Tagesmutter Anna Kohlweg mit betreuten Kindern
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Chronik

Kaum freie Plätze bei bei Tagesmüttern

Ab September ist der Kindergartenbesuch gratis. Die Eltern zahlen für ihre Kinder nur mehr die Essensbeiträge. Auch die Kosten für die Betreuung von Kleinkindern durch Tagesmütter übernimmt das Land Kärnten. Damit wird wohl die Nachfrage weiter steigen, doch schon jetzt gibt es in Kärnten kaum freie Plätze bei Tagesmüttern.

Anna Kohlweg ist eine von fast 150 Tagesmüttern, die über die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens (AVS) organisiert sind. Als Juristin würde sie anderswo wohl mehr als 1.600 Euro Netto monatlich verdienen: „Das schon, aber was ich von den Kindern zurück bekomme, kann ich von niemandem sonst zurück bekommen.“ Das familiäre Umfeld in der Kleingruppe schätzt die berufstätige Mutter Christine Wieser für ihre Tochter Fiona: „Ich wollte meinem Kind das Beste geben, was es gibt und das ist es.“

Zu wenig Tagesmütter

AVS: 100 Tagesmütter fehlen in Kärnten

Bis zu sechs Kinder darf Tagesmutter Anna Kohlweg in ihrem Haus betreuen. Freien Betreuungsplatz hat sie derzeit keinen, obwohl es viele Elternanfragen gibt. „Ich glaube, die nächsten freien Plätze gibt es 2025. Aber es fallen immer wieder Kinder von den Wartelisten herunter, wenn sie in die Kindertagesstätte oder den Kindergarten kommen.“

Ähnlich ist es bei vielen Tagesmüttern. Der Blick in das Internet zeigt, dass es landesweit kaum sofort verfügbare Betreuungsplätze gibt. Gut hundert Tagesmütter fehlen in Kärnten, schätzt der AVS-Fachbereichsleiter Klaus Abraham: „Die Situation ist bei Tagesmüttern nicht anders als in den Kindertagesstätten. Es ist alles voll und man muss sich wirklich rechtzeitig kümmern, damit man einen Platz bekommt.“

AVS Fachbereichsleiter Klaus Abraham
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AVS-Fachbereichsleiter Klaus Abraham rät, sich rechtzeitig um einen Platz bei einer Tagesmutter zu kümmern

Auch Gemeinden suchen Tagesmütter

Zwar gebe es genügend Interesse an den Ausbildungskursen zur Kleinkindbetreuerin, doch die Absolventinnen werden auch anderswo, zum Beispiel in den Kindertagesstätten der Gemeinden, händeringend gesucht. Und nicht für jede Tagesmutter kommt die Arbeit in den eigenen vier Wänden in Frage.

Das größte Problem dabei sei die Raumplanung und der dafür benötigte Platz, sagt Anna Kohlweg: „Ein großes Problem ist auch das Finanzielle. Wir werden nur für die Betreuungsstunden bezahlt. Der Zeitaufwand für das Einkaufen, das Kochen oder die Reinigung wird nicht bezahlt.“ Dafür muss die Freizeit genutzt werden.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Kinderhand mit Zutz
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Tagesmutter Anna Kohlweg mit betreuten Kindern
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Tagesmutter Anna Kohlweg mit einem ihrer betreuten Kinder
Kinderhand mit Sandspielzeug
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Berufstätige Mutter Christine Wieser
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Mutter Christine Wieser ist berufstätig und hat für ihre Tochter Fiona einen Platz bei der Tagesmutter gefunden
Kinder in Tagesstätte
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Bei den Tagesmüttern geht es in der kleinen Gruppe sehr familiär zu
Tagesmutter Anna Kohlweg
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Tagesmutter Anna Kohlweg
Tagesmutter Anna Kohlweg mit betreuten Kindern
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Noch wenige Betriebs-Tagesmutterstätten

100 Tagesmütter betreuen derzeit über die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe daheim bis zu sechs Kinder. Sie werden nach Betreuungsstunden und Kinderanzahl entlohnt. 50 Tagesmütter sind über die AVS in Gemeindeeinrichtungen tätig. 17 weitere Tagesmütter arbeiten selbstständig, also nicht unter dem Dach der AVS.

Die Tagesmütter und zwei Tagesväter in Kärnten könnten auch in Betrieben tätig sein, um dort arbeitende Eltern zu unterstützen. Eine solche Betriebs-Tagesmutterstätte gibt es etwa im LKH Villach. Doch trotz Landesförderung entschieden sich bisher erst drei Unternehmen in Kärnten dafür, dieses Angebot mit zu finanzieren.