Greifvogel von Oben
Naturpark Kärnten Volkmar Scherr
Naturpark Kärnten Volkmar Scherr
Wissenschaft

Tausende Greifvögel ziehen über Dobratsch

Über dem Dobratsch bei Villach sind derzeit Wespenbussarde, Kaiseradler, Zwergadler und Schlangenadler zu sehen. Sie ziehen über den Dobratsch nach Süden und werden daher auch alljährlich dort gezählt. Am häufigsten ist der Wespenbussard, von dem bis zu 7.000 Individuen beobachtet werden können.

Noch bis Sonntag (27. August) können im Naturpark Dobratsch Greifvögel auf ihrem jährlichen Zug in den Süden beobachtet werden. Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten: „In sehr guten Jahren können wir hier an die 7.000 ziehende Greifvögel beobachten. In den letzten Jahren ist es wieder etwas weniger geworden. Es sind dann über 4.000 und an Spitzentagen sind an die 1.400 Greifvögel, vor allem der Wespenbussard, beobachtet worden.“

Greifvögel faszinieren Menschen seit jeher

Für Andreas Kleewein ist der Greifvogelzug jedes Jahr ein ganz besonderes Naturerlebnis: „Greifvögel waren immer schon faszinierend für die Menschheit, auch geschichtlich. So faszinieren sie auch heute noch von ihrer Gestalt und Lebensweise her. Der Wespenbussard, der hier hauptsächlich durchzieht, ernährt sich wie sein Name schon sagt überwiegend von Wespen, bzw. deren Nestern. Somit ist er auch von seiner Biologie und Nahrungsaufnahme her höchst interessant.“

Greifvögel gehen überwiegend tagsüber auf Jagd. Einige Merkmale sind für alle Arten bezeichnend: Ihr sehr gutes Sehvermögen, der nach unten gebogene Hakenschnabel, kräftige Beine und die mit scharfen Krallen ausgestatteten Füße.

Wespenbussard im Flug
Wespenbussard

Wetter und Klima beeinflussen Vogelzug

Beobachtet wird der Greifvogelzug mittels Vogelradar: „Und da stellt es sich heraus, dass eigentlich in der Nacht die Masse an Vögeln drüberzieht.“ Die Beobachtungsmöglichkeiten sind vom Wetter und vom Klima abhängig. Heuer gibt es gute Wetterbedingungen, denn bei Schlechtwetter komme es dann zu einem Zugstau, so Kleewein: „Das heißt, die Vögel begeben sich zum Erdboden, warten diese Schlechtwetterphasen ab und ziehen dann bei sehr gutem Wetter wieder weiter. Und da kann es eben an solchen Tagen zu einem massiven Aufkommen und vor allem zu wunderbaren Beobachtungen der Vögel kommen.“

Greifvogelcamp in Stossau

Biologiestudent David gibt sein Fernglas nicht mehr aus den Händen: „Ich beobachte den Greifvogelzug in Oberstossau beim Greifvogelcamp. Das geht täglich von 9.00 bis 17.00 Uhr, außer bei Schlechtwetter, weil die Greifvögel thermikabhängig sind. Darum ist auch hier dieser Zug so stark: Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes. Da ist eine Talsenke, die Tarviser Pforte, wo sie in das Kanaltal ziehen können.“

90 Prozent der ziehenden Greifvögel seien Wespenbussarde und die restlichen Mäusebussarde, Rohrweihen, teilweise Wiesenweihen, Sperber, Fischadler, so der Student. „Manchmal können auch Raritäten wie Schlangenadler oder auch einmal ein Kaiseradler beobachtet werden.“

Skywalk bietet guten Beobachtungspunkt

Auch der Geschäftsführer des Naturparks, Robert Heuberger, kommt jedes Jahr ins Staunen, wenn er auf der Skywalk-Aussichtsplattform steht und den Greifvögeln zuschaut: "Der Platz hier ist natürlich ganz ein besonderer, weil man einen wunderbaren Überblick über den Naturpark Dobratsch und vor allem über diese schöne Dobratsch-Südwand hat, die hier 1.600 Meter hoch von Arnoldstein bis zum Gipfel hinaufragt. Das ist ja auch eine der Besonderheiten des Naturparks. “

Aussichtsplattform auf dem Dobratsch
ORF/Petra Haas
Aussichtsplattform auf dem Dobratsch

Vögel nutzen die Thermik der Südwand

Die Schütt ist einzigartig in Europa, was die Artenvielfalt und die Biodiversität anbelangt und auch ein Grund, warum es diesen Greifvogelzug in Kärnten gebe, so Heuberger: „Weil sich die Vögel an der Südwand hochschrauben und nach Italien gleiten. Wir begleiten BirdLife Kärnten mit unseren Rangern und vermitteln jährlich 2.000 Besucherinnen und Besuchern dieses Phänomen.“

Die Greifvogelwochen sind nicht nur ein einzigartiges Naturphänomen, sondern zielen auch auf Bewusstseinsbildung ab, sagte Heuberger: „Wir haben umgekehrt auch schon den BirdLife-Leuten, den Beobachtern, gesagt, wo sich die Segelflieger hochschrauben, damit sie wissen, wo sie hinschauen müssen, weil dort vielleicht Vögel zum Entdecken sind. Wir haben auch die Segelflieger mit den Wissenschaftlern verschnitten, um sich gegenseitig auszutauschen."

Ferngläser zum Ausborgen

Man könne so einerseits Leuten dieses tolle Naturphänomen vermitteln und andererseits gebe es die Grundlagenforschung, dieses Monitoring, so Heuberger. In Zeiten des Klimawandels sei es wichtig, zu beobachten, wie viele Vögel noch in die Winterquartiere ziehen. Es werde ja immer wärmer und daher komme es auch zu Änderungen im Greifvogelzug. Die Naturparkranger stellen bei der Aussichtsplattform beim Parkplatz 6 der Villacher Alpenstraße Ferngläser für Gäste zum Ausleihen zur Verfügung.