Lindwurm Kunstwerk Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach
Kultur

Hausmauern erzählen Mölltaler Geschichte

Im Zentrum von Obervellach werden in diesem Sommer Hauswände kunstvoll bemalt. Bei diesem Projekt steht die Geschichte des Ortes sowie des Mölltals im Mittelpunkt. So werden der Weg des Lindwurms, der laut einer Sage ein „gebürtiger“ Mölltaler war, nach Klagenfurt und die Geschichte des Bergbaus in der Region dargestellt.

Rainer Schroth hatte kurz vor seinem 80. Geburtstag die Idee dazu, Häuser in Obervellach mit bunten Malereien zu verschönern. Bei der Organisation der Durchführung und der finanziellen Mittel wirkt der Tourismusverband Mölltal unterstützend mit.

Kunstprojekt Fassade Haus Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach
Das Ortsbild von Obervellach wird verschönert

Lindwurm als Motiv

Walter Frisch von der Fresh FX Medienagentur Salzburg fertigte einen Entwurf für die nun zweite Hausbemalung im Zentrum der Marktgemeinde Obervellach. Die zwei ungarischen Künstler Fat Head (Adam) und Void (Gergely) sind gerade dabei, diesen auf die Hauswand zu bringen.

Das Werk stellt die Sage vom Lindwurm dar, der der Überlieferung nach ein gebürtiger Mölltaler ist, sagt Edith Lesnik vom Förderverein „KunstRaum Obervellach“. Auf dem Werk wird die Geschichte des Bergbaus symbolisch durch die drei Bergleute dargestellt, die vor Schreck Werkzeuge und Edelmetall fallen lassen.

Wie der Lindwurm vom Mölltal nach Klagenfurt kam

Im Mallnitztal ruhte einst ein großer See. Dieser erstreckte sich vom Rabischer Hügel, der das Tal gegen Süden absperrt, bis tief hinein in das Seebachtal, wo der Stappitzer See noch als kleiner Rest zurückblieb. Am Ufer des Sees weideten während des Sommers die Schafe. Der Hirte Lenz stieg eines Tages mit seinem Wasserputsch zum See hinunter und bemerkte ein rotes Hasenei. Er legte das sonderbare Ei in seinen Wasserputsch, den er mit Seewasser füllte. Die Sonne erwärmte den vollen Wasserputsch, den Lenz auf seinem Rücken trug. Plötzlich gab es einen lauten Krach und der Wasserputsch fiel zu Boden. Aus den Eierschalen kroch ein junger Lindwurm, blickte um sich und kroch in den See.

Der Lindwurm wuchs unheimlich schnell und fraß alle Forellen aus dem See, danach stieg er aus dem Wasser und stellte den Schafen nach. Die Hirten hatten große Angst und um nicht alle Schafe zu verlieren, stiegen sie mit den Herden hinauf auf die Hochalmspitze, die damals noch keinen Gletscher hatte. Da der Lindwurm nichts mehr zu fressen hatte, tobte und brüllte er vor Hunger und Wut. In einer Nacht biss er jene Felsrippe durch, die den See gegen Süden absperrte. Noch heute sind angeblich in dieser Schlucht die Zahnspuren des Drachens zu sehen.

Fassade von Haus in Obervellach wird bemalt
Förderverein KunstRaum Obervellach
Die lindgrüne Farbe lässt auf die spätere Lindwurm-Darstellung schließen

„Darstellung regt zum Diskutieren an“

Die Wassermassen stürzten mit großer Wucht vom Hochtal hinunter und rissen den Lindwurm mit sich in die Tiefe durch das Möll- und Drautal bis in den Wörthersee. Der Lindwurm überstand diese wilde Reise gut und setzte seine gefräßigen Raubzüge im Unterland fort, bis er dort durch einen Stier in eine Falle gelockt werden konnte. Die Hirten zogen wieder aus dem Hochgebirge herunter und gründeten im ebenen und trockenen Tal den Ort Mallnitz.

„Das regt zum Diskutieren an, weil es sich um eine Sage handelt, doch auch eine Sage gehört zur Geschichte des Tales und die Ausführung des Motivs darf auch dem Zeitgeist entsprechen“, so Lesnik. „Eine große Gruppe junger Menschen und jung Gebliebener ist begeistert. Andere können sich damit nicht anfreunden und manche finden, es passt nicht zu Obervellach“, räumt sie ein.

Lindwurm Kunstwerk Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach

Die Geschichte des Bergbaus in der Region

Die erste Hauswand im Zentrum der Marktgemeinde wurde von Aktrice gestaltet: Die Linien ihres Kunstwerks symbolisieren den Gold-, Silber- und Kupferabbau und somit den Wohlstand und Reichtum der Zeit des Bergbaus im Mölltal.

„Das Leben der Bergknappen war sehr mühsam. Sie kamen aus ganz Europa, hatten ein schweres Leben und siedelten sich im Mölltal an. Heute gibt es nach wie vor viele Bergarbeiter aus dem Mölltal, deren Fähigkeiten in ganz Europa beim Tunnelbau gefragt sind“, sagt Edith Lesnik.

Erzgruben, Silber- und Goldbergwerke lagen hier im Mölltal im Hochgebirge. Eine 6.000 Jahre alte Kultstätte am Danielsberg belegt, dass bereits um 500 v. Chr. auf diesem 962 Meter hohen Berg nach Gold, Silber und Eisen geschürft wurde. In Flattach gab es ein Vorkommen an Kupfer in der Großfragant, hochwertiges Eisen wurde auf der Raggaalm abgebaut und Gold in der Wurten.

Kunstwerk auf Fassade von Haus in Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach
Künstlerin Aktrice bei der Arbeit

„Der Abbau von Gold liegt wohl am weitesten zurück und verlieh der Goldberggruppe ihren Namen. Aufgrund des Vorkommens an Bodenschätzen hatten sich bereits die Kelten im Mölltal angesiedelt und mit dem Abbau begonnen. 15 v. Chr. übernahm die römische Verwaltung den Goldabbau in dieser Gegend. Das älteste, noch heute existierende Bergwerksverzeichnis in Obervellach belegt, dass um 1480 in der ‚Teuchl‘ Silberbergwerke vorhanden waren“, erklärt Edith Lesnik.

Blütezeit Anfang des 16. Jahrhunderts

Zur Zeit des Edelmetallbergbaues war das heutige Gemeindeamt Wohnsitz der Gewerkenfamilie Schlaminger, die zu den bedeutendsten Bergwerksbetreibern des Mölltales gehörte. Ende des 15. Jahrhunderts wurden die Bergwerke von Österreich einem „obristen Bergmeister“ unterstellt. Wegen der besonderen Bedeutung von Obervellach erfolgte 1509 die Ernennung von Lamprecht Zäch zum ersten Oberstbergmeister für die habsburgischen Länder des Bergrichters von (Ober-)Vellach.

„Die Hauptaufgaben des Bergrichters, der seinen Amtssitz in Obervellach hatte, waren die Vertretung des Landesfürsten als Gewerke und die Überwachung des Bergbaues, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im gesamten Ostalpenraum seine Blütezeit erlebte“, so Lesnik.

Zentrale Bergbauverwaltung von Obervellach aus

Durch die habsburgische Länderteilung 1564 erstreckte sich der Zuständigkeitsbereich des Oberstbergmeisteramtes in der Folge auf Innerösterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Triest und die österreichischen Besitzungen in Istrien und Friaul). Der Markt Obervellach beherbergte für 270 Jahre die zentrale Bergbauverwaltung des Habsburgerreiches und erlangte somit auf diesem Gebiet überregionale Bedeutung.

Kunstprojekt auf Häusern in Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach

Bruderlade als Vorläufer der Sozialversicherung

Als der Goldbergbau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts immer weniger Gewinn abwarf, gerieten zahlreiche Gewerken in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten. „Um die Mittel für die sozialen Ausgaben aufzubringen, wurde im Jahre 1537 die Bruderlade geschaffen, in welche jeder Knappe einen Kreuzer pro Gulden und Monat als Beitrag zahlen musste. Die Bruderlade ist eine Vorstufe zu unserer heutigen Sozialversicherung“, so Lesnik.

Kunstwerk auf Haus in Obervellach
Förderverein KunstRaum Obervellach
Das fertige Kunstwerk von Aktrice

Auch umliegende Gemeinden sollen verschönert werden

Weitere zwei Hauswände werden von zwei Freisinger Künstler in den nächsten drei Wochen künstlerisch gestaltet. Anfang September sollen dann insgesamt vier bemalte Hauswände im Zentrum von Obervellach fertiggestellt sein.

Im kommenden Jahr sollen weitere Kunstwände auch in den Nachbargemeinden folgen. Finanziert wird die Aktion von Sponsoren und durch verschiedene Förderungen.