegnete. Es war der Beginn einer leidenschaftlichen, aber bald auch toxischen Liebesgeschichte. Für Drehbuch und Regie des neuen Ingeborg-Bachmann-Films zeichnet Margarethe von Trotta verantwortlich.

In ihrem Film arbeitet sie mit zwei Zeitebenen. In Rückblenden werden vergangene Erlebnisse mit Max Frisch gezeigt, in der erzählerischen Gegenwart befindet sich Ingeborg Bachmann in der Wüste. Bei der Filmpremiere im Wulfenia-Kino in Klagenfurt erzählte Margarethe von Trotta, sie habe sich für die Wüste als Spielort entschieden, weil diese für Schönheit und Einsamkeit stehe und somit Ingeborg Bachmann sehr entspreche: „Schönheit plus Einsamkeit plus in sich gehen und dass sie sozusagen zu sich selber findet.“

Szenenbild Bachmannfilm
Amour Fou
Szenenbild aus „Reise in die Wüste“

Bachmann-Bruder beeindruckt von Spiel

In den Hauptrollen sind Vicky Krieps und Ronald Zehrfeld zu sehen. Sie spielen das Paar Bachmann-Frisch. Die Rolle des vertrauten, jungen Freundes von Ingeborg Bachmann, Adolf Opel, übernimmt Tobias Resch.

Heinz Bachmann
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Heinz Bachmann

Das Spiel von Vicky Krieps zeichnet eine Ingeborg Bachmann, die trotz ihrer Krisen stets innere Stärke durchscheinen lässt. Als äußerst geglückt erachtet auch Heinz Bachmann, der Bruder von Ingeborg Bachmann, ihre darstellerischen Leistungen: „Das war so intensiv und überzeugend, dass es fast beängstigend für mich war. Auch die Idee, dass meine Schwester da eine Utopie leben wollte, ich glaube, das ist ganz ausgezeichnet herübergekommen.“

Szenenbild Bachmannfilm
Amour Fou
Szenenbild aus „Reise in die Wüste“

Zum Drehzeitpunkt kein Zugriff auf Briefe

Bereits lange nachdem Margarete von Trotta die Recherchearbeiten für ihren neuen Film abgeschlossen hatte, wurde der ausführliche Briefwechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch unter dem Titel „Wir haben es nicht gut gemacht“ veröffentlicht. Auf die Dokumente hatte Margarethe von Trotta bei der Konzeption des Films keinen Zugriff: „Ich hatte das Pech oder das Unglück, dass der Surkamp-Verlag mir die Briefe nicht zeigen wollte. Die sind zwar zwei Monate, bevor mein Film rauskam, erschienen und ich habe mich dann geweigert, hinterher den Briefwechsel zu lesen, weil ich gar nicht wissen wollte, was ich falsch gemacht habe.“ Ein guter Freund, der zuvor Lektor in dem Verlag war und die Briefe gelesen hatte, beruhigte sie zusätzlich.

Das filmische Ergebnis von Margarete von Trotta ist derzeit auf den Leinwänden der österreichischen Kinos zu sehen.