Insolvenz-Antrag
IMAGO/Bihlmayerfotografie
IMAGO/Bihlmayerfotografie
Wirtschaft

Mehr Insolvenzen im ersten Halbjahr

Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) verzeichnet im ersten Halbjahr eine deutliche Zunahme an Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Firmenpleiten stieg um 53 Prozent. Das ist österreichweit der höchste Anstieg. Es wurden auch mehr Privatkonkurse gemeldet.

Im ersten Halbjahr 2023 wurden 369 Privatinsolvenzverfahren gemeldet, um 73 mehr als im ersten Halbjahr 2022. Das ist ein Anstieg von knapp 25 Prozent. Noch dramatischer ist der Anstieg der Firmenpleiten. Im ersten Halbjahr 2022 wurden 117 Insolvenzen gemeldet, heuer sind es bereits 179.

Vergleicht man die Bezirke untereinander, so weist der Raum Klagenfurt und Klagenfurt-Land den stärksten Anstieg auf. Hier verdreifachte sich die Anzahl der Firmeninsolvenzen. Laut AKV sei der starke Anstieg auf jene Insolvenzen zurückzuführen, die mangels kostendeckenden Vermögens abgewiesen wurden.

Ein Geschäftsführer, 31 Pleiten

Von den 67 abgewiesenen Firmeninsolvenzen im Bezirk Klagenfurt entfallen 31 auf Firmen, die alle von einem Wiener Geschäftsführer und Vermögensberater mit Adresse in Klagenfurt geführt wurden. Jener Geschäftsführer beschäftigt laut AKV-Aussendung schon seit 2022 Insolvenz- und auch Strafgerichte in ganz Österreich. Insgesamt sind mittlerweile 52 Firmen des Wieners in Insolvenz. Auch die größte österreichische Insolvenz im Jahr 2022 ging „auf sein Konto“, jene der CPI Gruppe mit mehr als EUR 250 Mio. Passiva.

Immobilienbranche, Bau und Handel betroffen

Im Branchenvergleich ergeben sich in Kärnten laut AKV überraschende Ergebnisse. In einzelnen Branchen, die als große Coronavirus-Verlierer galten, gibt es keinen markanten Anstieg, wie etwa im Gastronomiebereich. In anderen Bereichen liegen die Insolvenzzahlen dagegen deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau.

Ein hohes Insolvenzaufkommen weist hier erstmalig der Wirtschaftsbereich Grundstücks- und Wohnungswesen auf. Die Immobilienwirtschaft leidet auch in Kärnten unter den steigenden Zinsen, was nicht ohne Folgen für das Insolvenzgeschehen blieb und bleiben wird. Die Probleme der Immobilienentwickler schlagen auch auf die Baubranche durch, sodass auch im Bereich Bau ein überdurchschnittlicher Anstieg bemerkbar ist. Ebenso verzeichnet der Bereich Handel einen starken Anstieg.

Verbindlichkeiten in Höhe von 42 Millionen Euro

Die Verbindlichkeiten bei den Firmeninsolvenzen betragen im ersten Halbjahr 2023 knapp 42 Millionen Euro gegenüber 29 Millionen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Rund 192 Dienstnehmer waren von den Insolvenzen betroffen. Die größten Kärntner Insolvenzen sind die Firmen GHL Vertriebs GmbH in Althofen mit Passiva von 4,1 Millionen Euro, gefolgt von den Firmen United Buildings Group GmbH und Kapeller Naturholz Manufaktur GmbH mit je rund 1,8 Millionen Euro Passiva.

Situation wird sich weiter verschärfen

Bei den Privatinsolvenzen geht man davon aus, dass deren Zahl weiter ansteigen wird. Denn die Energiekrise und die Teuerung führten laut AKV noch nicht zu spürbaren Auswirkungen im Bereich der Privatinsolvenzen. Ein Grund dafür sei die derzeit stabile Arbeitsmarktlage, sodass sich eine schlechtere Wirtschaftslage erst später bemerkbar machen wird. Auch die Situation der Unternehmen werde sich durch die Inflation und die Zinswende im zweiten Halbjahr weiter verschärfen.