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APA/AFP/Jack Guez
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Chronik

Nahost-Konflikt bestürzt auch in Kärnten

Der Angriff der Hamas auf Israel und die massive Gegenoffensive auf den Gaza-Streifen erschüttern seit Tagen die Welt. Hunderte wurden entführt, Tausende getötet und Hunderttausende vertrieben. Wie es weitergeht, ist völlig offen. Die Gräuel der vergangenen Tage gehen auch in Kärnten durch Mark und Bein.

Eigentlich wollte das Bundesheer am Mittwoch mit der Evakuierung von Österreichern aus Israel starten. Doch ein technischer Defekt bei der Transportmaschine verzögerte die Rettungsaktion. Und das in einer ohnehin bewegten Zeit. Harry Koller von der Österreichisch-Israelischen Gesellschaft Kärnten arbeitete sieben Jahre in Israel und kennt viele Betroffene. „Wenn man so einen Kontakt hat und selber oft genug in Israel war, ist es für mich persönlich aktuell nicht die einfachste Zeit“.

Emotionale Situation

Seine Bekannten wollten kein Interview geben, die Situation sei derzeit schlicht zu emotional. Helfen lässt sich von Kärnten aus neben Solidaritätsbekundungen kaum. „Ich persönlich habe allen meinen Freunden geschrieben, dass, wenn notwendig, meine Türen offen stehen. Wenn sie aus dem Land raus wollen und ein paar Tage in Frieden verbringen wollen. Das Angebot wurde noch nicht angenommen, aber ich glaube, alleine, dass sie wissen, dass es eine Alternative gibt, ist im Moment immens wichtig“, so Koller. Die israelische Gemeinschaft hier in Kärnten ist übrigens äußert klein. Nur eine Handvolle ziehe es beispielsweise aus beruflichen Gründen hier her.

Betroffenheit über Nahost-Konflikt

Auf EU-Ebene meldete sich am Mittwoch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Wort. Sie hält an der humanitären Hilfe für die Palästinenser fest, auch wenn über sie die radikal-islamische Hamas herrscht. Für Harry Koller ein notwendiger Schritt: Nicht alle der zwei Millionen Menschen dort seien automatisch Hamas-Kämpfer.

„Wenn man sich den Gaza-Streifen ansieht, der von der Größe her etwa drei Mal so groß ist wie die Fläche von Klagenfurt, aber mehr als zwei Millionen Menschen dort leben, dann kann man davon ausgehen, dass nicht alle dermaßen radikalisiert und Hamas-Kämpfer sind. Der überwiegende Teil sind Zivilisten“.

Kärntner Ärztin im Gaza-Streifen

Israel hat nach dem Angriff der Hamas sofort eine Gegenoffensive im Gaza-Streifen gestartet. Dort arbeitet seit Monaten Diyani Dewasurendra. Die Allgemeinmedizinerin aus Velden berichtet davon, wie selbst Krankenhäuser und Krankenwägen beschossen werden. Sie ist mitten in der Stadt. „Wir bekommen die Schockwellen und die Vibrationen mit und natürlich hören wir den Abschuss der Raketen und das Einschlagen der Bomben in der Ferne. Die Anzahl der Verwundeten ist sehr hoch. Wir wissen einfach nur, dass die Krankenhäuser mit Patienten überfüllt sind und sich auch die Belegschaft in große Gefahr begibt.“

Diyani Dewasurendra
Ärzte ohne Grenzen
Diyani Dewasurendra

Die Ärztin befindet sich inzwischen in einem Gebäude der UNO. Gaza zu verlassen, komme derzeit nicht in Frage. „Es gibt keine sichere Passage, wir bleiben jetzt einmal und es wird täglich neu überprüft, welche Möglichkeiten es gibt, aber kann niemand Gaza verlassen.“ Die ständige Bedrohung versucht Diyani Dewasurendra auszublenden. Es gehe um die Rettung von Menschenleben, sagt sie.