Künstler in Atelier de La Tour
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Kunst

Jubiläum: 20 Jahre Galerie de La Tour

Mit der Ausstellung „Herz.Kunst.Liebe“ feiert die Galerie De la Tour in Klagenfurt ihr 20-Jahr-Jubiläum. Gezeigt werden Werke, die von Menschen mit Behinderung geschaffen wurden. Immer wieder gewinnen die Künstlerinnen und Künstler Preise, ihre Werke werden auch in anderen Galerien gezeigt.

Jürgen Cheplak schrieb zum Jubiläum einen Text darüber, wie unglaublich wichtig für ihn die Kunst ist: „In der Kunst ist alles erlaubt, Kunst macht keine Fehler, Kunst ist Freude.“ In der Kunst lebe seine Freiheit. Hier kann der Künstler sich so ausdrücken, wie es für ihn richtig sei. Mit schwarzem Tuschestift schafft er eine wunderbar eigenwillige Welt voller kleiner Geschichten und Figuren. Seine Texte und Bilder sind auch in der Ausstellung in der Galerie De La Tour zu sehen.

Galerie de La Tour
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Künstler zeigen ihre Sicht auf die Welt

Für die künstlerische Leiterin, Christine Stotter, sind die gezeigten Arbeiten sinnlich, skurril, kompliziert und so einfach wie eben auch die Liebe ist: "Der direkte Zugang, den wir ja auch spüren und der uns gut tut, das ist ein unverstellter Blick auf ihre Welt. Sie lassen uns teilhaben an ihrer Welt und ich denke, das ist fast schon in der Kunst ein Gegenpol zu dem, was wir Kopfmenschen oft leisten sollen, müssen und tun.

„Die mächtigen Gestalten der Venus“ nannte Johann Meduner seine Holzskulptur. Schlank und leicht gedreht ist sie voll mit Gesichtern.

Von dem 2015 verstorbenen Künstler sind einige Skulpturen zu sehen, wie auch die „Frau Ursus“. Sie stellt eine große Frauengestalt dar, die einen Kopf, vielleicht aber auch ein Kind hoch über ihren eigenen Kopf hebt. Nichts an dieser Kunst ist glatt oder gar gefällig. Da ist viel Kraft und Energie roh und doch völlig kontrolliert.

„Liebe und Flirten“ nennt Simon Geiler sein Bild. Darauf zu sehen ist ein großes, rotes Herz, umgeben von vielen kleineren Herzen und rechts unten steht in Großbuchstaben das Wort Sex.

Kunstwerk aus Galerie de La Tour
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„Liebe und Flirten“ von Simon Geiler

Kunst abseits von „Schablonendenken“

Diese Künstlerinnen und Künstler sind oft viel direkter und ehrlicher als die sogenannten gesunden Menschen. Kunst ist Kunst, ist Christine Stotter überzeugt. Sie hält nichts davon, Künstlerinnen und Künstler mit einer Behinderung in eine Schublade zu stecken: „Es gibt die Begriffe Artbrut und Outsiderart und ich glaube, dass man die nur bedingt braucht, weil man auch gleich wieder in ein Schablonendenken geführt wird. Wir haben in der Galerie de La Tour diesen Weg gewählt, dass wir die Kunst von Menschen mit Behinderungen ausstellen, dass das ein Schwerpunkt ist, also mit anderen zeitgenössischen Künstlern gemeinsam. Weil da ist es kein Thema mehr, ob der Mensch, der diese Kunst macht, eine Behinderung hat oder nicht.“

Christine Stotter Galerie de La Tour
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Christine Stotter

Die Übermalungen von Stefan Eineter können absolut mit den Bildern aller anderen Künstler mithalten. Christoph Eder ist im Moment überglücklich, denn die Kärntner Kulturstiftung zeigt seine Werke im Rahmen in einer Ausstellung in Wien.

Zehn Künstlerinnen und Künstler und einige, die es bald sein werden, arbeiten im Atelier de La Tour in Treffen. Dort wird viel gelacht und geredet. All diese Menschen sind hier, weil sie Kunst machen wollen und sie sehr ernst nehmen. Viele arbeiten lieber, als lange über ihre Kunst zu reden, so wie Christoph Eder, der bereits mit zahlreichen Preisen bedacht wurde.

20 Jahre Galerie de La Tour

Unterstützung statt Bevormundung im Mittelpunkt

Veronika Kreuz ist einer der Menschen, die die Künstlerinnen und Künstler unterstützen. Es geht ihr darum, dass sie sich wohlfühlen, dass sie sich entfalten können, dass sie künstlerisch in allen Richtungen tätig sein können.

Auch der künstlerischen Leiterin, Christine Stotter, ist ganz wichtig, dass es Unterstützung, aber keine Bevormundung gibt. Die Kunst ist hier wirklich frei und mit ihr die Menschen, die sie machen. Dass dieses Konzept auch aufgeht bestätigt Harald Rath: „Es ist schön, mir gefällt’s da. Ich würde gerne arbeiten.“ Diesen Künstler interessieren immer wieder Gesichter. Abbilden alleine wäre Harald Rath aber viel zu langweilig. Seine Gesichter, oft in schwarz-weiß gehalten, sind unglaublich ausdrucksstark, haben viel von einem Holzschnitt an sich. In der Ausstellung zeigt er auch das Bild „Herzdame“: Ein Schachbrett, die Spielfigur und hinter ihrem Kopf ein großes, rotes Herz.

Kunstwerk aus Galerie de La Tour
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Neue Sichtweisen kennenlernen

Angefangen hat alles 1973 mit dem Künstler Willibald Lassenberger. Sein unglaubliches Talent wurde nicht nur erkannt, sondern auch gefördert. Am Ende des Textes über seinen Zugang zur Kunst bringt Jürgen Czeplak auf den Punkt, worum es ihm geht: „Ich denke viel in meinen Bildern und schreibe meine Gedanken auf. Dann fühle ich mich frei.“ Man kann von diesen Künstlerinnen und Künstlern, von diesen außergewöhnlichen Menschen, auch sehr viel lernen: Glück, Freude, Zufriedenheit und das Staunen über die schönen Kleinigkeiten des Lebens. Die Ausstellung „Herz, Kunst, Liebe“ ist bis 11. September in der Galerie de la Tour in Klagenfurt zu sehen.