Nockalmstraße von oben
Eduardo Gellner
Eduardo Gellner
Chronik

Nockberge: Schutz- statt Skigebiet

Die Ausstellung „Das Fenster zum Biosphärenpark“ in der Glockenhütte ist neu gestaltet worden. Sie gibt einen Überblick über den Biosphärenpark Nockberge, die Entwicklung der Region und die Entstehung des Parks. Ursprünglich sollte ein riesiges Skigebiet entstehen, aber die Bevölkerung war dagegen. So entstand das Schutzgebiet.

Projektleiterin Monika Brandstätter sagte, die Ausstellung liefere zunächst einen Überblick über den Biosphärenpark, damit Besucher wissen, dass sie sich in einem international anerkannten Schutzgebiet befinden: „Die Stiege ins Obergeschoss zeigt einen kurzen Überblick über die Entwicklung, bis wir zum Biosphärenpark gekommen sind. Das ist eine ganz spannende Entwicklung. Im Obergeschoss ist das Hauptaugenmerk eigentlich ein Film. Da geht es um die Almwirtschaft, die die wichtigste Nutzung im Biosphärenpark ist, weil sie die Kulturlandschaft seit Jahrhunderten geprägt hat.“

Schaubild Biosphärenpark Nockberge
ORF/Daniela Winkler

Miteinander von Mensch und Natur im Fokus

Für die neue Ausstellung musste Einiges adaptiert werden. Böden wurden verlegt bzw. abgeschliffen und Wände neu gestrichen. Im neuen Ausstellungsraum gibt es auch fünf Vitrinen, in denen die wichtigsten Lebensräume des Biosphärenparks gezeigt werden. „Das soll diese Vielfalt widerspiegeln. Das Besondere in den einzelnen Vitrinen ist nicht nur, dass die Tier- und Pflanzenwelt vorkommt, sondern wirklich versteckt in jedem Lebensraum der Mensch vorkommt. Das war uns besonders wichtig, weil ja ein Biosphärenpark ein Miteinander von Mensch und Natur ist und aufgrund dessen war es uns auch wichtig, dass der da drin vorkommt“, so Brandstätter.

Nockalm
ORF/Daniela Winkler
Natur entlang der Nockalmstraße

Altes Relief in neuem Gewand

Für die neue Ausstellung wurde aber nicht alles neu gemacht, man verband das Neue auch mit dem Alten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Relief im ersten Stock: „Es ist mehr als 30 Jahre alt. Es zu restaurieren war nicht mehr möglich, weil man nicht mehr die Leute dafür hat, die das wiederherstellen können. Wir haben uns dafür entschieden, dass wir es trotzdem belassen. Wir haben es gereinigt und wieder aufgehängt und darüber einfach als Relief 2.0 einen Bildschirm mit Touchscreen angebracht, wo man sich die Nockalmstraße und die Umgebung genauer anschauen kann.“

Biosphärenpark Nockberge
ORF/Daniela Winkler
Ausstellung

Nockalmstraße als Ausgangspunkt für Wanderungen

Auf dem Bildschirm findet man zum Beispiel auch Wandertipps. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass man bei der Nockalmstraße startet und dann wieder zum Ausgangspunkt zurückkommt, damit es einfacher ist. Gleich bei der Glockenhütte könnte man zum Beispiel auf den Klammnock starten, weiter auf den Mollnock gehen und den hohen Steig wieder zurück zur Glockenhütte. Das ist eine mittelschwierige Wanderung und sicher für fast jeden Geher machbar“, sagte Brandstätter.

Auch die diversen Ausstellungen und Themenwege entlang der Nockalmstraße werden hier angezeigt. Eigens für die Ausstellung wurde auch ein Film produziert. Herzstück ist die Almwirtschaft. So wird darin zum Beispiel über Schwendmaßnahmen berichtet, damit die Almen frei bleiben, sagt Brandstätter: „Ansonsten wären die Nockberge bis oben hin bewaldet, bis hin zu einem Halter, der das Almvieh hält. Dann sehen wir noch die heiligen Bachhütten, wo einfach gesagt wird, dass trotzdem der Tourismus eine große Rolle spielt.“

Schaubild Pflegezone im Biosphärenpark Nockberge
ORF/Daniela Winkler
Die Pflegezone

Almprodukte werden veredelt

Auch die Herstellung von Produkten auf der Alm spiele eine Rolle. Sie sei das Herzstück, weil aus der Milch auf der Alm Käse, Butter und Topfen gemacht werden. „Bei der heiligen Bachhütte zum Beispiel sind drei Generationen eingebunden, die alle aktiv mitarbeiten. Die Adelheid ist über 90 Jahre alt und steht jeden Tag um 5.00 Uhr auf, damit sie ihre Butter und ihren Topfen fertig macht.“

Der Begriff Biosphäre stehe für Lebensraum. International gebe es Biosphärenreservate. In Österreich habe man sich für das Wort Park entschieden, weil jener der Reservate nicht positiv behaftet sei: „Das sind einfach besonders schützenswerte Lebensräume, wo es aber um das gemeinsame Leben von Mensch und Natur geht. Also wo nicht der Naturschutz im Vordergrund steht, sondern auch die Menschen, die da leben, wirtschaften und die gesamte Region ja seit Jahrhunderten prägen.“

Vier Gemeinden – drei Zonen

Der Biosphärenpark Nockberge erstreckt sich über die vier Gemeinden Ebene Reichenau, Bad Kleinkirchheim, Radenthein und Krems in Kärnten. Er wird in drei Zonen – Naturzone, Pflegezone und Entwicklungszone – eingeteilt. Die Naturzone umfasst jene Gebiete, die total schützenswert sind und wo kein Eingriff seitens des Menschen vorgesehen sei.

Um die Naturzone herum befindet sich die Pflegezone. Auf den Almen passiere die Almwirtschaft über die Sommermonate, so Brandstätter: „Die Bergmahd ist einfach. Da werden abwechselnd im Zwei-Jahres-Schritt-Flächen auf der Alm gemäht. Früher war das ganz wichtig, um mehr Futter für die Tiere im Tal zu haben. Heute haben sie eine große Vielfalt an Pflanzen und Kräutern und aufgrund dessen wird teilweise noch immer gemäht.“

Volksabstimmung: Schutzzone statt Skigebiet

Der Biosphärenpark hat eine spannende geschichtliche Entwicklung hinter sich, so Brandstätter: „Wir waren ja eine sehr struktur- und wirtschaftlich schwache Region und dann wurde ja überlegt, was man daraus machen kann. Es wurden dann Pläne ins Leben gerufen, dass man das gesamte Gebiet der Nockalmstraße zu einem Riesenskigebiet ausbaut. Die Bevölkerung stellte sich auf die Hinterfüße und sprach sich dagegen aus. Es gab eine Volksabstimmung, aus der eindeutig hervorging, dass das Gebiet unter Schutz gestellt werden und nicht touristisch erschlossen werden soll.“

Es gab einige Veränderungen im Laufe der Geschichte des Biosphärenparks, so Brandstätter. Zwar habe es nie eine internationale Anerkennung als Nationalpark gegeben, weil einfach die Region der Nockberge kein typischer Nationalpark ist, dennoch lebe man von der Almwirtschaft. Auch die Region selber wurde von Menschenhand gestaltet. 2012 wurde die Region als Biosphärenpark ausgezeichnet.

Windebensee an der Nockalmstraße
ORF/Petra Haas
Der idyllische Windebensee

Ausstellung soll einige Jahre zu besichtigen sein

Wichtig bei der Neugestaltung der Ausstellung war auch der Nachhaltigkeitsgedanke. So wird man „Das Fenster zum Biosphärenpark“ nicht nur heuer besuchen können. Die Ausstellung, die im Zuge eines Leader-Programms entstand, soll für die nächsten fünf bis sieben Jahre zu sehen sein.