Anna Kohlweg ist eine von fast 150 Tagesmüttern, die über die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärntens (AVS) organisiert sind. Als Juristin würde sie anderswo wohl mehr als 1.600 Euro Netto monatlich verdienen: „Das schon, aber was ich von den Kindern zurück bekomme, kann ich von niemandem sonst zurück bekommen.“ Das familiäre Umfeld in der Kleingruppe schätzt die berufstätige Mutter Christine Wieser für ihre Tochter Fiona: „Ich wollte meinem Kind das Beste geben, was es gibt und das ist es.“
Zu wenig Tagesmütter
AVS: 100 Tagesmütter fehlen in Kärnten
Bis zu sechs Kinder darf Tagesmutter Anna Kohlweg in ihrem Haus betreuen. Freien Betreuungsplatz hat sie derzeit keinen, obwohl es viele Elternanfragen gibt. „Ich glaube, die nächsten freien Plätze gibt es 2025. Aber es fallen immer wieder Kinder von den Wartelisten herunter, wenn sie in die Kindertagesstätte oder den Kindergarten kommen.“
Ähnlich ist es bei vielen Tagesmüttern. Der Blick in das Internet zeigt, dass es landesweit kaum sofort verfügbare Betreuungsplätze gibt. Gut hundert Tagesmütter fehlen in Kärnten, schätzt der AVS-Fachbereichsleiter Klaus Abraham: „Die Situation ist bei Tagesmüttern nicht anders als in den Kindertagesstätten. Es ist alles voll und man muss sich wirklich rechtzeitig kümmern, damit man einen Platz bekommt.“
Auch Gemeinden suchen Tagesmütter
Zwar gebe es genügend Interesse an den Ausbildungskursen zur Kleinkindbetreuerin, doch die Absolventinnen werden auch anderswo, zum Beispiel in den Kindertagesstätten der Gemeinden, händeringend gesucht. Und nicht für jede Tagesmutter kommt die Arbeit in den eigenen vier Wänden in Frage.
Das größte Problem dabei sei die Raumplanung und der dafür benötigte Platz, sagt Anna Kohlweg: „Ein großes Problem ist auch das Finanzielle. Wir werden nur für die Betreuungsstunden bezahlt. Der Zeitaufwand für das Einkaufen, das Kochen oder die Reinigung wird nicht bezahlt.“ Dafür muss die Freizeit genutzt werden.
Noch wenige Betriebs-Tagesmutterstätten
100 Tagesmütter betreuen derzeit über die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe daheim bis zu sechs Kinder. Sie werden nach Betreuungsstunden und Kinderanzahl entlohnt. 50 Tagesmütter sind über die AVS in Gemeindeeinrichtungen tätig. 17 weitere Tagesmütter arbeiten selbstständig, also nicht unter dem Dach der AVS.
Die Tagesmütter und zwei Tagesväter in Kärnten könnten auch in Betrieben tätig sein, um dort arbeitende Eltern zu unterstützen. Eine solche Betriebs-Tagesmutterstätte gibt es etwa im LKH Villach. Doch trotz Landesförderung entschieden sich bisher erst drei Unternehmen in Kärnten dafür, dieses Angebot mit zu finanzieren.