Auf Grund der bevorstehenden Niederschläge und dass ein 30-jährliches Hochwasser am Globasnitzbach eintreten kann, wird angeordnet, die Häuser nicht zu verlassen. Kellerräume seien zu meiden und unnötige Fahrten zu unterlassen. Das gilt für alle von den Unwettern betroffenen Gemeinden. In Klagenfurt-Viktring droht ein Damm zu brechen, am Freitagabend wurde daher Zivilschutzalarm ausgerufen.
Für die Gemeinden Bad Eisenkappel, Gallizien, Sittersdorf, Globasnitz, Feistritz ob Bleiburg, Bleiburg und Neuhaus wurde von GeoSphere Austria die höchste Warnstufe wegen Starkregens ausgegeben – und zwar bis Samstagmittag. Denn nach einer Regenpause am Nachmittag soll es in der Nacht auf Samstag wieder große Mengen regnen.
Landeskrisenstab wurde hochgefahren
Nach den heftigen Niederschlägen in der Nacht auf Freitag in den Unterkärntner Bezirken, Wolfsberg, Völkermarkt und in Klagenfurt-Land wurde neben den Bezirkskrisenstäben, die bereits seit den frühen Morgenstunden tagen, auch der Landeskrisenstab hochgefahren. Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesrat Daniel Fellner (beide SPÖ) erhielten von den Expertinnen und Experten der Bezirkshauptmannschaften, der Fachabteilungen und der Einsatzorganisationen ein aktuelles Lagebild.
Im Landeskrisenstab wurden weitere Vorkehrungsmaßnahmen für die zu erwartenden schweren Regenfälle in der Nacht auf Samstag beschlossen. Im unteren Lavanttal, konkret in den Gemeinden St. Paul und Wolfsberg, wird aufgrund der prognostizierten schweren Regenfälle ein mobiler Hochwasserschutz errichtet. Im Bezirk St. Veit wird derzeit überprüft, ob in den Gemeinden Gurk und Straßburg ebenfalls Sicherungsmaßnahmen getroffen werden müssen.
Rückhaltebecken fast voll
Besonders betroffen ist das untere Lavanttal. In St. Paul droht ein Hochwasser-Rückhaltebecken den Ort zu überfluten. Die Menschen wurden über mögliche Evakuierungsmaßnahmen informiert. Hier soll auch ein mobiler Hochwasserschutz errichtet werden.
Im Bereich des Granitzbaches kam es bereits zu einem hundertjährlichen Hochwasser, sagte Stefan Salzmann (SPÖ), der Bürgermeister von St. Georgen: „Das Rückhaltebecken im Granitztal hat noch fünf Zentimeter Platz, dann wäre es an der Kapazitätsgrenze. Falls es übergehen sollte, haben wir auch im Ort Hochwasser.“ Bewohner seien bedroht, so das Gemeindeoberhaupt.
Zivilschutzalarm in Loibach
ORF-Reporter Peter Matha meldet sich aus der Gemeinde Loibach, wo Zivilschutzalarm ausgerufen wurde. Er beschreibt die Lage nach den starken Unwettern am Donnerstag.
Trinkwasser muss abgekocht werden
Im Granitztal wurden die Flächen weiträumig überflutet, in St. Paul teilweise auch das Ortsgebiet. Brücken seien teils unpassierbar. Vier Objekte mussten bereits evakuiert werden. Es sei unklar, wann die Menschen in ihre Häuser zurückkehren dürfen.
Von der Bezirkshauptmannschaft hieß es, dass das Trinkwasser abgekocht werden soll. Es kann aufgrund des Unwetters zu Verunreinigungen kommen. Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner ihre Häuser nicht verlassen und bei Gefahr den Feuerwehrnotruf 122 wählen.
Kraftwerk Lavamünd
Video: Christian Maierhofer.
In St. Paul habe um 9.00 Uhr eine Lagebesprechung stattgefunden, sagte Bezirkshauptmann Georg Fejna, Bezirkshauptmann von Wolfsberg. Vor allem die Prognosen für die Nacht auf Samstag sorgen für eine weiterhin angespannte Lage. Laut Landeskrisenstab wurde die Bevölkerung von St. Paul informiert, dass es zu weiteren Evakuierungen kommen könnte.
Überschwemmungen auch in St. Georgen im Lavanttal
Der Bürgermeister von St. Georgen im Lavanttal, Karl Markut (Team Kärnten), sagte gegenüber dem ORF Kärnten, die Bäche, die zur Lavant fließen, würden Hochwasser führen. Die Ortschaften Unterrain, Fransdorf und Am Waldrain seien durch Bäche, die zur Lavant fließen, besonders betroffen. Zunächst waren von den über die Ufer tretenden Wassermassen nur Straßen, Wirtschaftsgebäude und Ställe betroffen. „Die Gefahr besteht, dass es auch Wohnhäuser betrifft, sollten die Regenfälle nicht nachlassen“, sagte Markut.
Hannes Loibisch aus Loibach sagte, sein Nachbarhaus sei stark betroffen: „Der Keller ist voller Wasser, und die Pelletsheizung ist kaputt. Er hat gerade heuer im Haus alles neu gemacht, die Küche und so. Auch das Auto ist in der Garage geschwommen.“
Eisenkappel vollkommen abgeschnitten
Zu den Zivilschutzalarmen kommen zwei Zivilschutzwarnungen in den Gemeinden St. Georgen im Lavanttal und Eisenkappel-Vellach. Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner in den betroffenen Gebieten ihre Häuser nicht verlassen. Im Haus sollen höhere Stockwerke aufgesucht und nicht in den Keller gegangen werden. Ebenso sollen unnötige Fahrten vermieden werden.
Die Region um Bad Eisenkappel war Freitagfrüh vollkommen abgeschnitten. Elisabeth Lobnig (SPÖ), die Bürgermeisterin von Bad Eisenkappel-Vellach, sagte, es sei in ihrer Gemeinde eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen worden, nachdem gegen 3.30 Uhr die ersten Meldungen hereinkamen, dass Vellach und Ebriach über die Ufer getreten seien: „Nach Tagesanbruch haben wir die Lage erkundet. Es sind sehr viele Muren – nahezu in alle Richtungen – abgegangen. Wir sind dabei, Bagger und Steine zu organisieren, um die Straßen zu schützen, sodass sie nicht vollständig abbrechen. Momentan hat sich die Lage etwas entspannt und die Pegelstände sind an der Vellach und Ebriach etwas zurückgegangen.“ Dennoch sei die Bevölkerung aufgefordert, in den Häusern zu bleiben. Es seien viele Keller überflutet, gröbere Schaden sind derzeit nicht bekannt.
Auch seitens der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten sei die Wassersituation im Auge zu behalten, und die Häuser seien nicht zu verlassen. Unnötige Fahrten sollen vermieden werden. Sollte man mit dem Auto unterwegs sein, fordert die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt auf, jedenfalls Unterführungen zu meiden, da viele überflutet sind.
Bundesheer zur Unterstützung angefordert
Laut Landesalarm- und Warnzentrale sollen die Bewohner in den Gebieten, in denen eine Zivilschutzwarnung herrscht, die Wassersituation beobachten und nicht das Haus verlassen. Auch unnötige Fahrten sollen vermieden werden. Überall werden Sandsäcke gefüllt, um sich gegen die Wassermassen zu schützen.
Eine Pionierkompanie mit rund hundert Mann und schwerem Gerät wurde für den Assistenzeinsatz angefordert. Zusätzlich unterstützen die Soldaten die Freiwillige Feuerwehr beim Dammschutz. Ein Bundesheerhubschrauber wird nach Kärnten verlegt. Sie werden unter anderem in Rechberg eingesetzt.
Rechberg, Gemeinde Eisenkappel
Die Pioniere des Bundesheers werden unter anderem in Rechberg, Gemeinde Eisenkappel, eingesetzt.
KAT-Zug 2 angefordert
Katastrophenschutz- und Feuerwehrreferent Fellner beauftragte in Abstimmung mit dem Landeskrisenstab, dem Bezirkskrisenstab und dem Landes- und Bezirksfeuerwehrkommando Völkermarkt die Entsendung des KAT-Zuges 2 in den Bezirk Völkermarkt. 120 Personen sind ab Abend vor Ort. Die Oberkärntner werden über die Nachtstunden die Einsatzkräfte aus dem Bezirk Völkermarkt ablösen.
Auch der Katastrophenzug 1 wurde alarmiert. Am Samstag ab 5.00 Uhr sammeln sich die FF-KAT-Zug-Teams aus den Bezirken Hermagor, Villach-Land und auch aus Villach im Feuerwehr- und Sicherheitszentrum Villach. „Rund 130 Einsatzkräfte werden sich nach einer kurzen Lagebesprechung nach Unterkärnten begeben, um dort zu helfen, wo es notwendig ist“, so Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) in einer Aussendung am Freitagabend.
Im Loibltal wurde in der Nacht auf der Loiblpassstraße (B91) ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. Alle drei Insassen blieben unverletzt und konnten das Fahrzeug selbst verlassen. Ein weiteres Fahrzeug wurde mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Unterbergen aus dem Gefahrenbereich gebracht.
Guntschach wieder von Außenwelt abgeschnitten
Aufgrund der heftigen Regenfälle der vergangenen Stunden kam es erneut zu Vermurungen entlang des Notweges von Ebenthal nach Guntschach. Zwei Teilstücke wurden von den Schlammlawinen betroffen, wodurch die Befahrbarkeit erneut beeinträchtigt ist. Die Gemeinde Maria Rain gab am Nachmittag bekannt, dass man die beschädigte Straße nicht begutachten werde, auch ein Hubschrauberflug sei nicht möglich. Die Gefahr neuerlicher Muren sei zu groß. Da die Drau Hochwasser führe, sei der Fährbetrieb auf Anordnung des Verbunds eingestellt. Die Kraftwerke arbeiten an einer Regulierung der Wasserstände, hieß es.
Weitere Helfer angefordert
Am Samstag sollten auch 130 Helfer aus den Bezirken Villach und Hermagor in die betroffene Region kommen. Der Kärntner Militärkommandant Walter Gitschthaler sagte gegenüber dem ORF Kärnten, er habe auch in Graz weitere Kräfte angefordert. Bis zu 200 weitere Soldaten stehen zur Verfügung, um beim Kampf gegen das Hochwasser in Kärnten zu helfen.
Im Bereich der ehemaligen Zellstoffabrik Obir gab es Verklausungen. Am Samstag werden die Einsatzkräfte im Raum Trögern Erkundungen vornehmen, wo es ebenfalls Verklausungen gab.
Das Rückhaltebecken in Granitzbach wurde am Freitagabend von Verklausungen befreit, wodurch sich laut den Einsatzkräften der Wasserstand senkte. Es wurde noch keine Entwarnung, aber eine leichte Verbesserung der Situation gemeldet.
Weitere Evakuierungen in Kärnten angeordnet
Nach einer kurzen Entspannung beim Regen wird am Abend und vor allem in der Nacht erneut Starkregen in Kärnten erwartet. In dem besonders betroffenen Ort St. Paul im Lavanttal wurden bereits vier Gebäude evakuiert, am Abend wurden vorübergehend 70 weitere Häuser evakuiert. Zudem wurden zusätzliche Feuerwehren ins Krisengebiet beordert.
Weiter starker Niederschlag erwartet
Die Gewitterlinien von Italien und Slowenien brachten über Nacht enorme Regenmengen. Der Schwerpunkt lag in Unterkärnten.
Bis Freitag um 16.00 Uhr fielen:
- 208 Liter pro Quadratmeter auf dem Loiblpass
- 159 Liter in Ferlach
- 156 Liter in Bad Eisenkappel
- 125 Liter in Leibnitz
- 111 Liter in Deutschlandsberg
- 105 Liter in Völkermarkt
Nach einer kurzen Pause wird es gegen Freitagabend und über Nacht erneut intensiv zu regnen beginnen. Die prognostizierten Niederschlagsmengen bis Samstag liegen zwischen 30 Millimeter (Oberkärnten) und bis zu 100 Millimeter in den Karawanken. Dadurch sind lokal Überflutungen an kleineren Zubringern und Bächen möglich. Speziell im Südosten und im Karawankenbereich (Vellach) werden sehr hohe Hochwassergefährdungen erwartet. Ansonsten werden an Kärntens größeren Flüssen keine bis mittlere Hochwassergefährdungen erwartet.
Wald in Drabunaschach Vellach
Ein Wald steht unter Wasser
Die Wasserstände am Millstätter See, Brennsee, Afritzer See, Ossiacher See, Wörthersee, Keutschacher See und Klopeiner See liegen noch über der Hochwassermarke HW1. Es ist daher mit erhöhten Wasserständen an den Seeabflüssen zu rechnen. Der Staubereich Edling und der Staubereich Rosegg werden durch AHP auf Phase zwei gesenkt. Auch der Völkermarkter Stausee wurde abgesenkt, es sei hier noch Platz genug, sagte Christian Maierhofer nach einem Lokalaugenschein.
Veranstaltungen abgesagt
Die Filialen der Kärntner Sparkasse in St. Paul und Lavamünd bleiben aufgrund der Hochwassergefahr bis auf Weiteres geschlossen. Das Zeltfest der Freiwilligen Feuerwehr Gallizien, das am Freitag ab 20.30 Uhr hätte stattfinden sollen, wurde wegen der Überflutung des Festzeltes abgesagt. Auch das Slowenische Bauernfest beim Gasthof Zenkl in Gallizien findet am Samstag nicht statt.
Zivilschutzwarnung in der Steiermark
Auch für die steirischen Bezirke Südoststeiermark, Deutschlandsberg und Leibnitz wurde eine Zivilschutzwarnung ausgesprochen. Die Bevölkerung wird ersucht, nicht unbedingt notwendige Autofahrten zu unterlassen. Die Feuerwehren sind seit Mitternacht im Dauereinsatz – und es regnet weiter – mehr dazu in Zivilschutzwarnung für drei Bezirke.