Schlepper vor Gericht
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Gericht

20 Monate Haft für Schlepper

Ein 32 Jahre alter Schlepper hat sich am Dienstag am Landesgericht Klagenfurt verantworten müssen. Dem Mann wird vorgeworfen, 20 Personen aus Bangladesch und Pakistan in einem Kastenwagen von Rumänien über Österreich in Richtung Italien geschleppt zu haben. Er wurde zu 20 Monaten Haft, davon sechs unbedingt, verurteilt.

Der aserbaidschanische Staatsangehörige, der mit seiner Familie in Deutschland lebt, war am Karfreitag im Bezirk Wolfsberg mit seinem Kastenwagen aufgegriffen worden. Der Mann gab vor Gericht an, er sei seit Jahren heroinsüchtig und habe Schulden. Er sei zu dieser Tat von einem Bekannten aus dem Drogenmilieu gezwungen worden. Er hätte den Kastenwagen in seinem Wohnort in Bielefeld (Deutschland) mieten und damit nach Wien fahren müssen. Dort hätte er ihn jemandem übergeben und kurze Zeit später, mit dem Auftrag nach Italien zu fahren, wieder übernommen. „Ich wusste, dass Flüchtlinge drinnen sind, aber nicht wie viele“, sagte der Angeklagte.

Prozess Schlepper

Akuter Sauerstoffmangel: „Habe nicht so weit gedacht“

Da in dem Kastenwagen mit 20 Personen auf weniger als vier Quadratmetern akuter Sauerstoffmangel herrschte, schlugen die Insassen während der Fahrt mit den Fäusten gegen die Ladetüre. Der Angeklagte fuhr daraufhin bei Weiz von der Autobahn ab und öffnete die Seitentüre. Dabei sprangen sieben Bangladescher und ein pakistanischer Staatsbürger aus dem Fahrzeug und flüchteten. Erst da sei ihm bewusst geworden, wie viele Menschen in dem Transporter eingepfercht waren, sagte der Angeklagte.

Der Schlepper setzte danach aber die Fahrt fort. „Können Sie sich vorstellen, dass die Personen da hinten keine Luft bekommen haben, dass sich jemand übergeben hat oder bewusstlos geworden ist?“, fragte Richterin Ute Lambauer den Angeklagten. „Jetzt im Nachhinein schon, aber damals habe ich nicht so weit gedacht“, meinte dieser mit einem Verweis darauf, dass er während der Fahrt unter Drogen gestanden sei.

Reumütiges Geständnis wirkte mildernd

Nachdem die Polizei in Weiz die Geflüchteten aufgegriffen hatte, wurde sofort eine Fahndung nach dem Kastenwagen mit deutschem Kennzeichen eingeleitet. Im Bezirk Wolfsberg wurde das Fahrzeug schließlich angehalten. Die Polizisten fanden im Laderaum noch weitere zwei Bangladescher und zehn Pakistani vor. Die Männer waren mit gültigen Arbeitsvisa nach Rumänien eingereist und hätten über Ungarn und Österreich nach Italien geschleppt werden sollen.

Richterin Lambauer setzte die Strafe mit 20 Monaten Haft, davon sechs Monate unbedingt, fest. Von der Nötigung, weswegen er ebenfalls angeklagt war, wurde der 32-Jährige mangels Beweisen freigesprochen. Als mildernd sei sein reumütiges Geständnis heranzuziehen, begründete die Richterin das Urteil. Der Angeklagte nahm das Urteil an, Staatsanwältin Barbara Baum gab keine Erklärung ab, das Urteil ist damit nicht rechtskräftig.