Flugaufnahme Wohnblöcke Klagenfurt
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Chronik

Langes Warten auf freie Wohnungen

Die Wartelisten für Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen werden immer länger, vor allem in Klagenfurt und Villach. Um den Mittelstand zu entlasten, wurden auch die Nettoeinkommensgrenzen für Familien deutlich nach oben korrigiert.

Die Nettoeinkommensgrenze pro Haushalt als Voraussetzung für eine Gemeinde- oder Genossenschaftswohnung wurden vonseiten des Landes im Jänner deutlich angehoben. Lag diese vor ein paar Jahren noch bei 55.000 Euro für einen Zweipersonenhaushalt, liegt die Grenze jetzt bei 74.000 Euro. Für jedes Kind pro Familie werden 7.000 Euro dazugerechnet. Früher waren es 6.000 Euro pro Kind.

Wie eng der Wohnungsmarkt für gemeindeeigene und Genossenschaftswohnungen in Villach zurzeit ist, schildert der zuständige Stadtrat Erwin Baumann (FPÖ): „Die Nachfrage steigt exorbitant schnell. Wir haben einen großen Zuzug vom ländlichen in den urbanen Raum. Wir haben zurzeit ca. 1.420 Wohnungssuchende in der Stadt Villach. Dadurch, dass wir ein laufendes Wohnungsvergabesystem haben, haben wir unsere 1.342 Wohnungen natürlich alle voll. Gott sei Dank hat es das bis dato noch nicht so gegeben. Aber wir haben nicht einmal eine einzige Wohnung mehr im städtischen Wohnbereich frei.“

Villach Sommer
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Viele wünschen sich derzeit, vom Umland in die Stadt Villach zu ziehen

Hohe Materialkosten führen zu Verzögerungen

Bei den Genossenschaften ist es ähnlich. Man warte auf 200 neue Genossenschaftswohnungen. Doch die Krise in der Bauwirtschaft schlage sich auch hier nieder. „Es wird leider seitens der Genossenschaften wenig bis gar nichts gebaut. Dadurch, dass die Baumaterialien so teuer sind, und seitens des Landes wohl 200 Wohnungen schon für den Wohnbau freigegeben sind, müssen wir warten, bis die Kosten für die Materialien wieder nach unten gehen, dass die Bauträger wieder bauen können.“

Abgewiesen werden nur jene Antragsstellerinnen und -steller, deren Verdienst über der Wohnbaufördergrenze liegt, oder wenn jemand dreimal eine Wohnung – aus welchen Gründen auch immer – ablehnt. Baumann rät daher immer dazu, Wohnungsvorschläge anzunehmen: „Es wird nicht besser, und die Lage auszusuchen wird immer schwieriger.“

Aktuell müsse man zwölf Monate Wartezeit in Kauf nehmen. Vor ein paar Jahren habe man noch innerhalb eines Monats mit einer Gemeindewohnung rechnen können – sofern mit den Anträgen auch alle erforderlichen Unterlagen eingelangt seien, heißt es aus dem Rathaus in Villach.

Klagenfurt: 100-Punkte-System bei Wohnungsvergabe

752 Wohnungsansuchen hat es heuer bereits gegeben, 60 Magistratswohungen und 70 Genossenschaftswohnungen wurden vonseiten der Stadt bis jetzt in diesem Jahr vergeben. Die Warteliste ist lang. Sieben bis neun Monate Geduld seien gefragt, sagt Alois Dolinar, Klagenfurter Wohnungsreferent (Team Kärnten): „Ich bin kein Makler der Stadt, sondern habe einen sozialen Auftrag zu erfüllen. Ich muss schauen, dass die sozial Schwachen zu einer Wohnung kommen. Deshalb haben wir auch ein 100-Punkte-System, nach dem die Wohnungen vergeben werden.“

Knapp drei Millionen Euro gibt die Stadt Klagenfurt für die Sanierung der knapp 3.200 Gemeindewohnungen jedes Jahr aus. 20 Millionen Euro investiert die Landeswohnbau-Genossenschaft in die Modernisierung ihres Wohnungsbestandes. 17.500 Wohnungen sind im Eigentum der Landeswohnbau-Genossenschaft.

Wohnservice Stadt Klagenfurt
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Wohnservice der Stadt Klagenfurt

Repar: Wohnbauförderung als Anreiz

Harald Repar führt den Anstieg der Nachfrage nach Wohnungen um 20 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr auf das Wohnbauförderungssystem in Kärnten zurück. „Wir haben die niedrigsten Mieten im gemeinnützigen Bereich. Wir haben eine Wohnbauförderung, die Direktdarlehen vergibt. Das ist in anderen Bundesländern nicht so. Wir kriegen 80 Prozent Direktdarlehen vom Land. Diese sind mit 0,5 Prozent auf 58 Jahre verzinst. Das ist ein Fixzinssatz. Das führt dazu, dass dieser Teil der Finanzierungsmiete niedrig gehalten werden kann.“