Lehrling Alina Brandstätter mit Heimbewohner
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Wirtschaft

Pflegelehre in Heimen startet

Ab 1. September startet die neue Pflegelehre. Erstmals dürfen nicht nur Schulen, sondern auch Heimbetreiber Pflegelehrlinge ausbilden. Der neue Lehrberuf soll laut Bundesregierung den Mitarbeitermangel in den Pflegeberufen mildern. Anders als in anderen Bundesländern beginnt vorerst noch kein Pflegelehrling in Kärnten. Es gibt Interesse, aber auch offene Fragen.

Alina Brandstätter ist 15 Jahre alt und interessiert sich für eine Pflegelehre im Seniorenheim der Mavida-Gruppe in Villach: „Ich arbeite super gerne mit Menschen zusammen, mir wird das richtig viel Spaß machen und eben durch meine Mama, weil die auch in der Pflege tätig ist, habe ich mir gedacht, das wäre eigentlich auch was für mich.“ Tätigkeiten direkt an Heimbewohnern darf Alina aber erst durchführen, wenn sie 17 Jahre alt ist. So will der Gesetzgeber psychische Belastungen verringern.

Pflegelehre in Heimen

Bei der neuen Lehrausbildung kann aus zwei Ausbildungswegen gewählt werden. Es gibt die dreijährige Lehre mit Abschluss zur Pflegeassistenz oder die vierjährige Lehre mit Abschluss zur Pflegefachassistenz mit mehr Kompetenzen.

AK: Ausbildung an Patienten zu früh

Die Arbeitnehmer-Vertreter bleiben dennoch skeptisch. Peter Reichmann, Bildungsexperte der Arbeiterkammer (AK) sagte, die Kammer sehe die Pflegelehre nach wie vor kritisch: „Es wäre aus unserer Sicht sinnvoller, generelle Rahmenbedingungen und Anreize zu verbessern im Pflegebereich, um die Kolleginnen und Kollegen dort zu unterstützen und in weiterer Folge auch im Pflegebereich zu halten. Die Ausbildung ab 15 bzw. dann ab 17 Jahren an Patienten halten wir für zu früh.“

Anders sehen das viele, wenn auch nicht alle Heimbetreiber. Mehr als die Hälfte will Pflegelehrlinge aufnehmen, laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer wird es 70 Lehrstellen geben. In den Heimen fehlen aber noch Ausbildungsleiter, die erst einen einjährigen Kurs absolvieren müssen.

Alina Brandstätter und Christian Polessnig der Sprecher der Heimbetreiber
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Christian Polessnig, der Sprecher der Heimbetreiber und Alina Brandstätter

Noch fehlt Heimen ein Angebot der Schulen

Christian Polessnig, der Sprecher der Heimbetreiber sagte, der Druck, neues Personal zu akquirieren, sei relativ groß, man müsse jede Möglichkeit nutzen: „Das sehen wir als neue Möglichkeit. Es wird nicht das Problem des Mangels an Pflegekräften lösen, aber es wird zumindest eine Linderung schaffen und einen weiteren Weg aufzeigen, um hier Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen. Was uns derzeit noch fehlt, ist einfach das konkrete Angebot von Seiten der Bildungsdirektion, von der Berufsschule, das Lehrangebot zur Verfügung zu stellen“, sagte Polessnig.

Von der Bildungsdirektion heißt es, eine Berufsschule für Pflegelehrlinge in Kärnten sei für das übernächste Schuljahr, also ab Herbst 2024 geplant, der Standort sei noch offen. Man warte, wie hoch der Bedarf der Heimbetreiber sei. Doch auch in den Heimen fehlen noch Ausbildungsleiter, sagte Polessnig: „Da wird es jetzt natürlich Ausbildungsoffensiven geben von den einzelnen Betrieben. Das braucht aber auch eine gewisse Vorlaufzeit. Diese Ausbildung braucht rund ein Jahr.“

Lehrling Alina Brandstätter mit Pflegerin
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Vorerst startet kein Pflegelehrling in Heimen

Bis alle offene Fragen geklärt sind, will Alina vorerst weiter in die Schule gehen. Offen ist damit auch, wann in Kärnten der erste Pflegelehrling mit seiner Ausbildung beginnt.

Gegner der Pflegelehre befürchten, dass die jungen Menschen in dem Alter den Belastungen nicht gewachsen sein und als billige Arbeitskräfte missbraucht werden könnten. Außerdem werde das vorhandene Personal mit der Ausbildungsarbeit zusätzlich belastet.