Drei Windräder nebeneinander
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Klima

Keine erneuerbare Energie ohne Naturschutz

Klima- und Naturschutz gehen nicht immer Hand in Hand. Laut Umweltdachverband braucht deshalb auch der Ausbau der erneuerbaren Energie Grenzen. Nur, wenn der Naturschutz nicht zu kurz kommt, könne die Energiewende gelingen, hieß es bei einer Bundesländertour des Dachverbandes, der für eine Trendwende bei den Förderungen plädiert.

100 Prozent erneuerbarer Strom bis 2030, Klimaneutralität bis 2040. Um diese Ziele zu erreichen, müsse es laut dem Umweltdachverband eine naturverträgliche Energiewende geben. Präsident Franz Maier sagte, ein Viertel der weltweiten CO2-Emmissionen stammen aus degradierten oder zerstörten Ökosystemen: "Das heißt, ein Viertel des CO2 stammt nicht unmittelbar aus der Verbrennung fossiler Energien, sondern aus der Tatsache, wie schlecht wir mit der Natur und mit Ökosystemen umgehen.

Ökosysteme nicht für Wind- oder Wasserkraft opfern

Wissenschaftlich sei klar, dass ohne die Wiederherstellung von Wäldern, Mooren, Feuchtwiesen und Böden, „das Erreichen unserer sehr ambitionierten Klimaziele ausgeschlossen ist“, sagte Maier. Intakte Ökosysteme und Gewässer dürften nicht dem Ausbau von Wind- und Wasserkraft geopfert werden, sagte Maier. Im Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) würden nur schwache Anreize für die Berücksichtigung der natürlichen Ausbaugrenzen bei Wasser- und Windkraft gesetzt, kritisiert der Umweltdachverband.

Der Ausbau der Photovoltaik werde mit dem jetzigen Fördersystem eher behindert, kritisiert Maier. Derzeit gebe es fixe Termine, zu denen nur eine bestimmte Anzahl an Förderanträgen abgearbeitet werden könnten: „Da geht es um Schnelligkeit. Als Privater schafft man das kaum. Deswegen verlangen wir ein Ende dieses Förderungssystems.“

Lange Wartezeiten durch Fördersystem

Stattdessen müsse es eine Möglichkeit geben, Anträge kontinuierlich einzureichen, mit fixen Fördersätzen die sich an der Leistungsstärke der jeweiligen PV-Anlage orientieren, sagte Maier. Das jetzige Fördersystem zwinge Antragsstellern zudem monatelange Wartezeiten auf. Dabei ließe sich in Kärnten alleine mit Photovoltaik auf Dachflächen ein Potenzial von 3,3 Terawattstunden heben.

Mehr Energieeffizienz und mehr Sparmaßnahmen

Viel mehr Potenzial als im Ausbau der erneuerbaren Energie liege in mehr Energie-Effizienz. Erich Auer vom Alpenverein nannte hier als Beispiel neue Turbinen für alte Wasserkraftwerke, wie aktuell beim ÖBB Pumpspeicherkraftwerk Vellach: „Man kommt jetzt mit einem Neubau auf einen Wirkungsgrad von plus 35 Prozent.“

Und auch beim Energiesparen – etwa durch Wärmedämmungen oder die Nutzung industrieller Abwärme – liege noch viel Potenzial brach. Es fehle derzeit eine offensive Strategie, um Effizienzmaßnahmen zu fördern und Einsparpotenziale zu heben, kritisiert der Umweltdachverband.

36 Umwelt- und Naturschutzorganisationen

Der Umweltdachverband, der derzeit durch Österreich tourt, hat seinen Sitz in Wien. Er versteht sich als überparteiliche Plattform für 36 Umwelt- und Naturschutzorganisationen sowie alpine Vereine aus ganz Österreich. Er verfolgt gemeinnützige Ziele auf dem Gebiet des Umweltschutzes und ist nicht auf Gewinn ausgerichtet.

Windparkbetreiber: Hälfte der Dächer nicht geeignet

Der Betreiber des Windparks Bärofen, Franz Dorner, reagierte auf die Aussagen des Umweltdachverbandes und sagte, es stimme nur bedingt, dass man mit Photovoltaik 3,5 Terawatt Strom produzieren könne. Vor zwei Jahren habe es eine Sitzung mit dem Raumordnungsreferenten Daniel Fellner (SPÖ), den Gewerbebetrieben und der Industriellenvereinigung gegeben. Dabei sei zutage gekommen, dass rund die Hälfte der Dachflächen nicht geeignet seien. Es müssen außerdem Eigentumsverhältnisse berücksichtigt werden, Kulturdenkmäler in den Städten können wegen dem Denkmalschutz nicht verwendet werden, so Dorner.

Im Winter muss Strom importiert werden

Kärnten importiere im Winter bis zu 1,5 TW/h Strom. Zu dieser Jahreszeit benötige man bis zur sechsfachen Fläche, im Gegensatz in den Sommermonaten für die Sonnenstromproduktion. Es sei also wichtig, wann der Strom erzeugt werden, so Dorner. Deshalb sei eine Energiewende in Kärnten ohne Windkraft nicht möglich. Zwei Drittel des Stroms aus Windkraft werden vom November bis April produziert. Außerdem werde bei jedem Windpark auch die Netzinfrastruktur wie am Beispiel Windpark Bärofen großzügig ausgebaut, damit sei in dieser Region auch der weitere Ausbau von Photovoltaik möglich, sagte Dorner. Sämtliche Niederspannungsleitungen in unmittelbarer Nähe werden im Zuge des Ausbaus unter die erde verlegt, was angesichts der Wetterkapriolen immer mehr an Bedeutung gewinne.