Die Titelkämpfe finden quasi in ihrem „Wohnzimmer“ statt, betreibt doch die Klagenfurterin neben der WM-Halle ihre „Billiard Sport Academy“. Für Ouschan ist es der Saison-Höhepunkt und eine „große Ehre, nicht nur weil es eine Heim-WM ist, sondern weil wir auch Veranstalter sind“. Die 37-Jährige hat dabei ihren zweiten WM-Sieg im Visier. „Das Ziel ist natürlich zu gewinnen.“
„Keine einfache Spielwiese“
Kein einfaches Unterfangen, schließlich ist in Klagenfurt erstmals seit Jahren die gesamte Weltelite mit dabei. Die größten Konkurrentinnen kommen aus Großbritannien, China und Taiwan, darunter die Titelverteidigerin und Weltranglisten-Erste Chou Chieh-Yu (TPE). „Es ist also keine einfache Spielwiese, wo man sich zuhause einfach zur Weltmeisterin krönt“, bemerkte Ouschan.
Chen Siming aus China gewann 2017 die WPA World 9-Ball Championship. Sie ist schon seit einigen Tagen in Klagenfurt, weil sie sich optimal auf das Turnier vorbereiten wollte. Dazu hat ihr Jasmin Ouschan Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Klagenfurt ist für sie eine schöne Stadt, mit den Bergen und dem See „wie ein Paradies“.
Wei Tzu-Chien aus Taiwan war im Vorjahr Zweite in Klagenfurt. Sie schwärmte von der einzigartigen Atmosphäre hier.
Dass die 10-Ball-Weltmeisterin von 2010 mit hohen Erwartungen umgehen kann, hat sie im Vorjahr bewiesen, als die WM ebenfalls am Wörthersee stattfand und sie bis ins Halbfinale kam. Dieses Mal möchte die Rekordeuropameisterin, die seit 18 Jahren den Sport als Profi ausübt, noch einen Schritt weiter. Mit WM-Gold würde auch ein Preisgeld von 45.000 Dollar (knapp 42.800 Euro) fällig. Ebenfalls am Start steht Ouschans engere Landsfrau Anna Riegler.
Hochkarätige Spielerliste auch bei den Männern
Bei den Männern kämpfen Albin Ouschan, Maximilian Lechner, Mario He und Daniel Guttenberger neben Edelmetall um einen 75.000-Dollar-Siegerscheck (71.300 Euro). Als zweifacher 8-Ball-Europameister sowie WM-Semifinalist von 2022 gilt vor allem der Vorarlberger He als Medaillenkandidat.
Joshua Filler aus Deutschland ist die aktuelle Nummer Eins der Weltrangliste. Er hat das klare Ziel, in Klagenfurt zu gewinnen: „Ich möchte alles geben und Spaß haben.“ Er sagte, dass auch bei den Herren die Dichte immer mehr zunehme und immer mehr junge Spieler oben in der Weltrangliste seien.
Dass das Preisgeld bei den Männern höher ist, sieht Jasmin Ouschan als gerechtfertigt an, da bei den Frauen das Starterfeld mit 48 Athletinnen nur halb so groß ist. „Die Herren haben daher mehr Matches zu spielen. Daraus ergibt sich für mich ein Unterschied, der absolut vertretbar ist“, so die Weltranglisten-Fünfte.
Auch viele Nachwuchstalente am Start
„96 Herren, 48 Damen und 72 Junioren – die Besten der Welt treten bei diesen Billard-Turnieren an. Das sollten sich die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht entgehen lassen“, so LH Peter Kaiser (SPÖ).
Gekürt werden in Klagenfurt – das laut WM-Organisator Gerald Florian in Sachen Spielerbetreuung und Infrastruktur „sicher die Benchmark ist, die es momentan im internationalen Billardsport gibt“ – übrigens auch die Junioren-Weltmeisterinnen und -Weltmeister im 10-Ball. Doch damit ist der Titelreigen für die internationale Billard-Elite in Österreich noch nicht vorbei. Vom 9. bis 12. November findet in Hall in Tirol die WM in der Disziplin 5-Kegel Billard statt.
„Insgesamt haben wir jetzt 120 Personen im Team. Im Vorjahr hatten wir beim Finale 1,8 Millionen Zugriffe während des Finalspiels. Mittlerweile sind die Zugriffszahlen um ca. 70 Prozent gewachsen. Es ist einfach ein weltweites Event. Man muss davon ausgehen, 300 Millionen Menschen spielen Billard auf der ganzen Welt“, so Florian.
Von 8 bis endlos: Die verschiedenen Pool-Disziplinen
Poolbillard wird wettkampfmäßig in vier Disziplinen gespielt: 8-Ball, 9-Ball, 10-Ball und 14.1-endlos. Nachfolgend ein Überblick zu den verschiedenen Spielarten:
- 8-Ball: Der Poolbillard-Klassiker! Es gibt den weißen Spielball und 15 Kugeln, davon sieben volle (einfärbig – nummeriert von 1-7), sieben halbe (9-15) und die schwarze 8er-Kugel. Sie werden vor dem Start in Dreiecksform auf dem Tisch platziert. Wer zuerst eine Farbgruppe vollständig und danach die 8 korrekt in den – zuvor angesagten – Löchern versenkt hat, gewinnt das Spiel. Beim 8-Ball ist die Reihenfolge, in der die Kugeln gelocht werden, nicht wichtig – Ausnahme ist die finale 8er-Kugel.
- 9-Ball: Die neun zu lochenden Farbkugeln (durchnummeriert von 1-9) werden in Rautenform aufgebaut – die 1 ist vorne, die 9 liegt in der Mitte. Es muss – mit wenigen Ausnahmen – immer die niedrigste Kugel angespielt werden. Diese muss aber nicht ins Loch fallen, es ist auch regelkonform, wenn dadurch eine höhere Kugel versenkt wird. Die Löcher müssen zudem nicht angesagt werden, wodurch auch Glückstreffer zählen. Sieger ist, wer zuerst die 9 korrekt einlocht. Wem es beim Eröffnungsstoß gelingt, die 9 zu versenken, der hat mit einem „Golden Break“ gewonnen.
- 10-Ball: Wie 8-Ball ein Ansagespiel, aber mit zehn Kugeln plus Spielball. Der Aufbau erfolgt im Dreieck mit der 10 in der Mitte. Die Kugeln müssen in ansteigender Reihenfolge (1-10 – immer die niedrigste zuerst) angespielt und regelkonform gelocht werden. Wer die 10 abschließend versenkt, hat gewonnen. „Die Ansagepflicht nimmt ein bisschen den Glücksfaktor, den es beim 9-Ball gibt, raus. Das begrüßen wir Profis“, erklärt Poolbillard-Star Jasmin Ouschan.
- 14.1-endlos: Es wird mit 15 Farbkugeln (plus Spielball) gespielt, der Aufbau erfolgt in Dreiecksform. Auch hier muss vorher angesagt werden, welche Kugel wo versenkt wird. Es handelt sich um ein Zählspiel, pro richtig versenktem Ball erhält der Spieler einen Punkt, pro Foul einen Minuspunkt. Wenn 14 Kugeln eingelocht wurden und nur mehr eine übrig ist, werden diese 14 wieder aufgestellt. Dies geschieht so lange bis ein Spieler die erforderliche Anzahl an Punkten für einen Sieg erreicht hat.