Die Betrüger sind Spezialisten. Ihnen fällt es leicht, sich als eine andere Person auszugeben. Ihr Rezept: Rufnummern manipulieren und dann menschliche Eigenschaften wie Vertrauen, Angst oder Respekt ausnutzen. Die Fachwelt nennt das „Social Engineering“ und es funktioniert schon sehr lange sehr gut.
Christian Baumgartner, IT-Ermittler beim Landeskriminalamt, sagt, der Mensch sei der gefährliche Faktor und nur selten die Technik: „Der Mensch trifft letztenendes die Entscheidungen und klickt wo rauf. Er gibt irgendwelche Informationen preis, hält sich nicht an Sicherheitsvorschriften.“
Experte: Schutz vor Fake-Anrufen kaum möglich
Sich vor gefälschten Anrufen zu schützen oder sie zu erkennen, ist kaum möglich. Die Betrüger rufen etwa mit Polizeinummern oder jenen eines Verwandten an. Laut Baumgartner mussten auch schon Firmen ihre Rufnummer kündigen und eine neue Rufnummer nehmen, weil die Zahl der gefälschten Anrufe nicht abnahm: „Wenn man natürlich hunderttausend Anrufe pro Tag bekommt, wo sich die Leute beschweren, angerufen worden zu sein, ist das wahrscheinlich nicht sehr lange auszuhalten.“
Cyber-Kriminalität um fast 30 Prozent gestiegen
Die Täter passen sich an. Daher ist immer wieder von altbekannten oder neuen Betrugsmaschen zu hören. Die Delikte im Bereich Cyber-Kriminalität nahmen laut Kriminalstatistik von 2021 auf 2022 um über 30 Prozent zu. Fälle von Sextortion, wo Täter dem Opfer mit der Veröffentlichung von Nacktfotos oder -videos drohen, stiegen um 90 Prozent. Die Dunkelziffer ist naturgemäß viel höher.
Die Bekämpfung von Kriminalität im digitalen Bereich ist daher komplex, sagte IT-Ermittler Baumgartner. Es geht um Techniken, justitielle Wege und die Speicherung von Daten, sowie um Ausforschungsmöglichkeiten, Anonymisierung und Zeitdruck. Dass viele Betrüger aus dem Ausland kommen, macht die Arbeit der Ermittler viel schwieriger.