Spritzgurke
ORF/Iris Hofmeister
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Umwelt

Raffinierte Fortpflanzung der Gurken

Gurken gehören zu den Kürbissen, die jetzt im Herbst Hochsaison haben. Auch im Botanischen Garten in Klagenfurt wachsen Gurken – besondere Arten, die auch unterschiedliche und raffinierte Wege der Fortpflanzung haben.

Roland Eberwein leitet das Kärntner Botanikzentrum, die Gurken haben es ihm angetan: „Die Gurken sind ausgefuchst, wirklich spannend und sehr, sehr vielfältig.“ Einige hundert Arten, die zur Familie der Kürbisgewächse gehören, gibt es. Wie viele genau es sind, das lässt sich nur schwer sagen: „Weil sich sehr, sehr viele historische Kultur- und Nutzpflanzen darunter befinden, die natürlich im Laufe der Jahrhunderte weitergezüchtet worden sind und deren Abgrenzung sehr schwierig ist.“

Roland Eberwein mit Gurken
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Eberwein mit Luffagurken

„Immer wieder neue Erkenntnisse“

Außerdem ändern sich immer wieder die Methoden der genetischen Untersuchungsmöglichkeiten, die neue, interessante Ergebnisse bringen, so Eberwein. Interessant sei auch die Ausbreitungsstrategie vieler Exemplare, zum Beispiel der Luffa: „Luffa ist für uns eine Zierpflanze und wird eigentlich nicht angebaut. In Südostasien ist es Gemüse, bei uns als Reinigungsschwamm erhältlich und bekannt, auch Sohleneinlagen oder Ähnliches.“

Schild der Explodiergurke
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Explodiergurke

Samen bleiben an Tieren hängen

Um sich zu verbreiten, bedient sie sich eines sogenannten Streumechanismus: „Die Frucht bleibt an der Liane hängen, trocknet aus und lässt ihre Samen nach unten durch eine Öffnung hinausfallen.“ Andere Kürbisgewächse verfügen über sogenannte Explosionsmechanismen.

In der Fachsprache werden sie auch als Saftdruckmechanismen bezeichnet, sagte Eberwein: „Der Inhalt dieser Frucht wird im Reifezeitraum so prall mit Saft gefüllt, dass die Frucht entweder herunterschießt und den Inhalt hinausspritzt, wie bei der Spritzgurke. Ein besonders ausgetüfteltes System, bei dem die Samen im exakten Winkel von 45 Grad, um die Wurfweite zu erhöhen, hinausgespritzt werden. Der klebrige Inhalt spritzt mit und die Samen bleiben dann an vorbeistreifenden Tieren hängen und können so über weite Strecken ausgebreitet werden.“

Explodiergurke
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Explodiergurken

Bitterer Geschmack als Alarmzeichen

Auch wenn es noch so verlockend wäre, die prall gefüllten Früchte einfach mit zwei Fingern zusammenzudrücken, besser man macht das nicht, so der Experte. Denn Hautreizungen drohen. Vor dem Verzehr bestimmter Kürbisse beziehungsweise Gurken oder Zucchini, rät Eberwein ebenfalls zur Vorsicht: „Bei Selbstversorgern, die ihr Saatgut selbst anbauen, passiert es sehr, sehr häufig, dass Kürbisse oder Zucchini oder auch Gurken durch Einkreuzungen bitter schmecken. Unsere Großmütter haben die Gurken früher immer gekostet, ob sie an den Enden bitter sind und das Bittere weggeworfen. Diese Bitterstoffe sind Kukurbitazine, das sind Giftstoffe, die erhebliche Vergiftungen hervorrufen können. Bittere Zucchini, bittere Gurken, bittere Kürbisse nicht verzehren.“

Gurkenmelone
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Melonengurke

Samen werden herausgeschleudert

Dann gibt es noch die Explodiergurke, eine Kletterpflanze aus Mittelamerika. Ihre Früchte springen ebenfalls durch Saftdruck auf. Die Samen werden regelrecht herausgeschleudert, wie bei einer Explosion: „Beim Öffnen dieser Frucht klappen die Fruchtwände zurück. Die Samen hängen an einem längeren Stiel, der so funktioniert wie der Wurfarm eines Diskuswerfers. Und die Samen werden dann dadurch in Rotation versetzt und weit ausgeschleudert. Durch die Rotation bleiben die Samen in ihrer Flugbahn stabil und können so größere Strecken zurücklegen.“

Wer das Naturphänomen sehen möchte, hat im Botanischen Garten in Klagenfurt die Gelegenheit dazu. Von Oktober bis April ist er montags bis donnerstags zwischen 10.00 und 18.00 Uhr geöffnet.