Rotmilan mit Beutefisch
Tiere

Rotmilan Gewinner des Klimawandels

Früher waren Rotmilane eher selten in Kärnten zu sehen, jetzt mehren sich laut BirdLife Kärnten die Meldungen über diesen auffälligen Vogel. Zu Beginn der 80er Jahre galt er in Österreich sogar als ausgestorben. Er ist einer der Gewinner des Klimawandels, doch es gibt auch viele Verlierer.

Nach und nach taucht der auffällige Rotmilan in vielen Bundesländern wieder auf, so Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten: „Der Rotmilan hat eine Flügelspannweite von 150 bis ca. 190 Zentimetern, ist somit etwas größer als der Mäusebussard, eine mittelgroße Greifvogelart. Der Schnabel ist sehr markant gelblich an der Basis und am Ende schwarz. Aber was für den Rotmilan kennzeichnend ist, das ist die rötlich-braune Färbung, die er fast am gesamten Gefieder hat, außer auf den Schwingen, den Enden der Flügel. Sie sind sehr gefingert, also fein gezeichnet mit schwarzer Farbe, dazwischen weiße Flecken. Auf dem Kopf hat er eine ockerne Farbe, die auch mit schwarzen und weißen Strichen versehen ist.“

Rotmilan beim Fischen
Rotmilan beim Fischen

Bis 2020 kaum Brutpaare

Der Rotmilan ist eine europäische Vogelart in weiten Teilen Zentraleuropas bis Westeuropa und auch Südeuropa verbreitet. In Österreich war er nicht immer Brutvogel. Im gesamten 20. Jahrhundert gab es insgesamt nur 35 Nachweise in Kärnten und die Vögel wurden überwiegend beim Durchzug gesehen. Das änderte sich ab 2020: „Der Rotmilan ist in Kärnten im Drautal 2020 mit zwei Brutbahnen das erste Mal nachgewiesen worden. Von dort aus ging es dann aber sehr rasch. Im Gailtal ist der Rotmilan mittlerweile brütend vorzufinden, auch im Bereich Mittelkärnten, also Moosburg bis St. Veit und auch in Wolfsberg mittlerweile schon.“

Rotmilan fliegt im Winter nicht mehr weg

In anderen Bundesländern ist der Rotmilan schon länger eine etablierte Vogelart, d.h. eine geregelt vorkommende Brutvogelart. In Europa fühlt er sich mittlerweile sehr wohl, sagte Kleewein: „Er braucht nicht mehr in etwas wärmere, südlichere Gefilde über die Wintermonate zu fliegen, denn die Winter sind milder geworden. Das bedeutet auch, dass er Nahrung auch über die Wintermonate findet und ihm das erlaubt, hier zu bleiben. In Oberösterreich, Niederösterreich, aber auch Salzburg und in Tirol gibt es überwinternde Rotmilane, die das ganze Jahr hierbleiben.“ Der Rotmilan ist somit eine Gewinnervogelart im Klimawandel, im Gegensatz zu vielen anderen heimischen Vögeln, die immer seltener zu sehen sind.

Kopf eines alten Rotmilans
Älterer Rotmilan

Ansonsten sei der Rotmilan ein Kurzstreckenzieher, am weitesten fliege er, wenn es kalt werde, ins Mittelmeergebiet, maximal nach Nordafrika.

Große und versteckte Horste

Hauptverbreitungsgebiet der seltenen Greifvögel ist eigentlich der Nordosten Deutschlands. In Kärnten gehen die Ornithologen derzeit von zwei bis vier Brutpaaren aus, die seit drei Jahren das Bundesland als perfektes Brutgebiet entdeckten. Doch es dürften noch einige mehr sein, sagte Kleewein, denn der Rotmilanhorst ist schwer auszumachen, auch wenn er groß ist: „Rotmilane brüten etwas versteckter im Wald auf Bäumen. Dort bauen sie ihren Horst, der in kleineren Ausführungen so um die 50 Zentimeter Durchmesser betragen kann. Größere Horste, denn im Laufe der Jahre wird er weiter ausgebaut, können auch einen Meter im Durchmesser betragen und auch bis zu 40 Zentimeter hoch sein. Vergleichbar mit Weißstorchhorsten, die ebenfalls sehr, sehr groß sind.“

Noch gibt es kein geregeltes Rotmilan-Monitoring, doch die Brutplätze sind bekannt und werden regelmäßig kontrolliert, sagte Kleewein: „Bei uns in Kärnten ist er aber auch bis in den Dezember hinein anzutreffen. Dann verschwindet er ganz heimlich und leise und kommt dann im Frühjahr ab März, April wieder zurück. Er ist sehr, sehr brutplatztreu und kommt jedes Jahr wieder zu seinem Horst.“

Wiedehopf auf Ast
ORF
Wiedehopf

Noch andere Gewinner der wärmeren Winter

Es gibt aber noch andere Vogelarten, die von höheren Temperaturen profitieren: „Der Wiedehopf ist mittlerweile in einem Bestand von über 100 Brutpaaren in ganz Kärnten. Der Halsbandschnäpper ist auch als neue Brutvogelart in den letzten Jahren dazugekommen. Gewisse Möwenarten werden sich auch höchstwahrscheinlich in den nächsten Jahren als neue Brutvögel etablieren können. Auch der Kormoran ist mittlerweile eine neue Brutvogelart in Kärnten.“

Kibitz
Otto Samwald
Der Kiebitz ist aus Kärnten fast verschwunden

Verlierer vor allem Feld- und Wiesenvögel

Viele andere heimische Vögel haben aber massive Probleme, so Kleewein: „Die Verliererarten sind allen voran natürlich die Feld- und Wiesenvogelarten. Da ist das Braunkehlchen, das stark zurückgegangen ist. Der Kiebitz ist bei uns in Kärnten fast verschwunden und wenn man bedenkt, dass es 2010 noch 22 Brutpaare gegeben hat und 2023 dann schon null, dann ist es sehr, sehr bedenklich, wie schnell so etwas gehen kann.“

Braunkehlchen
ORF
Braunkehlchen

Auch die Feldlerche sei eine Vogelart, die stark in ihren Bestand zurückgegangen sei, ebenfalls der Grauschnäpper: „Man kann sagen, zum einen haben wir neue Vogelarten, das ist erfreulich, dem gegenüber stehen Verliererarten, das ist traurig. Insgesamt haben wir einen Wandel in der Artenzusammensetzung der Vogelwelt, nicht nur in Kärnten, sondern global und es wird sich auch in Zukunft weiterhin sehr, sehr Spannendes ergeben. Vor allem aber in sehr, sehr kurzen Zeiträumen“, so der Vogelexperte.